Rückmeldung Kindergarteneingewöhnung und stillen

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Rückmeldung Kindergarteneingewöhnung und stillen

Liebe Biggi, liebe Kristina, Ihr habt mir immer schon so viel geholfen, teilweise wenn ich hier selbst Fragen stellte, aber auch wenn ich einfach nur mitlesen konnte. Heute frage ich mich oft, wie ich damals so eine mechanische Vorstellung vom Stillen und Leben mit dem Kind hatte haben können. ;-) Vor kurzem hatte ich von unserer überraschend holperigen (weil Kind sich eigentlich immer leicht von mir trennen konnte) Kindergarteneingewöhnung geschrieben und von Biggi eine ganz liebevolle Rückenstärkung erhalten. Das ist jetzt der Erfolg: Meine Tochter merkte, dass die anderen Kinder merkwürdig reagieren, wenn sie sehen, dass sie "noch" stillt. Ein Mädchen meinte sogar, wenn ihre gut dreijährige Schwester das noch täte, wäre ihr das sehr peinlich. Sie sei doch schon groß und könnte "richtig" trinken. Ich habe meine Tochter gefragt, ob sie das verstanden habe, und sie bejahte. Meinte auch, das würde sie sehr stören. Wir haben dann überlegt, wie wir es einfacher gestalten könnten, damit die anderen nicht komisch über sie denken, und siehe da: Es ging ganz leicht. Wir stillen zu Hause, nicht im KiGa, außer wenn es wirklich sehr dringend ist, und dann in der Garderobe. Ansonsten ist es mittlerweile oft Hunger, und gegen den hab ich immer Rosinen dabei. Davon isst sie ein paar, und alles ist gut. Dennoch ist die Eingewöhnung schwierig gewesen. Nun haben wir die Lösung gefunden, dass mein Mann sie morgens hinbringt, was für meine Tochter das absolute Highlight ist! Er muss sich da noch zwei oder drei Sachen ansehen, dann meint sie, er könne gehen, und alles ist gut. Ich habe darauf bestanden, nach den Herbstferien erst mal VOR dem Frühstück abzuholen, sie ist also nur von 8:15 bis 9:30 da. Das hat super geklappt, und ich merke, dass sie jetzt dort angekommen ist. Tatsächlich stärkt es wohl auch ihren Status in der Gruppe, dass Mama nicht mehr dabei ist. Hätte ich vorher nicht geglaubt. Heute konnte ich sie bringen, auch kein Problem. Nächste Woche "darf" sie bis inklusive Frühstück bleiben, und ich bin sicher, dass sie das gut schafft, allerdings dann auch völlig erledigt sein wird. Sie hat so feine Antennen und ist nach wenigen Stunden in solch einem Rahmen komplett hinüber. Schläft dann locker 3 Stunden danach. Also ist verabredet, dass ich sie um halb elf abhole, und wenn wir sehen, dass es besser geht, "darf" sie auch länger bleiben. ;-) Ich bin zuversichtlich, dass das klappt. Sie stillt dann zu Hause vor allem beim Mittagsschlaf jetzt viel mehr als vorher, und ich lasse mich ganz darauf ein. Braucht sie wohl einfach, um das Erlebte zu verarbeiten. Sie wacht nachts bisweilen häufiger auf, aber sie hat keine schlimmen Träume mehr, bei denen sie nach Mama schreiend aufwacht, wie am Anfang. Was auch geholfen hat, war ein ganz tiefes Inmichgehen, wie ich zum Kindergarten stehe. Klar ist, dass meine Tochter niemals mal eben bis mittags hingehen könnte. Das wäre viel zu viel für sie, es sind einfach zu viele Eindrücke, und ich bin sicher, das wird auch noch länger so sein. Aber mir ist beim Inmichgehen noch mal klargeworden, dass sie jetzt wirklich reif für einen anderen Lebensrahmen außer den mit Mama und Umkreis geworden ist. Sie braucht die anderen, auch und gerade älteren Kinder, sie braucht andere Bezugspersonen, und sie braucht auch mal "ihr eigenes". Sie hat so viel mehr Energie, und die muss irgendwo hin. Also wenn ich sie hier mitsamt der wunderbaren Stillerei und viel Nähe gut auffange und unterstütze, ihr aber gleichzeitig die Rückendeckung für ihre Loslösung gebe und sie motiviere, dann kann sie zumindest so lange sie es braucht, ein bisschen auf meiner Welle dort hineinschwimmen. Bald braucht sie diese Welle zumindest im KiGa dann nicht mehr. Wenn ich selbst da sehr klar bin und den Rahmen mit den Mitarbeiterinnen so stecke, dass ich weiß, es ist für sie zu schaffen, dann muss ich nicht mehr zweifeln und kann sie klar und gerade unterstützen. Und genau das hat sie gebraucht! Was mir wieder klarmacht, dass wir Mütter immer wieder auch in den Institutionen um Verständnis und eine gewisse Anpassung an die Bedürfnisse der Kinder ringen müssen, auch wenns unangenehm sein kann, in der Überzeugung, für das Kind zu diskutieren und die Kontroverse zu suchen und durchzuhalten, auch wenn man auf anfänglichen Widerstand stößt. Nun läuft es genau so, wie mein Kind und ich glauben, dass sie es gut schaffen kann, und sie ist glücklich und kommt fröhlich zu mir, wenn ich sie abhole. Um den dritten Geburtstag, mit abebben des Entwicklungsschubes, den ich ziemlich heftig fand, sehr verändert hat, ist dass sie nur noch selten so vehement unbedingt stillen muss. Wenn ich ihr sage, dass ich das irgenwo bzw. zu einer bestimmten Situation nicht mehr will, wir das aber später gern gemütlich machen können, lässt sie sich ganz leicht darauf ein. Sie hat sich vorher auch schon darauf eingelassen, aber man sah, dass es ihr nicht leicht fiel, jetzt ist es tatsächlich nicht mehr so wichtig. Es verändert sich etwas. Die viele Stillerei, die so lange so notwendig für sie war, wird weniger wichtig. Es nimmt für sie immer noch einen hohen Stellenwert ein, ist aber lange nicht mehr ein so dringendes Bedürfnis wie fast drei Jahre lang vorher. Manchmal denke ich mit einem gewissen müßigen Bedauern, dass unsere Stillzeit wohl doch irgendwann zu Ende geht. ;-) Das konnte man vorher überhaupt nicht absehen. Immer häufiger sucht sie nun anderen innigen Kontakt zu mir, ohne zu stillen. Das wollte ich nur noch einmal berichten. Vielleicht freut es Euch. Vielleicht gibt es manch einer zweifelnden Stillmutter noch mal Auftrieb und Stärkung. Ganz vielen Dank für Eure unendliche Mühe und Arbeit hier, die ein bisschen die Welt verändert!! LG Sileick

Mitglied inaktiv - 14.11.2014, 21:08



Antwort auf: Rückmeldung Kindergarteneingewöhnung und stillen

Liebe Sileick, dir ganz lieben Dank für diese Rückmeldung, und den Einblick, den du uns - und allen Mitleserinnen - in euer Leben erlaubst. Ich finde es wundervoll, wie genau du auf dein Kind eingehst und sie so nehmen kannst, wie sie ist. Ja, es ist anstrengend, aber ja, es lohnt sich. Ein junger Mensch, der so viel positive Rückmeldung zu seinem eigenen Sein erhält, wächst mit einem sehr starken Selbstwertgefühl auf. Du wirst sehen, wie stark und stabil sie später da stehen wird. Ihr macht es ganz richtig und geht euren eigenen Weg. Egal, was die anderen dazu sagen, keiner weiß es besser als du und dein Kind, was gut ist in eurer Situation. Und das dann zu tun, statt der Herde zu folgen, das ist mutig und stark und gut! Wünsche euch noch viel Klarheit und erfolgreiches gemeinsames Wachsen! Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 15.11.2014



Antwort auf: Rückmeldung Kindergarteneingewöhnung und stillen

Hallo sileick! Dein Beitrag ist ein paar Tage alt aber vielleicht liest du das trotzdem! Ich lese deine Texte & Tipps immer unheimlich gern(auch wenn bei uns vieles anders ist), weil sie mich in dem einen, wichtigsten Punkt bestärken: auf den Mutterinstinkt zu hören :-). Liebe Grüße B

Mitglied inaktiv - 18.11.2014, 07:11