Frage: Nachts keine MM?

Guten Morgen, ich erwarte mein drittes Kind. Meine ersten beiden Kidner hatten jeweils eine ganz unterschiedliche Stillgeschichte: 1Kd: kam per Notsectio als SGA mit 2660g in der 41SSW zu Welt, nach 12 Stunden Oxytropf. Milcheinschuß nach 48 Stunden, sehr flache Brustwarzen bei sehr prallen Brüsten, daher mit Bh gestillt. Kind trinkt mit 3 tg bereits 160ml MM alle 2 Stunden. Nach 9 Wochen deutlich weniger Milch, Kd. trinkt nun alle 2 Stunden für fast 60 Min., 1 Woche später Nachts keine Milch mehr, Kd erhält Nachts bei Bedarf Nahrung, ich pumpe alle 2 Stunden 30 Min.: aber zwischen 22 Uhr und 6 Uhr kommt kein Tropfen MM mehr!! Habe meinen Sohn insgesamt aber 13 Monate gestillt. (Ab Beikost die Mahlzeiten ersetzt und dann MM gepumpt für die Nächte, so keine Nahrung mehr nötig ab dem 7 LM) 2.Kd: Sec. Sectio nach versuchter Einleitung mit Oxytropf 41 SSW. ME nach 24 Stunden, super Stillstart auch ohne Bh. Kd hat sehr enge Nasengänge trinkt nur kleine Mengen, nimmt aber explosionsartig zu dank MM. Nach 3 Wochen beginnender Stillstreik (hatte nie Schnuller etc) 10 Tage mit Hilfe der Hebamme (AFS STillberaterin) versucht ohne Erfolg. Feststellung beim Pumpen: Nachts wieder keine MM! Habe meinen Sohn nicht mehr an die Brust bekommen, daher 10 Monate gepumpt und mit der Flasche gefüttert. (Anmerkung auch an der Flasche sehr schlechtes Trinken, mit 4 Monaten nur knapp 100ml alle 3 Stunden teilweise mit erbrechen, Stimulation und viel Geduld) Nach 6 Monaten alles im Normbereich) Können sie mir sagen, woran das liegen könnte, das ich Nachts keine Milch habe? WIe hoch ist die Wahrscheinlichkeit, das das nun wieder passiert? Möchte dazu sagen, das ich selbst Kinderkrankenschwester in der Geburtshilfe und Still- und Laktationsberaterin ( Bensberg) bin. Ich habe viel Probiert, komme hier aber nicht weiter. Die Schilddrüsenwerte TSH waren jedesmal zwischen 2 und 3. Vielen Dank!!

von fusselmami am 06.10.2014, 11:29



Antwort auf: Nachts keine MM?

Liebe fusselmami, etwa 98 % aller Frauen können stillen, vorausgesetzt, sie bekommen die richtigen Informationen, werden korrekt unterstützt und wollen stillen. Der Umkehrschluss von dieser Aussage lautet: zwei Prozent aller Frauen können tun und lassen was sie wollen, können die beste Unterstützung der Welt erhalten und werden dennoch nicht (voll) stillen können. Gründe für eine zu geringe Milchbildung oder gar ein Ausbleiben der Milchbildung können in unterentwickeltem Drüsengewebe, aber auch bei Stoffwechselproblemen liegen (so hat eine Schilddrüsenunterfunktion möglicherweise einen gravierenden Einfluss auf die Milchbildung). Auch extrem starke Blutungen nach der Geburt können dazu führen, dass die Frau eine Art Hypophyseninfarkt erleidet und keine oder nur sehr wenig Milch bilden kann (Sheehan Syndrom). Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist auch das Stillmanagement in der Zeit unmittelbar nach der Geburt. Nicht immer, lässt sich alles, was in diesem Zeitraum nicht optimal gelaufen ist, wieder korrigieren. Es gibt die „Prolaktin Rezeptoren Theorie", die besagt, dass das häufige Saugen des Babys in den ersten Tagen der Stillperiode die Entwicklung der Prolaktinrezeptoren im Brustdrüsengewebe fördert. Bleibt die Förderung dieser Entwicklung durch zu wenig Stimulation aus, ist es nicht immer möglich die Milchmenge später entsprechend zu steigern. Im Tierversuch ist diese Theorie bereits belegt. Ein ganz anderer Gesichtspunkt, der keinesfalls so augenscheinlich ist, ist die Psyche der Frau. Wenn wir eine Frau mit Stillproblemen vor uns sehen, kennen wird nur sehr selten die Geschichte dieser Frau. Wir wissen in der Regel nicht, ob sie zum Beispiel als Kind oder Jugendliche missbraucht wurde und deshalb die Nähe, die das Stillen unwillkürlich mit sich bringt, nicht ertragen kann. Diese Frau will vielleicht wirklich stillen, versucht auch vieles und schafft es nicht, weil ihre Psyche es nicht zulässt. Leider ist dieser letzte Punkt viel häufiger die Ursache für Stillprobleme, als wir es uns oft vorstellen. Auch andere psychische Ursachen sind nicht gerade selten. Bei vielen Frauen ist es aber nach wie vor so, dass es schlicht und ergreifend an der mangelnden Betreuung und falscher Information liegt. So wird zum Beispiel immer noch geraten, dass stillende Frauen extrem viel trinken müssten, um die Milchbildung zu fördern, obwohl bewiesen ist, dass eine zu hohe Flüssigkeitszufuhr zu einer Verringerung der Milchmenge führen kann. Es wird immer noch viel zu wenig Augenmerk auf das korrekte Anlegen und richtige Saugen des Kindes gelegt, beides Faktoren, die nicht nur wegen der wunden Brustwarzen sondern auch für die optimale Stimulation der Brust extrem wichtig sind. Viele Frauen werden immer noch angehalten das Stillen sowohl was die Häufigkeit als auch die Zeit an der Brust betrifft einzuschränken obwohl letztlich der wichtigste Faktor für die Milchbildung das häufige Anlegen bzw. Anregen der Brust ist. Ich kann dir nicht sagen, warum es nicht klappt und wenn ich ehrlich bin, habe ich von so einem Fall noch nie gehört. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 06.10.2014