Mutmachgeschichte

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Mutmachgeschichte

Hallo liebes Stillteam! Ich lese hier schon seit meinem ersten Kind (Okt. 11) mit, aber erst in meiner zweiten Schwangerschaft und jetzt mit meinem zweiten Kind (April 14) hab ich wirklich verstanden, wie eine Stillbeziehung erfolgreich verlaufen kann. Auch dank dessen, was ich hier nachlesen kann. Beim ersten hatte ich anundfürsich einen optimalen Start, oft angelegt, sanfter Milcheinschuss. Aber da ich sehr, sehr ko war, mein Kind ein großes Saugbedürfnis hatte und ich leider volle Kanne in eine Wochenbettdepression abrutschte, bekam das System ne Schieflage. Mein Bauchgefühl wurde von meiner Unsicherheit (wird er satt, hat er Hunger oder will er nuckeln) und den wohlgemeinten Tipps anderer (Mindestabstand etc.) völlig überlagert. Zudem war ich so um ihn bemüht, dass ich mich völlig vernachlässigt habe, nicht gut aß, nicht gut schlief, nie abschalten konnte und und und. Ende vom Lied, Kind wurde wirklich nicht mehr am Busen satt und ich begann zuzufüttern, was aber auch gut so war, da ich Gewissheit hatte, er wird satt und ich endlich meine größte Sorge los war. Und dann auch mit Therapie und einer tollen Mütterpflegerin meine Depression hinter mir lies und irgendwann dann endlich nach 6 Monaten eine glückliche und nicht mehr stets besorgte Mama war. Die Milch ging natürlich soweit zurück, dass ich wenige Wochen nach Einführung des Abendbreis (nach dem er pappsatt war und nur noch morgens trank, tagsüber hatte ich schon zur Flasche hin abgestillt) dann auch den Busen morgens wegließ, da er trotz 20min saugens noch 200ml Pre hinterher trank. Hab auch keine Probleme milchstautechnisch gehabt und somit war die Stillzeit vorbei und mein Sohn ein reines Flaschenkind. Damit hab ich auch meinen Frieden gemacht, wollte aber bis kurz vor der zweiten Schwangerschaft ein zweites Kind nicht mehr stillen, sondern gleich die Flasche geben. Dachte damals noch, ich brauch die Sicherheit, dass sich das Kind das holen kann was es braucht). Das änderte sich nach und nach und als ich dann schwanger wurde, war klar, ich probiere es noch mal mit dem Stillen. Ich wusste und weiß ja jetzt, dass wenn es mir absolut nicht gut geht damit, ich mein Kind ja auch liebevoll mit der Flasche groß kriege. Und was soll ich sagen: ich stille seit 10 Wochen, als hätte ich nie was anderes getan :-D. Ich bin so glücklich. Hab schon in der Schwangerschaft viel vorbereitet, dass es mir gerade im Wochenbett gut geht ( Hilfe organisiert, mir tolle BHs, schicke und pragmatische Oberteile gekauft) und mir vorgenommen, dieses Mal vor allem auf mich zu hören und das Kind. Wer nicht unsicher jeden um Rat fragt, wird auch nicht mit (gutgemeinten) Ratschlägen bombardiert. Und durch die Erfahrung, die ich im Laufe der 2 1/2 Jahre Mutterseins gemacht hat (Müttermantra: "es ist nur eine Phase"), bin ich wesentlich gelassener, wenn es mal anstrengend ist. Und ich hab keine Depression, das hilft natürlich am meisten, dem Bauchgefühl zu folgen. :-) Merke jetzt erst, auf welchen Wolken man schweben kann, wenn ein Baby zur Welt kommt. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich völlig frei machen kann von irgendwelchen Tipps und einfach mein Ding durchziehe. Durch das Forum und meine Tochter weiß ich nun auch was Clusterstillen ist. Nehme es hin und freu mich, wenn sie nach ein/zwei Stunden abends dann zufrieden mehrere Stunden satt schläft. Und wenn sich Tags und nachts wieder die Abstände verkürzen und sie oft an die Brust will, weiß ich, ok, der nächste Wachstumssprung steht an. Ich guck auf keine Uhren mehr, ich probiere aus, womit es uns beiden am besten geht. Learning by doing. So ist meine Sicherheit diesmal sehr schnell gestiegen. Und kommt doch ein kleiner Zweifel, ob sie satt wird, guck ich mir sie an, seh die Pausbäckchen und Speckbeinchen und weiß durch die Infos hier, ja, alles klar bei uns. Jetzt nach 10 Wochen denke ich, dass ich dieses Mal länger das Stillen genießen werde. Ich hab so sehr meinen Frieden damit gemacht, dass ich hoffe, dass mich das durch die anstrengenden Zeiten trägt, die wohl immer wieder mal kommen werden. Und falls ich es selbst nicht lösen kann, frag ich hier um Rat. Also: danke für Eure Arbeit hier, auch ohne jemals eine eigene Frage gestellt zu haben, hat mir Eure Seite schon viel geholfen. :-) LG!

von Primelchen79 am 27.06.2014, 22:06



Antwort auf: Mutmachgeschichte

Liebe Primelchen79, oh, sind deine Zeilen schön!! Vielen lieben Dank für diesen tollen Erfahrungsbericht, der sicher vielen 'stillen Leserinnen' Mut machen wird. Du hast Recht: Meist erkennen wir beim 2. Kind, dass wir uns beim ersten viel zu viele Gedanken gemacht haben, dass wir uns hätten viel mehr auf den Mutterinstinkt verlassen sollen und weniger den vielen Besserwissern zugehört haben sollten. Es ist toll, dass du jetzt von so guten Erfahrungen berichten kannst, zu denen wir ein kleines bisschen beitragen konnten :-) Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 28.06.2014