Guten Tag,
nachdem ich ständig Milchstaus hatte und momentan wieder einen habe, bin ich heute zu meiner FÄ, da ich den Milchstau nicht mehr selbstständige wegbekomme dieses Mal. (Pumpen/Ausstreichen/Wärmen/Kühlen etc. funktioniert alles nicht) Da ich sowieso momentan dabei bin abzustillen hat mir meine FÄ Bromocriptin verschrieben, da es scheinbar auf natürlichem Wege nicht so wirklich gut klappt mit dem Abstillen. Und ich im Grunde die ganze Zeit mit einem Milchstau herum laufe, der von einer Brust zur anderen wandert.
Nun habe ich die Tabletten hier, aber den Milchstau habe ich nun natürlich immer noch. Soweit ich weiß helfen die Tabletten nicht wirklich bei einem Milchstau, ist das richtig? Wenn ja: Was kann ich da nun tun? Denn wie gesagt, die oben genannten Methoden funktionieren nicht. Aus der gestauten Brust kommt auch so gut wie keine Milch beim abpumpen (1 Stunde pumpen und trotzdem nur 25ml und die Verhärtung verändert sich kein Stück). Mittlerweile habe ich natürlich schon starke Schmerzen in der Brust und die andere Brust fängt nun auch langsam an (obwohl ich noch nicht über meinen normalen Abpump Zeitpunkt hinaus bin) sich zu stauen.
Mit freundliche Grüßen
von
Kerusa
am 23.09.2015, 16:15
Antwort auf:
Mit Medikamenten Abstillen - Trotzdem Abpumpen?
Liebe Kerusa,
der Wirkstoff dieser Abstilltabletten ist mehr als umstritten und wirkt keineswegs so, dass sofort die Milchbildung unterbunden wird. Im Gegenteil: Außerhalb der unmittelbaren Neugeborenenperiode kann er sogar gar nicht wirken, so dass nur die nicht unerheblichen Nebenwirkungen bleiben können.
Tatsache ist, dass Bromocriptin (Handelname in Deutschland z.B. Pravidel) in den USA schon lange nicht mehr als Abstillmittel zugelassen ist und dass die Wirkung von Prolaktionhemmern nach der unmittelbaren Neugeborenenperiode nicht nachgewiesen ist. Nach 7 Monaten (oder später) Stillzeit ist ein Abstillen mit einem Prolaktinhemmer keineswegs mehr sinnvoll (da wirkungslos abgesehen von den Nebenwirkungen).
In „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Schaefer, Spielmann steht dazu Folgendes:
„Zum Abstillen ist vor allem Bromocriptin eingesetzt worden. Angesichts möglicher Risiken für die Mutter soll es nicht mehr routinemäßig zu diesem Zweck genommen werden (Arzneimittelkommission 1989). Die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) hat aufgrund der mütterlichen Risiken die Zulassung für Bromocriptin zum Abstillen zurückgezogen (Herings 1995). Statt dessen sollen physikalische Maßnahmen wie gut sitzende, unterstützende Bekleidung sowie Kühlung und Entleerung bis zur Erleichterung den Vorzug gegenüber Ergotaminderivaten erhalten. Bei Mastitis ist Bettruhe, häufiges Entleeren mit Wärmeanwendung vorher und Kälte nachher sowie ggf. antibiotische Therapie zu empfehlen. Hochbinden der Brust wird wegen der Gefahr eines Milchstaus nicht mehr empfohlen."
Sobald sich die Brust dann gespannt anfühlt oder schmerzt, solltest Du entweder gerade so viel
Milch ausstreichen, dass die Spannung nachlässt oder (falls die Brust nicht gestaut ist und
„nur“ schmerzt) die Brust kühlen. Bitte streiche wirklich nicht mehr aus, als unbedingt
notwendig, sonst wird die Milchproduktion wieder angeregt. Deine Brust wird sich daran
gewöhnen, dass die Nachfrage nicht mehr gegeben ist und die Milchproduktion immer weiter
verringern und schließlich ganz einstellen, aber sie braucht etwas Zeit dazu.
Es ist auch empfehlenswert, den Salzkonsum während des Abstillens einzuschränken. Es ist
nicht notwendig die Flüssigkeitszufuhr einzuschränken, trinke entsprechend deinem
Durstgefühl.
Falls Du dich für naturheilkundliche oder homöopathische Mittel zur Unterstützung des
Abstillprozesses interessierst, wende dich bitte an einen entsprechend ausgebildeten Arzt oder
eine Hebamme.
LLLiebe Grüße
Biggi
Ich hänge dir einen Leserbrief eines Hamburger Gynäkologen an.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
Leserbrief Pädiatrische Praxis 60, 561 562 (2001/2002)
Abstillen – natürlich oder medikamentös
Zu Umfrage in Pädiatrische Praxis 59, 583 587 (2001)
In der Umfrage haben Vertreter namhafter Geburtskliniken Stellung genommen. Zu den Risiken der Einnahme von Ergotaminabkömmlingen – und das sind alle dort genannten Medikamente zum medikamentösen Abstillen – hat sich kein Experte sachgerecht geäußert. Die Umfrage erweckt den Eindruck, als seien früher einmal in den USA Zwischenfälle aufgetreten, die jedoch in Europa nie Bedeutung erlangt haben und vernachlässigbar sind.
Ein Studium der verfügbaren Literatur vermittelt jedoch ein etwas anderes Bild. Hinzu kommen immer wieder mündliche Berichte von Hebammen sowie Kolleginnen und Kollegen über Herzinfarkte und zerebrale Krampfanfälle im Zusammenhang mit der Einnahme von Bromocriptin. Die jüngste Veröffentlichung aus Deutschland über solche Zwischenfälle stammt aus dem Jahr 2000 (1). Sie arbeitet auch die derzeitig verfügbare Literatur auf. Danach sind folgende berichtete Nebenwirkungen von Bromocriptin postpartal bisher beobachtet worden: Herzinfarkt (1, 2), Bluthochdruck (3), Schlaganfall (4), Krampfanfall (5), Psychose (6). Außerdem konnte von Larazet et al. (7) erstmals ein Koronararterienspasmus nach Bromocriptingabe oral im Herzkatheterlabor nachgewiesen werden. Unter einer Einmalgabe von Bromocriptin war ein Vasospasmus der rechten Koronararterie mit einer Lumeneinengung von 70 % angiographisch nachweisbar.
Es besteht also kein Zweifel daran, dass Ergotaminerderivate zu Vasospasmen führen können und damit auch zu den genannten erheblichen Nebenwirkungen teilweise mit Todesfolge. Das Potenzial zu diesen Nebenwirkungen haben auch alle neueren Ergotaminderivate (z.B. Cabergolin), da sie der gleichen Stoffgruppe entstammen. Sie sind lediglich noch nicht über so lange Zeit und so gründlich untersucht worden.
Freilich sind die genannten erheblichen Risiken gering; sie haben aber immerhin dazu geführt, dass die Food and Drug Administration (FDA) die Zulassung von Bromocriptin zum Abstillen widerrufen hat. Offenbar unbeachtet geblieben ist die Empfehlung der Arzneimittelkommission der Bundesärztekammer von 1989, die die Anwendung von Bromocriptin zum Abstillen nur in medizinisch begründeten Situationen empfiehlt (8).
In den Umfragen wurde festgestellt, dass das Abstillen häufig auf Wunsch der Mütter erfolgt und es selten medizinische Gründe zum Abstillen gibt. Dementsprechend dürften auch Ergotamtinabkömmlinge zum Abstillen nur selten angewendet werden, würde man der Empfehlung der Arzneimittelkommission folgen. Dass dem nicht so ist, ist seit Jahren bekannt. Der Grund liegt darin, dass das „natürliche Abstillen" erst in den letzten Jahren bekannter geworden ist. Es ist mühsamer als das medikamentöse Abstillen, und es dauert länger. Die Befürchtung, es könnte sich eine Mastitis entwickeln ist nur selten berechtigt, da die Übertragung der Keime aus dem Mund des Kindes auf die Brustwarze (immer noch der häufigste Übertragungsweg!) normalerweise nicht wirksam ist.
Aufgrund der Datenlage habe ich keinen Zweifel, dass es ein juristisches Erfordernis ist, die betroffenen Mütter über die alternativen Möglichkeiten zum Abstillen aufzuklären und die seltenen Risiken auch zu nennen. Die Begründung, es fehle die Kontrollmöglichkeit des gewünschten Effektes bei natürlichem Abstillen greift nicht, da heute jeder betroffenen Frau eine Nachsorgehebamme und eine Frauenarztpraxis zur Verfügung stehen, die diese Kontrolle ausüben können. Bei den Ausführungen über natürliches Abstillen verwundert es immer wieder, dass die Reduktion der Flüssigkeitsaufnahme durch die Mutter immer noch genannt wird. Schon seit vielen Jahren ist aus der Literatur bekannt, dass eine Einschränkung der Trinkmenge nur eine eingeschränkte Harnproduktion, jedoch keine Verminderung der Milchproduktion zur Folge hat. Zusätzlich verschlechtert sich auch noch das Allgemeinbefinden der betroffenen Mutter, so dass diese unnütze Maßnahme endlich aus dem Repertoire gestrichen werden sollte!
Literatur:
Arzneimittelkommission Bundesärztekammer: Medikamentöses Abstillen nur in medizinisch begründeten Fällen. Dtsch. Ärzteblatt 86 (1989), 1232.
Canterbury, R. J., et al: Post partum psychosis Induced by Bromocriptine. South Med J. 1987; 80:1463 4.
Hopp, L., et al: Myocardial infarction post partum in patients taking Bromocriptine for the prevention of breast engorgement. Int J. cardiol 1996; 1957: 227 32.
Iffy, L.: Post partum intracerebral haemorrhag in a patients receiving Bromocriptine. Pharmacoepidem Drug Safety 1994; 3: 247 9.
Katz, M., et al: Puerperal hypertension, stroke and Seizures after suppression of lactation with
Bromocriptine. Obstet gynecol. 1985; 66: 822 4.
Lindner, M., et al: Ergotamininduzierter postpartaler Myocardinfarkt. Herz/Kreisl. 2/2000; 32: 65 68.
Larrazet, F. et al; Possible bromocriptine induced myocardial infarction. Ann. Int. Med. 1993, 118: 199 200.
Lawrence, R.A.: Breastfeding: Mosby Baltimore, Berlin 1999, 305.
Dr. Michale Scheele
Stillberater IBCLC
Stillbeauftragter des Berufsverbandes der Frauenärzte und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie
von
Biggi Welter
am 23.09.2015
Antwort auf:
Mit Medikamenten Abstillen - Trotzdem Abpumpen?
Vielen Dank für die Antwort. Wie jedoch in meiner Frage bereits geschrieben hilft weder pumpen noch ausstreichen noch wärmen oder kühlen gegen den milchstau den ich momentan (seit gestern Abend) habe. Die 6 (oder mehr) Staus habe ich so wegbekommen, den jetzt nicht. Was kann ich also tun?
von
Kerusa
am 23.09.2015, 16:56
Antwort auf:
Mit Medikamenten Abstillen - Trotzdem Abpumpen?
Liebe Kerusa,
hilft es auch nicht, wenn vorher die Brust gewärmt wird oder unter der Dusche?
Wenn alles nicht klappt, muss ein Arzt hinzu gezogen werden oder eine Hebamme.
Alles Gute!
Biggi
von
Biggi Welter
am 23.09.2015
Antwort auf:
Mit Medikamenten Abstillen - Trotzdem Abpumpen?
Nein, das hilft auch nicht. Ich war ja deswegen gestern bei meinem Frauenarzt, aber diese hat mir dann nur die Abstilltabletten verschrieben und nichts weiter gesagt, außer, dass ich alle 6 Stunden eine halbe Tabletten von diesen nehmen soll.
von
Kerusa
am 24.09.2015, 10:33