Frage: Langzeitstillen

Liebe Stillberaterinnen, meinen großen Sohn (der jetzt schon 18 ist) hatte ich nach sechs Monaten komplett abgestillt. Mein Kleiner wird jetzt sechs Monate und hat gestern das erste Mal mittags nach dem Stillen einige Löffelchen Möhre bekommen. Nun denke ich gerade weiter, wie das dann später mit der Milchmenge wird. Man stillt dann z.B. nur noch zweimal am Tag (morgens und abends?), wird denn dann noch genug Milch gebildet, oder muss man dann automatisch noch zufüttern mit "Pulvermilch"? Liebe Grüße Roby

von roby.the.cat am 16.06.2014, 20:47



Antwort auf: Langzeitstillen

Liebe Roby, sicher ist es richtig und gut, einem sechs Monate alten Baby, das Interesse an fester Nahrung zeigt, diese dann auch anzubieten. Doch diese Einführung der Beikost sollte langsam erfolgen und keinesfalls kann die feste Kost die Muttermilch jetzt bereits in größerem Maße ersetzen. Ich weiß, dass fast überall steht: „zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird „eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit „ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Im gesamten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch das Hauptnahrungsmittel des Kindes sein. Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung. Allmählich wird sich die Menge der Beikost von selbst steigern und etwa ab den ersten Geburtstag werden sich das Verhältnis Beikost zu Muttermilch langsam umkehren, bis sich das Kind (wenn es dazu die Gelegenheit erhält, die Entscheidung selbst zu treffen) schließlich irgendwann ganz abstillen wird. Für Tipps rund um das Thema Beikost bietet sich das Buch „Babyernährung gesund & richtig – B(r)eikost und Fingerfood“ von Gabi Eugster an. Dort finden sich sehr viele Informationen und Tipps zum Thema Ernährung ab dem siebten Monat. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 16.06.2014



Antwort auf: Langzeitstillen

Hallo Roby, bin zwar keine Stillberaterin, aber vielleicht kann ich Dir ja trotzdem antworten. Mein Kleiner ist jetzt 10 Monate alt und ich habe im 7. Monat mit zufüttern angefangen. Inzwischen ist der tagsüber nur noch Brei und ich stille weiter morgens,abends und nachts und das klappt wunderbar. Die Brust stellt sich da super darauf ein und ich bin total froh, nicht nachts oder morgens wegen einem Fläschchen aufstehen zu müssen. Probier es doch einfach mal aus. Viele liebe Grüße blumen_wichtel

von blumen_wichtel am 16.06.2014, 21:45



Antwort auf: Langzeitstillen

Hallo Roby, vielleicht nützt Dir auch ein Erfahrungsbericht: Ich hab keine "Regeln" befolgt. Mein Kind aß mit 7+ Monaten bei Tisch mit, so viel und was es wollte, und ich stillte, wann immer mein Kind es anforderte. Je älter das Kind wurde, desto mehr kamen die Situationen, in denen ich nicht stillen wollte (wenns draußen kalt war, kurz bevor wir zu Hause ankamen, beim Essenkochen, beim Essen etc.). Das hab ich meiner Kleinen beigebracht, sie musste dann mal Frust aushalten, es war ja nicht mehr so dringend nötig wie für ein kleines Baby. Nachts haben wir das Stillen mit ca. 18 Monaten abgewöhnt. Das ging erstaunlicherweise ganz ohne Geschrei und Protest. Zum langsamen Aufwachen (frühestens ab halb fünf, meist gegen sechs) darf sie aber stillen, so viel sie will. Meine Tochter ist jetzt gut 2,5 Jahre alt, stillt sehr gern, kann aber auch sehr gut ohne mich und Mamas Milch, auch einschlafen mit ihrem Papa. Die Milchmenge stellt sich immer auf den Bedarf ein. Wird es zu wenig, merkt das Kind es, stillt häufiger, und dann wirds wieder mehr. Auch an einem Tag ohne mein Kind hab ich keine gespannten Brüste, auch da reguliert sich das mit der Zeit selbst. Und das, obwohl meine Tochter noch recht viel stillt für ihr Alter. Pulvermilch haben wir nie gegeben, ebenso wenig wie Kuhmilch. Alle Sorgen ums Essen und ob das Kind genügend Nährstoffe bekommt, konnte ich mir sparen, da das Kind die Sache eben nach Bedarf selbst regelt(e), sowohl beim Essen als auch beim Stillen. Hätte mir das vorher nie träumen lassen, dass ich das mal so mache. Ich dachte damals auch, 6 Monate, dann kommt Fläschchen und Beikostbrei. Bin froh, dass ich mir ihr einen anderen, sehr entspannten Weg gegangen bin. Tolles Buch dazu: Gonzalez: "Mein Kind will nicht essen". Viel Spaß beim Essen! LG Sileick

Mitglied inaktiv - 16.06.2014, 23:59



Antwort auf: Langzeitstillen

Hier dann auch mal ein "Langzeitbericht". Unser Sohn wird jetzt Ende Juli 2 Jahre alt - und stillt noch recht gerne *g*. Die üblichen Vorgehensweise welche des öfteren propagiert werden, sind mir schon vorher völlig unlogisch vorgekommen. Zumal ich mich im bereich Ernährung etwas auskenne - beruflich bedingt. Und das was viele eben so sagen mit dem Hintergrundwissen nicht nur unlogisch erscheint, sondern völlig wider der Natur. IMO ist das größte Problem, das Stillen der Ernährung mit der Flasche gleichgesetzt wird - was aber eben komplett falsch ist. Und das führt IMO aber dazu, das eben spätestens mit Beikost da beim Stillen die Probleme auftreten. Das und der "irrglaube" das man nur arbeiten gehen kann wenn man nicht stillt. Und das man Mahlzeiten ersetzten muß, Kinder einen Mangel bekommen wenn nicht und es eh nur alles schwer ist wenn man stillt. Unser Sohn hat mit 5,5 Monaten die ersten Anzeichen von beikost-Reife gezeigt. Er hat von sich aus kräftig "zugelangt". Also war ab dem zeitpunkt klar, es gibt beikost. Allerdings habe ich von Anfang an gesagt, wir ersetzen keine Mahlzeiten, sondern führen Lebensmittel ein. Wir haben eben nur nichts neues gerade abends gegeben, sondern lieber vormittags/mittags - falls es mal nicht vertragen wird. Und halt wirklich nur kleine Mengen. Dem Kind, und dem kindl. Körper ist es nämlich einerlei wann es welches Produkt bekommt, sprich das Gemüse muß es nicht mittags geben, es kann auch vormittags sein oder eben nachmittags. Genauso wie Getreide usw. Und es muß eben nicht Brei sein. Also gab es ab dann Gemüse- und Obststicks (weichgekocht), genauso wie eben Gemüse- und Obstbrei. Getreide gab es mal als Brei, mal als "Pfannkuchen", als Dinkelstick, Zwieback, usw. Wie es gerade passte. Kauen tat er von anfang an sehr gut - auch ohne Zähne. Die kamen dann nämlich erst so langsam etwas später, man nutzte halt die nackte Kauleiste. Recht schnell wollte er kein Obst oder Gemüse mehr als Brei, also habe ich ihm das nur weichgekocht, samt Kartoffel, und er durfte selbst "zulangen". Also sogenanntes Fingerfood/ Baby-led-weaning. Da das natürlich nur kleine Mengen waren, wurde und wollte er auch, danach gestillt. Ab und zu fiel eine Beikostmahlzeit auch mal komplett aus bzw ein ganzer Tag wurde nur gestillt, dafür wollte er am nächsten tag dann mitunter mehr festes. Bis zum 1ten Geburtstag hatten wir dann so keine einzige Mahlzeit wirklich komplett "ersetzt". Und ab dann musste ich wieder arbeiten.... Also, wurde und wird seit dem morgens gestillt. Und zwar vor dem aufstehen. Danach mümmelt er unter der Woche dann oft nur ein Knäckebrot, mehr will er nicht. Am Wochenende, so etwa 30-60min nach dem aufstehen, darf es dann auch Müsli sein, wobei darf das falsche Wort ist. Es muß dann sein *g*. Scheint so, das er diese Zeit einfach benötigt um richtig wach zu werden und eben vorher nicht wirklich was essen will. Oder noch zu satt ist. Jedenfalls, wochentags geht es dann so ab 7.00 Uhr aus dem Haus, ab zur Tagesmutter. Dort isst er oft dann recht schnell eine Kleinigkeit, ebenso vormittags immer mal wieder was es gerade so gibt (Obst, Pfannkuchen; Brot, Brötchen). Mittags wird erst geschlafen, danach warm bei der Tagesmutter gegessen, so gegen 14.15 hole ich ihn dann ab. So sind wir dann meistens so um 14.30 daheim. Und dann will er auch erst einmal stillen, neben einer großen Runde "Mama kuscheln". Sind wir unterwegs, verschiebt er das auch mal gnädigerweise, aber sobald daheim fordert er es deutlich ein. Nachmittags isst er ganz normal, wie unsereins halt auch. Und so gegen 17.00 Uhr essen wir dann alle zusammen warm. Ab 18.00 - 19.00 Uhr ist dann noch eine Runde stillen angesagt, und danach schlafen. Je nachdem wie er gerade drauf ist, und aktuell auch wegen der Hitze, stillt er dann noch 1-2 mal nachts. Du siehst, wir stillen noch recht häufig, wobei das dann oft nur 1-2-3min sind. Er macht einen auf "Druckbetankung". Und, wir reden hier von einem Kind was tagsüber wirklich teils auch recht viel isst, wenn er kann isst er eigentlich ständig immer wieder zwischendurch. Eine ganze Bratwurst, ein Apfel, ein Brötchen ect - alles kein Problem für "Mister Nimmersatt" Wobei man es ihm beim besten Willen nicht ansieht. Er scheint aber auch das stillen noch deutlich zu benötigen. Jetzt wo es so heiss war, hat er auch tagsüber mehr stillen gefordert, dagegen weniger festes gegessen. Auch das hat problemlos meine Brust mitgemacht. genauso wie es durchaus vorkommt wenn wir unterwegs sind, das ich 10-12 Std nicht stille. Auch das macht sie anstandslos mit - und er eben dann auch. Pulvermilch haben wir nie genutzt, reine Kuhmilch trinkt er nicht (er weigert sich strickt), isst aber sehr wohl gerne Joghurt, Käse usw. Milch ist in Griesbrei, Müsli ect auch OK - nur als Getränk nicht. Da trinkt er eben lieber reines Wasser. Ab und zu auch mal etwas Tee (verdünnt). Ich denke mal das zeigt sehr gut, das es sich bestens auch über den beikostbeginn hinaus managen läßt. Und das selbst arbeiten kein Problem ist. Ebenso wenig wie die Fremdbetreuung dann. Von anfang an war ihm klar, ohne Mama keine Milch, habe ich Hunger, muß es eben was anderes sein. Und meinen "Nachtisch" will ich dann trotzdem haben - notfalls auch später *g*. Mein Rat an Dich, vergeß was andere Dir sagen, und halte Dich an dein Bauchgefühl. Vorallen aber, höre auf Dein Kind. Es wird Dich am besten leiten.

Mitglied inaktiv - 17.06.2014, 19:54



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