Liebe Stillexpertinnen, schon wieder brauche ich Ihren Rat. Mein Mann und ich sind momentan am Verzweifeln. Unsere zweijährige wird noch gestillt, leider haben die Tipps nichts gebracht, damit sie nachts ohne oder mit weniger Brust auskommt. Es sind soviele Fragen, die sich uns stellen. Das schlimmst ist, dass die ganzen Skeptiker, die uns schief angeschaut haben, da wir unsere Tochter "bindungsorientiert" erziehen (schlafen im Familienbett, tragen und Stillen nach Bedarf, Stillen immer noch) Recht zu haben scheinen. Ich bin verzweifelt und irgendwie resigniere ich momentan auch. Unsere Tochter klammert extrem an mior. Sie sagt tausendmal am Tag den Satz "Mama soll mich nehmen". Oder alternativ will sie gestillt werden. Sie geht nur MIT uns ins Bett, obwohl sie schon vorher sehr müde wäre. Sie in den Schlaf zu stillen und dann leise wieder davonzuschleichen funktioniert nicht. Wir haben keine Auszeit mehr für uns. Abends von 20-22 Uhr haben wir das quengelnde Kind um uns. Ich sehe nicht ein, auch um 20 Uhr ins Bett zu gehen. In der Nacht wacht sie seit neuestem mehrfach auf (okay, sie ist auch gerade erkältet) und will aufstehen. Sie probiert dann das ganze Programm durch, z. B. erzählt sie, sie hätte die Windel voll, obwohl das nicht stimmt. Sie testet uns wo sie nur kann. Sie haut ihren Papa, der sich immer die größte Mühe mit ihr gibt. Sie will nichts essen, holt sich fast 100 % ihrer Energie über die Mumi. Jedenfalls wenn ich da bin. Wie soll das nur weitergehen? Ich frage mich, was wir falsch machen. Ich wollte sie immer so erziehen, dass ihre Bedürfbisse ernstgenommen werden und dass sie Urvertrauen entwickelt. Das habe ich in meiner Kindheit nicht in erforderlichem Maße bekommen (nicht gestillt worden, häufig schreien gelassen worden, hauptsächlich fremdbetreut worden) mein Selbstvertrauen ist dementsprechend schlecht. Wenn ich andere Eltern mit ihren Kindern sehe, da scheint das alles so einfach zu sein. Die haben ihren Kindern mit 8 Wochen schon (ohne dass sie es schreien ließen) beigebracht, dass es um acht ins Bett geht. Ich möchte einfach auch wieder ein bisschen Luft holen können! Das genuckel abends, wenn sie noch nicht einschlafen will, macht mich wütend. Sie darf ja weiter stillen, aber eben nicht permanent. Wenn ich ihr Kompromisse anbiete, führt das dazu, dass sie sich völlig in Rage schreit. Da dabei kaum Tränen kommen und sie strampelt und rot wird, vermute ich dass es Wut und Trotz ist. Nützt aber alles nichts,. nach 30 Minuten brechen entweder mein Mann oder ich oder wir beide ein und geben dann nach. Was sollen wir tun? Ich möchte, dass unsere Stillbeziehung schön endet und nicht mit Gewalt und Geschrei. Aber ich will auch nicht, dass unsere Tochter uns erzieht und mit uns Schlitten fährt. Genau dieses Gefühl haben wir aber momentan.
von
lieselotte1310
am 12.01.2015, 09:24
Antwort auf:
Langzeitstillen und alleine schlafen
Liebe lieselotte1310,
auch DU hast Bedürfnisse und dein Kind kann lernen, dass auch DIESE ernst genommen werden müssen.
Du kannst deinem Kind ganz klar sagen, wo deine Grenzen sind, das hat nichts mit Willen brechen zu tun!
WENN Du wirklich überzeugt bist, dass Du so nicht weitermachen kannst, dann ist das OKAY!!!!
Dein Baby spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass Du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Babys sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht.
Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und Du deinem Kind klar erklärst und sagst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung.
Sie wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie sie in diesem Alter ihren Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deinem Kind ja trotzdem gut, sie bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Sie ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihr und sei du ruhig und klar, so dass sie sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du sie ein wenig ablenken wollen (falls sie sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in ihrer Nähe und versicherst ihr, dass alles ok ist, und dass ihr weiter stillen könnt (oder kuscheln), sobald sie sich etwas beruhigt hat.
Wenn du konsequent bleibst, wird es klappen. Nur davon hängt es ab: Schaffst DU es...
Du kannst ganz langsam anfangen und sagen, dass Du nachts nur noch zweimal oder so stillst oder eben bis der Wecker klingelt, so kann dein Kind sich orientieren. Klar gibt es ein paar harte Nächte, aber das macht nichts. Wir können unseren Kindern nicht alle Wünsche erfüllen und dein Kind KANN lernen, dass Du eine Pause und deinen Schlaf brauchst.
Ich würde mich freuen, wenn Du mir in ein paar Tagen noch einmal schreibst, wie es Euch dann geht.
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 12.01.2015
Antwort auf:
Langzeitstillen und alleine schlafen
Huhu,
ich kann dich sehr gut verstehen. Ich bin auch eine Mama, die ihr Kind so erziehen will wie du. Meine kleine Tyrannin ist jetzt 17 Monate alt und vor ca 4 Wochen haben wir es jetzt geschafft abzustillen. Es ging wirklich ganz ohne Murren. Ich habe Pulvermilch gekauft, ihr eine Flasche gemacht und mich mit ihr hingelegt. Erst hat sie mich ganz groß angesehen und die Flasche weggeschoben aber nachdem ich gesagt habe "Mama möchte ihr Titti (Ja wir nennen das so!) nicht mehr geben, aber probier das hier mal das ist auch fein" hat sie es tatsächlich angenommen. Natürlich ist meine Brust immernoch interessant für sie, deswegen laufe ich vor ihr nicht mehr nackt und zur Zeit geht wenn dann Papa mit ihr baden, oder sie muss eben alleine =) Die Konsequenz daraus ist, das sie kuschliger ist als vorher ABER weniger anhänglich. Jetzt kann auch Papa vieles machen, was sie vorher nur von mir akzeptiert hat. Mit der Schlafsituation (wir schlafen auch im Familienbett) gab es zwischenzeitlich auch mal Probleme. Wir haben es so gelöst, das wir sehr Zeitig aufgestanden sind, dann haben wir den Mittagsschlaf weggelassen und eben einmal ein paar Stunden gequengel ertragen. Abends habe ich sie dann ins Bett gebracht und wie immer mit viel kuscheln und streicheln in den Schlaf geholfen. Ca 30 Minuten nachdem sie einschlief bin ich aus dem Zimmer raus. Und dann bin ich bei JEDEM mucks den sie gemacht hat rein und hab sie beruhigt und gestreichelt. Das haben wir ein paar Tage so gemacht und dann hat sie verstanden, das jemand kommt, wenn sie sich allein fühlt, wach wird, hunger hat oder oder oder. Mitlerweile wird sie nachts noch einmal wach trinkt ca 120ml Milch und schläft dann weiter. Insgesamt schläft sie von abends 19 Uhr bis morgends um 6 -7 und Mittags 1-2 Stunden. NATÜRLICH gibt es gute und schlechte Tage. Aber die gibt es immer. Lass dich nicht verunsichern du machst eigentlich alles richtig, dir fehlt nur etwas Selbstvertrauen. Ich habe mir nun extra einen Account hier erstellt um dir antworten zu können und hoffe, das mein Text dir ein wenig hilft.
Ganz liebe Grüße
Tin
von
MamaTin
am 13.01.2015, 20:40
Antwort auf:
Langzeitstillen und alleine schlafen
Möchte auch noch meinen Senf dazu geben ;) ich erziehe meinen Sohn auch bedürfnissorientiert. Lass dich nicht von außen verunsichern, du machst nichts falsch! Mein Sohn wurde bis er ca 2 3/4 Jahre war, jede Nacht ca alle 2 Stunden gestillt. Vor kurzem hat es mich ziemlich genervt und ich wollte unbedingt dass er sich abstillt. Je mehr ich das wollte desto mehr bzw länger wollte er die Brust. Irgendwann hab ich es akzeptiert und mir gesagt "ok, still so lange du willst" und weißt du was passiert ist? Er hat sich innerhalb kürzester Zeit alleine abgestillt. Genau so wie ich es immer wollte. Jetzt schläft er auch überwiegend durch. Also, Kopf hoch! Genieße die kuschelzeit, es hält nicht ewig ;)
Er wird nächste Woche 3 Jahre.
von
Kräuterzauber
am 13.01.2015, 23:21