Frage: komische Gewohnheiten

Sehr geerte Damen, ich bin ziemlich verwirrt, was das Stillen angeht. Entschuldigung für den langen Text, ich bin doch sehr unsicher. Meine Püppi kam mit 3270g zur Welt und wog mit 4 Wochen 3950g. Ich denke, so viel falsch mache ich zum Glück nicht, habe viele Fragen, da mir ein paar Sachen komisch vorkommen. 1. Anlegezeit Am Anfang sollte ich jede Brust 15min geben und habe das auch getan. Anders als andere Kinder gib meine Kleine die Brust jedoch nicht frei, auch jetzt mit 5 Wochen nicht. Sie trinkt dann auch weiter, wenn ich sie lasse. Bishher habe ich sie nicht länger als 30min gelassen, sie würde aber auch länger weitermachen. Selbs dann braucht sie noch die 2. Brust, um sattzuweden. Ab und an schläft sie natürlich ein oder nuckelt nur, dann nehme ich sie natürlich ab und sie ist satt. Aus dem Grund, hat es sich so eingespielt, dass ich sie nach ca.10min von der ersten Brust nehme und dann an die zweite lege. Auch hier ist sie meist nach 10min satt, ich muss sie aber lösen, da sie auch hier nur noch nuckelt und sehr selten einen Schluck trinkt und das sonst ewig so weiter macht. Ich glaube, da habe ich uns beiden etwas Schlechtes angewöhn. Ist das schlimm? Wie kann ich das ändern? Ich bin mir immer so unsicher, ob sie wirklich satt ist, wenn ich ständig entscheide, wann schluss mit dem Stillen ist. 2. Abstände Anfangs hatsie sich alle 2-3h gemeldet, dann kam eine schlimme Gelbsucht dazwischen. Komischerweise hatte sie erst nach abgeschlossener Therapie und wieder niedrigem Bili Probleme. Sie hatte nicht direkt eine Trinkschwäche, sondern war nicht erweckbar. Wenn sie dann mal wach war, hat sie gut an der Brust getrunken, wolltesogr anfangs abgepumpte Milch aus der Flasche nicht. Seitdem meldet sie sich tagsüber alle 2,5-3h, nachts jedoch gar nicht. Ich wecke sie dann nach 4h. So wie sie dann trinkt, hat sie großen Hunger. Das ist so 2-3 Malzeiten nötig, dann meldet sie sich wieder. Es zerrreißt mir das Herz, sie zu wecken. Danach ist sie wie tagsüber, mal noch wach, mal schläft sie gleich wieder. Ab und an wird sie nicht richtig wach und trink dann kaum was. Dann bin ich mir jedes Mal unsicher, ob sie satt ist oder wieder nur nicht merkt, dass sie Hunger hat, was ziemlich stressig ist. Also: Ist es normal, wenn sie sich nachts gar nicht meldet? Muss ich sie weiterhin nach 4h wecken? Was kann ich tun, wenn sie dann sehr wenig trinkt und gleich weiter schläft, hat sie genug Reserven für weitere 4h? 3. Ernährung Während man in der Schwangerschaft ständig Nahrungsergänzungsmittel empfohlen bekommt, ist das in der Stillzeit irgendwie nicht der Fall. Die DGE empfiehlt ja z. B. mer Iod und Magnesium als in der Schwangerschaft. Ist es hier nötig oder sinnvoll Sachen wie Femibion 2 und Magnesium weiterzunehmen oder sonst noch etwas? Irgendwie wäre ich froh, wenn eine normale Ernährung ausreichen würde, aber auch hier habe ich Sorgen, dass meine Zaubermaus zu wenig von irgendwas bekommt. Danke für Ihre Mühe

von Cissie am 10.02.2016, 15:42



Antwort auf: komische Gewohnheiten

Liebe Cissie, wie ein Kind trinkt, ist vom Temperament des jeweiligen Kindes abhängig. Es gibt eifrige Pragmatiker, die zügig und effektiv trinken und nippende Genießer, bei denen eine Mahlzeit unendlich lange dauern kann. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal „mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Aber auch ohne Wachstumsschub ist es normal, dass ein so kleines Baby mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden will. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Ein voll ausgetragenes, gesundes und gut gedeihendes Kind kann schlafen, so lange es will. In der Regel weiß das Baby selbst am besten, was es wann braucht, gleich ob es sich dabei um Nahrung oder Schlaf handelt. Die einzige Ausnahme wäre ein schlecht zunehmendes Baby. Diese Kinder müssen unter Umständen von der Mutter geweckt und zu häufigerem Stillen angeregt werden. Ob Ihr Kind gedeiht können Sie bei einem vollgestillten Baby an den folgenden Anzeichen erkennen: • mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass „nass" ist, können Sie sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). • in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) • eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 150 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht (mit zunehmendem Alter verringert sich die durchschnittliche Gewichtszunahme), • eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, • Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs • ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Solange diese Kriterien erfüllt sind, dürfte alles in Ordnung sein und Sie können Ihre ruhigen Nächte genießen, so lange sie andauern - es kann schnell wieder anders werden. Die Meinungen zu Nahrungsergänzungsmittel sind geteilt, und in der Regel wird es tatsächlich so sein, dass Sie - sofern Sie sich ausgewogen und gesund ernähren - genügend Vitamine durch die Nahrung erhalten. Nahrungsergänzungsmittel sind mittlerweile ein heiß umkämpfter Markt, und darum verspricht die Werbung sicher -wie überall- mehr, als das Endprodukt dann hält. Ob oder ob nicht Sie etwas nehmen sollten, kann ich von hier aus nicht beurteilen, weil ich nicht weiß, wie es um Ihre Vitaminversorgung ausschaut. Abgesehen davon dürfen und können wir keine Medikamentenempfehlung aussprechen, und auch wenn Nahrungsergänzungsmittel nicht in dem Sinne Medikamente sind, möchte ich hier kein "Ja" oder "Nein" schreiben. Bitte wenden Sie sich an einen Arzt oder Apotheker. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 10.02.2016