Karpaltunnelsyndrom OP und stillen?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Karpaltunnelsyndrom OP und stillen?

Liebe Biggi, liebe Kristina, ich habe einen 9 Monate alten Sohn, den ich noch Morgens und Abends stille. Leider wurde bei mir Anfang Dezember das Karpaltunnelsyndrom diagnostiziert. Die (zum Glück noch eher schwachen) Schmerzen habe ich erst ca. 4 Monate nach der Geburt bekommen und sie halten mittlerweile seit 5 Monaten an, sind aber zum Glück nicht sehr schlimm. Beide Neurologen, bei denen ich war, meinen, dass eine OP notwendig werden wird, falls sich die Beschwerden in den kommenden Wochen mit Hilfe der Schienen nicht bessern. Da die Schmerzen seit drei Wochen nun deutlich stärker werden, befürchte ich, dass mir beide Ärzte dringend zu einer OP raten werden. Daher suche ich Euren Rat! Beide Neurologen sind nicht weiter darauf eingegangen, dass ich zur Zeit stille. D.h., sie sind offensichtlich nicht der Meinung, dass sich meine Beschwerden nach der Stillzeit bessern könnten. Mein Mann hat ab dem 1. Geburtstag unseres Kleinen (im April) einen Monat Elternzeit. Falls eine OP notwendig wird, wäre dies natürlich der beste Zeitpunkt für den Eingriff. Was meint Ihr: Sollte ich bis dahin abstillen wegen der Narkose? Der Kleine ist ja dann bereits ein Jahr alt. Andererseits wäre es vielleicht gut, wenn ich gerade in den Wochen, in denen ich ihn nach der OP nicht hochheben und wickeln darf, ihn zumindest noch stille? Aber vielleicht wäre es sogar sinnvoll, bereits jetzt abzustillen, um zu sehen, ob sich das KTS dann von selbst zurückbildet? Dann wäre das Schreckgespenst der OP gebannt... Für meinen Sohn wäre das Abstillen vermutlich nicht einmal so schlimm wie für mich. Er isst mit sehr gutem Appetit Beikost und mit großer Freude Fingerfood. Er ist richtig neugierig auf unser Familienessen. Ich wollte eigentlich nicht jetzt schon abstillen - aber wenn sich dadurch eventuell eine OP vermeiden lässt? Was meint Ihr? Ich danke Euch recht herzlich für Euren wertvollen Rat hier im Forum! SonjaF

von SonjaF79 am 15.01.2015, 22:25



Antwort auf: Karpaltunnelsyndrom OP und stillen?

Liebe SonjaF, das Karpaltunnelsyndrom wird nicht durch das Stillen hervorgerufen, es tritt lediglich in der Schwangerschaft und Stillzeit vermehrt auf, meistens zu Beginn der Stillzeit. Das Karpal-Tunnel- Syndrom tritt auf, wenn die zur Hand führenden Nerven durch eine Schwellung des Gewebes im Handgelenk zusammengepresst werden. Dazu kommt es zum Beispiel durch fortwährend wiederholte gleichförmige Bewegungen oder aufgrund anderer Ursachen. Zu den Symptomen gehören Taubheitsgefühle und Kribbeln in der Hand zusammen mit Schmerzen vom Handgelenk bis zur Schulter. Erkrankt eine schwangere Frau am Karpal-Tunnel-Syndrom, besteht eine große Wahrscheinlichkeit, dass es sich nach der Geburt vollständig zurückbildet. Allerdings kann es während der ersten ein bis zwei Monate der Stillzeit weiterhin zu Problemen kommen. Es gibt auch einige Berichte über Fälle von Karpal-Tunnel-Syndrom, die im ersten Monat nach der Geburt auftraten und erst nach dem Abstillen vollständig vergingen (Wand, 1990; Wand, 1989; Snell, 1980). Die Mehrzahl der betroffenen Frauen sagte aus, dass sich ihre Symptome durch Behandlung besserten. Zum Beispiel trugen sie nachts eine Schiene, lagerten die Hand hoch und nahmen Diuretika ein. Da die Mütter keine bleibenden Symptome und Schäden davontrugen, scheint das Weiterstillen bei gleichzeitiger Anwendung konservativer Behandlungsmethoden angemessen (Yagnik, 1987). Abstillen ist also nicht das, was nötig wäre, damit es besser wird. Medikamente kann und darf ich dir jedoch nicht empfehlen, vielleicht schaust du nach einem anderen Arzt oder Physiotherapeuten? Selbst wenn eine OP nötig werden sollte, musst Du nicht abstillen, schau mal: http://www.stillinfo.ch/Dokumente/ls-4_2007-anaesthesie-in-der-stillzeit.pdf LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 16.01.2015