Frage: Kann ich Drüsengewebe aufbauen?

Guten Tag, ich habe im Sept 15 mein erstes Kind zur Welt gebracht, er wurde mir erst 1,5h nach Geburt angelegt (ich hatte gefragt ob wir das gleich machen, aber die Hebamme sagte mir das machen wir später; ich glaube weil er sehr erschöpft war und wir ihn auch wachhalten mussten) Ab dem 2. Tag musste/sollte ich abpumpen, weil es mit dem Stillen nicht klappte und bereits zufüttern. Leider hatte ich kaum Milch, zu Hause hat sich auch kein Milcheinschuss gezeigt. Ich dachte erst es lag daran, dass ich meinen Sohn in den ersten 24h nicht ganz so oft anlegte wie geraten wird bzw weil er nicht recht saugte....Aber meine Nachsorgehebamme hat mir dann die Brust abgetastet und gesagt ich habe sehr wenig Drüsengewebe und die Brustwarzen schauen nach aussen. Das Stillen sei dennoch möglich, aber Vollstillen eher schwierig mit meinem Dtüsengewebe. Wir vereinbarten dann 48h Marathon-Abpumpen um zu sehen ob mehr kommt....aber auch da kam ich in 20min pumpen nur auf 3-10ml....nach 3 Wochen habe ich dann das Pumpen eingestellt, da es für die Menge für mich zu viel Aufwand darstellte und ich die Zeit lieber mit Baby verbringen wollte. Nun meine eigentliche Frage: Baby Nr 2 ist derzeit zwar noch nicht in Planung, aber trotzdem beschäftigt mich die Frage ob ich bis zu einer nächsten Schwangerschaft etwas tun kann um das Drüsengewebe aufzubauen o.ä. ? Sollte ich vor einer Schwangerschaft bereits eine Stillberaterin aufsuchen oder erst wenn es mal soweit sein sollte? Ich möchte einfach vor einer Geburt wissen, ob es "organisch" klappen könnte, denn im Nachhinein kommt es mir gefühlsmässig so vor als ob ich die ersten 3 Wochen mit meinem Schatz -vor lauter Pumpen, Probieren und doch klappt nix- nicht richtig geniessen konnte...dann würde ich beim 2. Kind lieber gleich Pre geben und gaaaanz viel kuscheln... Liebe Grüsse Ronja

von Ronjanele am 27.06.2016, 22:32



Antwort auf: Kann ich Drüsengewebe aufbauen?

Liebe Ronja, etwa 98 % aller Frauen können stillen, vorausgesetzt, sie bekommen die richtigen Informationen, werden korrekt unterstützt und wollen stillen. Der Umkehrschluss von dieser Aussage lautet: zwei Prozent aller Frauen können tun und lassen was sie wollen, können die beste Unterstützung der Welt erhalten und werden dennoch nicht (voll) stillen können. Gründe für eine zu geringe Milchbildung oder gar ein Ausbleiben der Milchbildung können in unterentwickeltem Drüsengewebe, aber auch bei Stoffwechselproblemen liegen (so hat eine Schilddrüsenunterfunktion möglicherweise einen gravierenden Einfluss auf die Milchbildung). Auch extrem starke Blutungen nach der Geburt können dazu führen, dass die Frau eine Art Hypophyseninfarkt erleidet und keine oder nur sehr wenig Milch bilden kann (Sheehan Syndrom). Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist auch das Stillmanagement in der Zeit unmittelbar nach der Geburt. Nicht immer, lässt sich alles, was in diesem Zeitraum nicht optimal gelaufen ist, wieder korrigieren. Es gibt die „Prolaktin Rezeptoren Theorie", die besagt, dass das häufige Saugen des Babys in den ersten Tagen der Stillperiode die Entwicklung der Prolaktinrezeptoren im Brustdrüsengewebe fördert. Bleibt die Förderung dieser Entwicklung durch zu wenig Stimulation aus, ist es nicht immer möglich die Milchmenge später entsprechend zu steigern. Im Tierversuch ist diese Theorie bereits belegt. Bei vielen Frauen ist es aber nach wie vor so, dass es schlicht und ergreifend an der mangelnden Betreuung und falscher Information liegt. So wird zum Beispiel immer noch geraten, dass stillende Frauen extrem viel trinken müssten, um die Milchbildung zu fördern, obwohl bewiesen ist, dass eine zu hohe Flüssigkeitszufuhr zu einer Verringerung der Milchmenge führen kann. Es wird immer noch viel zu wenig Augenmerk auf das korrekte Anlegen und richtige Saugen des Kindes gelegt, beides Faktoren, die nicht nur wegen der wunden Brustwarzen sondern auch für die optimale Stimulation der Brust extrem wichtig sind. Viele Frauen werden immer noch angehalten das Stillen sowohl was die Häufigkeit als auch die Zeit an der Brust betrifft einzuschränken obwohl letztlich der wichtigste Faktor für die Milchbildung das häufige Anlegen bzw. Anregen der Brust ist. Wenn Sie es möchten, wenden Sie sich doch bitte an eine Kollegin vor Ort, die sich das Saugverhalten Ihres Babys dann einmal ansehen kann du Ihnen Tipps geben kann, wie Sie vielleicht doch noch erfolgreich stillen können. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 28.06.2016