Hallo,
mein Sohn ist 14 Monate alt und wird noch 2-3 mal tags und 2 mal nachts gestillt, nehme seit 2 Monaten die Jubrele.
Haben die Hormone wirklich keinen Einfluss auf die Entwicklung (z.B. spätere Zeugunsfähigkeit ) meines Sohnes.
Ein komisches Gefühl bleibt trotzdem.
Danke schon mal für Ihre Antwort.
L.G. Benita
Mitglied inaktiv - 08.09.2014, 08:29
Antwort auf:
Jubrele in der Stillzeit
Liebe Benita,
obwohl bei der Anwendung von hormonellen Verhütungsmitteln geringe
Hormonmengen in die Muttermilch übergehen (Harlap 1987; Hull 1981), werden
reine Progesteron Präparate von den meisten Fachleuten als mit dem Stillen
vereinbar angesehen (siehe letzten Punkt dieses Abschnitts).
In vielen Studien wurde festgestellt, dass reine Progesteron Präparate nur
geringe Auswirkungen auf das Stillen haben. Einige Studien haben keine
Wirkung auf die Menge und Zusammensetzung der Milch ergeben (McCann 1994;
WHO 1994a), während sich in anderen Untersuchungen leichte Verbesserungen
bei der Milchmenge und eine längere Stillzeit bei Müttern, die ein
spezielles Progesteron Depot Präparat anwandten (Emery 1993) zeigten.
In Bezug auf die Veränderungen in der Zusammensetzung der Milch besteht
Ungewissheit, ob die leichten Veränderungen, die bei Müttern, die hormonelle
Antikonzeptiva verwendeten, bemerkt wurden von Bedeutung sind. Bei einer
Durchsicht der Literatur stellte Fraser (1991) fest, dass sich das Wachstum
und die Entwicklung von Babys, deren Mütter entweder reine
Progesteron Präparate oder östrogenhaltige Präparate einnahmen, nicht von
dem der Babys, deren Mütter keine hormonellen Antikonzeptiva benutzten,
unterschieden. Allerdings wurde nicht zwischen vollem Stillen und
teilweisem Stillen unterschieden. Die Ähnlichkeiten zwischen den Gruppen
sowie die natürliche Unterschiedlichkeit der Zusammensetzung der Milch von
Mahlzeit zu Mahlzeit und von Tag zu Tag führten Fraser zu dem Schluss, dass
die Bedeutung der Veränderungen in der Milch, die in Verbindung mit
hormonellen Verhütungsmitteln auftritt, unklar ist.
In einer Studie wurde herausgefunden, dass die Anwendung von reinen
Progesteron Präparaten einen gewissen Schutz gegen den Verlust von
Knochensubstanz bei stillenden Frauen bietet (Caird 1994).
Die reinen Progesteron Präparate umfassen eine Vielzahl von Antikonzeptiva.
Dazu zählen die Minipille, progesteronhaltige Intrauterinpessare,
Vaginalringe, die Progesteron freisetzen und Depotpräparate.
Die auf der ausschließlichen Wirkung des Progesteron beruhenden Präparate
führen dem Körper das Progesteron auf unterschiedlichem Wege zu. Aber ihre
empfängnisverhütende Wirkung basiert stets auf den gleichen Prinzipien: der
Eisprung wird unterdrückt, der Zervixschleim wird verdickt, so dass es für
die Spermien schwieriger wird weiter vorzudringen und die
Gebärmutterschleimhaut wird dünner. Ein bemerkenswerter Unterschied bei
diesen Methoden besteht darin, dass bei Methoden, die auf einer zeitlich
regulierten Freisetzung des Progesterons (Depot Methoden) beruhen, der
Progesteronspiegel im Blutkreislauf der Mutter höher ist als verglichen mit
der Minipille (Kennedy 1993). Diese Methoden sind bei vielen öffentlichen
Gesundheitämtern das Mittel der Wahl, da sie über einen langen Zeitraum
hinweg die Gewähr für eine sichere Empfängnisverhütung bieten unabhängig
davon, wie sich die Frau verhält. Die Unterschiede bei diesen Methoden
können dazu führen, dass die eine Methode besser zu der einen Frau passt als
zu der anderen. Allerdings sind nicht all diese Methoden in allen Gegenden
erhältlich.
Die reine Progesteron Minipille wird täglich eingenommen und sollte
idealerweise jeden Tag etwa zur gleichen Zeit eingenommen werden. Ihre
Wirksamkeit ist abhängig von der regelmäßigen Einnahme und liegt etwas
unter der von Kombinationspräparaten (ebenso beeinträchtigen vergessene
Pillen die Wirksamkeit mehr als bei Kombinationspräparaten). Unregelmäßige
Blutungen, eine bei der Minipille häufig beobachtete Nebenwirkung, treten
in der Stillzeit normalerweise nicht auf.
Es wird empfohlen mit der Anwendung von progesteronhaltigen Präparaten erst
nach einer Stillzeit von sechs bis acht Wochen zu beginnen. Ein früherer
Beginn könnte die Milchmenge verringern oder die unreife Leber des Kindes
belasten.
Der Zeitpunkt für den Beginn der Anwendung eines progesteronhaltigen
Präparates wird kontrovers diskutiert und die Forschungsergebnisse dazu
fallen unterschiedlich aus. Während in einer Studie keinerlei Auswirkungen
auf das Stillen oder das Wachstum und die Entwicklung des Säuglings
festgestellt wurden, wenn mit diesen Methoden eine Woche nach der Geburt
begonnen wurde (Moggia 1991), empfehlen andere Untersuchungen und
anekdotenhafte Berichte abzuwarten, bis sich die Stillbeziehung über einen
Zeitraum von mindestens sechs bis acht Wochen hinweg eingespielt hat, bevor
mit der Anwendung einer dieser Methoden begonnen wird (Institut für
Reproduktive Gesundheit 1994; WHO Task Force 1994a; WHO Task Force 1994b).
Der frühen Anwendung von reinen Progesteron Präparaten stehen die beiden
folgenden Bedenken entgegen:
o ein möglicherweise negativer Einfluss auf die Milchmenge und
o fehlende Informationen über die Fähigkeit des Babys die Hormone während
der ersten Lebenswochen solange die Leber noch unreif ist umzuwandeln
(Institut für Reproduktive Gesundheit 1994).
Bei der Wahl des richtigen Zeitpunktes für den Beginn der Anwendung der
progesteronhaltigen Präparate ist, sollten die stillende Mutter und ihr
Arzt die Phase der natürlichen Unfruchtbarkeit der Mutter während der
ersten Lebensmonate ihres Babys, solange es hauptsächlich gestillt wird, in
ihre Überlegungen mit einbeziehen (nähere Informationen dazu siehe im
vorangegangen Abschnitt über LAM).
Obwohl kleine Mengen an Progesteron in die Muttermilch übergehen, haben
Untersuchungen keine Langzeitwirkungen auf die Kinder stillender Mütter
ergeben.
Wissenschaftliche Untersuchungen haben sich mit den gestillten Kindern von
Müttern beschäftigt, die progesteronhaltige Verhütungsmittel über einen
Zeitraum bis zu siebzehn Jahren anwandten. Dabei konnten keine
Langzeitwirkungen auf die sexuelle Entwicklung während der Pubertät oder
auf irgendwelche anderen Bereiche entdeckt werden. Die Wissenschaftler
folgerten daraus, dass der Gebrauch von reinen Progesteron Präparaten
während der Stillzeit keine negativen Auswirkungen auf lange Sicht auf das
Wachstum und die Entwicklung von Kindern hat (Pardthaisong 1992). Diese
Studien geben jedoch keinen vollständigen Bericht über individuelles
Stillverhalten und die Gesamthormonmenge, der die Kinder ausgesetzt sind.
Reine Progesteron Methoden werden von der Amerikanischen Akademie der
Kinderärzte als mit dem Stillen vereinbar angesehen (AAP Kommittee für
Medikamentenfragen 1994).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 08.09.2014