Hallo,
nun ist meine Tochter 9 Monate alt und hat in 3 Wochen nur 100 gr zugenommen. sie wiegt jetzt 7,7 kg bei 72 cm. Sie wird also fast noch voll gestillt, was langsam an meinen Nerven zerrt, da ein Ende nicht abzusehen ist und ich ständig nachts lange wach bin. Nun hat sie auch einen leichten Infekt und isst noch schlechter. Wir waren beim Kinderarzt und der fand alles unbedenklich. Nachts wird sie bis zu vier mal wach und trinkt nur kleine Portionen. Langsam kann ich nicht mehr, ich bin ziemlich übernächtigt. Lange Pausen und Hungern lassen funktioniert auch nicht, sie isst freudig vier Löffelchen und dann ist aber Schluss. Aus der Flasche haben wir aucvh schon versucht, da trinkt sie auch immer nur 20 Milliliter und dockt dann ab.Becher ist eine riesen Sauerei.
Nun nochmal zu meinen Fragen:
1) Wie soll ich vorgehen? Soll ich ihr nachts die Brust verweigern, ich will sie ja eigentlich quälen. Sie nuckelt sich auch immer in den Schlaf. Wurde immer nach HBedarf gestillt.
2) Was sagen Sie zu der Gewichtsentwicklung? Immer noch ok oder langsam bedenklich? Sie ist sehr aktiv und munter , krabbelt und zieht sich überall hoch
3) Wie kann ich sie zum Essen animieren? Es herrscht gute Stimmung am Tisch und sie ist fröhlich, aber ständig von anderen Dingen abgelenkt. Auch sonst ist sie eher "hibbelig"
Ich danke Ihnen für eine Einschätzung unserer Situation.
von
annalie01
am 06.10.2014, 12:20
Antwort auf:
Gewicht und Ernährung Baby 9 Monate
Liebe annalie01,
Babys nehmen in den seltensten Fällen immer gleichmäßig zu, sondern in Schüben und sogar gelegentliche Gewichtsstillstände können vorkommen, ohne dass gleich ein Anlass zur Sorge gegeben sein muss. Vor allem Babys, die zunächst überdurchschnittlich zugenommen haben, können einen „Zunehmknick" in der Kurve haben.
Selbst voll gestillte Einjährige sind nicht die ganz große Seltenheit und es gibt vereinzelte Berichte über Kinder, die sogar noch weit ins zweite Lebensjahr hinein ausschließlich gestillt wurden und dabei gut gediehen sind und sich altersentsprechend entwickelt haben.
Der beste Weg, ein Kind zu einem „schwierigen Esser" zu machen besteht darin, es zum Essen zu zwingen! Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen und eine sehr bewährte Methode lautet „Die Mutter bietet an, was es gibt, das Kind entscheidet wie viel oder wenige es davon isst".
So wie Du es beschreibst kann sich das Essen schnell zu einem absoluten Kampfthema entwickeln und das Kind ist so weit, dass es sich nur noch mit „Totalverweigerung" wehren kann. Genau diese Situation sollte aber unbedingt vermieden werden, denn mit so viel Kampf und Druck erreichst Du genau das Gegenteil. Das Thema Essen wird immer konfliktbeladener, das Kind erlebt essen nicht als etwas Sinnliche und Angenehmes, sondern nur als Tortur. So kann der Grundstein für eine langfristige Essstörung gelegt werden.
Versuche es wirklich einmal auf einem anderen Weg. Vermeide es, dein Kind mit Gewaltkuren zum Essen zwingen zu wollen, ja lass das Thema ganz sein. Stille dein Kind wieder eine Weile, bis sich die Wogen geglättet haben und wieder Ruhe eingekehrt ist und lass es selbst fingergerechte Nahrung essen, wenn es dies gerne tut.
Es gibt Babys, die es geradezu hassen und hysterisch reagieren, wenn man ihnen etwas in den Mund stecken will. Diese Kinder essen aber recht gut, wenn sie selber essen dürfen. Das Geschmiere, das es dabei gibt, ist weniger schlimm, als das Theater mit einem Kind, dass sich mit allen Kräften wehrt und außerdem lernen die Kinder recht schnell gut zu essen.
Es gibt eine ganze Menge, was als fingergerechte Nahrung angeboten werden kann. Banane zum Beispiel kann ein Kind gut in die Hand nehmen, sie ist weich und es kann sie alleine essen. Auch ein Stück von einer gekochten Kartoffel geht gut. Gekochte Erbsen können einzeln aufgepickt werden (ist gleichzeitig eine gute Übung für die Feinmotorik), alle Gemüse und Obstarten, die einigermaßen weich sind und dann in kleine Stücke geschnitten werden, können gegeben werden.
Probier es einfach einmal aus.
Sicher ist auch für dich das Buch „Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich.
Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken:
Energie: 830 kcal = 1185 ml MM
Eiweiß: 9,6 g = 910 ml MM
Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM
Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM
Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM
Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 06.10.2014