Frage: Fütterstörung bei Stillbaby?

Liebe Biggi, mein Sohn ist 11,5 Monate alt und ich stille ihn tagsüber zum Einschlafen (was erst klappt, seit er 8 Monate alt ist) und nachts (er schläft in meinem Bett). Er ist gesund, bzgl Gewicht und Größe auf der 50er-Percentile und sehr aktiv und fröhlich. Bei der U6 hat der KiA eine Fütterstörung festgestellt, nachdem ich erzählt hatte, dass das Füttern derzeit schwierig ist. Seit ca. 3 Wochen isst er an vielen Tagen nur wenig (an guten Tagen 360 g Obstbrei, z.T. mit Haferflocken, gelegentlich ein bisschen Schinkenbrot, an schlechten Tagen insgesamt nur wenige Löffel Obstbrei). Zuvor hat er eine ganze Weile tagsüber normal gegessen- zum Frühstück Obstbrei mit Haferflocken, mittags ein ganzes Fleischgläschen und zusätzlich Gemüse, nachmittags Obst und am Abend noch mal Obst und Haferflocken (Milchbreie mag er nicht). In dieser Zeit war das in den Schlaf stillen auch eher "symbolisch", er hat kaum getrunken. Seit drei Wochen aber trinkt er dabei richtig viel, und dann auch weitere Male während er schläft (ich liege bei ihm). Dann ist er natürlich beim Aufwachen satt. Aber selbst wenn ich 1-2h warte und ihn dann erst füttern möchte, isst er zur Zeit nur ein paar Löffel, dann hat er genug. Er schläft morgens bis ca. 9:00, dann noch mal um 13:00-15:00, dann manchmal noch um 17:30-19:00, dann wieder um 22:00. Liegt das Essensproblem am Stillen? Ist das eine Phase, die von alleine vorbei geht oder halten Sie das auch für eine Fütterstörung? Der KiA meint, es bestehe die Gefahr einer Mangelernährung, ich solle deshalb zu einer Beratungsstelle. Ich wäre Ihnen für eine Einschätzung sehr dankbar. LG, Stephanie

von StephanieV am 05.08.2016, 02:12



Antwort auf: Fütterstörung bei Stillbaby?

Liebe Stephanie, wurde der Eisenwert des Kindes schon einmal kontrolliert? Kann Euer Kind eventuell einen Zinkmangel haben? Beides kann die Ursache für ein schlecht essendes und/oder schlecht gedeihendes Kind sein. Wenn das abgeklärt ist, kannst Du ganz beruhigt sein. So schwer es auch fällt, versuche die Geduld zu bewahren und mach bitte keinen Kampf ums Essen. Wenn es erst einmal so ist, dass das Essen Machtkampf bedeutet, dann sind wir Eltern sehr schnell die Verlierer und viele Essstörungen haben ihre Ursache in einem krampfhaften Machtkampf ums Essen im Baby und Kleinkindalter. Im ersten Lebensjahr IST Milch die Hauptnahrungsquelle und viele Babys essen noch nicht viel feste Kost. Lass dich leiten von deinem Kleinen, er WEISS genau, was er braucht. Wenn er nichts oder nur wenig essen mag, dann lass ihn. Sonst erzeugst du nur einen Stress, der keinem von Euch gut tut. Der beste Weg, ein Kind zu einem "schwierigen Esser" zu machen besteht darin, es zum Essen zu zwingen! Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen und eine sehr bewährte Methode lautet "Die Mutter bietet an, was es gibt, das Kind entscheidet wie viel oder wenige es davon isst". Sei getrost, dass er solange du weiter stillst bekommt was er braucht. Ganz sicher ist auch für dich das Buch "Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Ich zitiere dir noch aus einem Artikel, den Denise Both IBCLC geschrieben hat: "Das am heißesten gehandelte Thema, wenn es um Mangelerscheinungen bei gestillten Kindern ist das Eisen. Stillende Frauen dürfen sich immer wieder anhören, dass Muttermilch ja nur wenig Eisen enthält und dass die Eisenspeicher des Kindes nur bis etwa sechs Monate ausreichen und dann sei es unabdingbar Beikost einzuführen, um einen Eisenmangel abzuwenden. Es stimmt, dass Muttermilch im Verhältnis zu Kuhmilch oder künstlicher Säuglingsnahrung nur wenig Eisen enthält, demgegenüber steht jedoch die bessere Bioverfügbarkeit des Muttermilcheisens für das Kind. Dennoch kann es zu einem Eisenmangel bei gestillten Kindern kommen. Besonders gefährdet dafür sind Frühgeborene, Kinder deren Mütter in der Schwangerschaft einen Eisenmangel hatten und Kinder, deutlich länger als sechs Monate jegliche feste Nahrung ablehnen. Man muss zwischen Eisenmangel und einer Eisenmangelanämie unterscheiden. Eisenmangel lässt sich nicht unbedingt an einem niedrigen Hämoglobinwert (Hb) erkennen. Es reicht also nicht, beim Kind regelmäßig den Hb zu bestimmen, um einen Eisenmangel auszuschließen, sondern es muss zusätzlich auch noch der Serum Ferritin Wert bestimmt werden. Ein Eisenmangel im Kindesalter kann wirklich schwer wiegende und vor allem nicht immer wieder behebbare Folgen für die geistige und körperliche Entwicklung haben und sollte deshalb nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Dazu kommt, dass sich ein unguter Kreislauf entwickeln kann, wenn das Kind erst mal in eine Mangelsituation geraten ist: Der Eisenmangel macht das Kind appetitlos, das Kind mag erst recht keine Beikost essen, der Eisenmangel verschärft sich. Deshalb ist es sinnvoll, dass bei einem Kind, das lange jegliche Beikost verweigert, Hämoglobin und Ferritin bestimmt werden, um rechtzeitig eingreifen zu können, falls sich ein Mangel bestätigt. Der Pieks für die Blutuntersuchung ist weniger traumatisch für das Kind, als ein unentdeckter Eisenmangel. Eine vegetarische Ernährung ist übrigens nicht gleichzusetzen mit einer zu geringen Eisenzufuhr. Vegetarisch lebende Familien sollten jedoch unbedingt auf eine bewusste Zusammenstellung ihrer Ernährung achten, denn das Eisen aus pflanzlichen Nahrungsmitteln wird nur zu 3 bis 8 Prozent verwertet, also deutlich weniger als das hämgebundene Eisen aus Fleisch, dessen Verwertbarkeit bei etwa 23 % liegt." Es gibt Babys, die es geradezu hassen und hysterisch reagieren, wenn man ihnen etwas in den Mund stecken will. Diese Kinder essen aber recht gut, wenn sie selber essen dürfen. Das Geschmiere, das es dabei gibt, ist weniger schlimm, als das Theater mit einem Kind, das sich mit allen Kräften wehrt und außerdem lernen die Kinder recht schnell gut zu essen. Es gibt eine ganze Menge, was als fingergerechte Nahrung angeboten werden kann. Banane zum Beispiel kann ein Kind gut in die Hand nehmen, sie ist weich und es kann sie alleine essen. Auch ein Stück von einer gekochten Kartoffel geht gut. Gekochte Erbsen können einzeln aufgepickt werden (ist gleichzeitig eine gute Übung für die Feinmotorik), alle Gemüse und Obstarten, die einigermaßen weich sind und dann in kleine Stücke geschnitten werden, können gegeben werden. Probier es einfach weiterhin immer wieder aus. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 05.08.2016



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Stillbaby zu dick?

Hallöchen erstmal, ich bin mir unsicher.. meine Tochter ist am 07.10.2022 geboren mit einem Gewicht von 3530g und einer Größe von 51cm. Sie entwickelt sich prima und das stillen klappt (offensichtlich) gut. Sie hatte die ersten 3 Monate extrem mit der Verdauung zu kämpfen und war gefühlt nur an der Brust. Den Nuckel verweigert sie konsequent und...


Stillbaby verweigert Milch aus der flasche

Hallo, Ich habe folgendes Problem meine neun Monate alte Tochter wird aktuell nur noch beim zu bettgehen, nachts leider immer noch alle 2 stunden, sowie morgens gestillt. Tagsüber bekommt sie schon das Mittagsmenü, den Nachmittagsbrei und später den Abendbrei. Dies funktioniert auch sehr gut während dem Essen trinkt sie Wasser aus der Flasche. Wen...


Stillbaby und auf Dienstreise

Liebe Biggi Welter, Dank der vielen tollen Fragen, die hier gestellt werden habe ich schon viele hilfreiche Antworten und Tipps aus diesem Forum erhalten. Nun habe ich selbst eine Frage bzw. eine Sorge: ich fange diese Woche meinen neuen Job an und habe eine 10 Monate alte Tochter (die aufgrund einer Anfang des Jahres diagnostizierten und aktu...


Stillbaby 6 Monate Stuhlgang ohne Hütchen

Hallo, Nach knapp sechs Monaten mit Hütchen habe ich es geschafft, meinem Baby die stillhütchen abzutrainieren. Wie bei einigen anderen hier hat sich dadurch die Trinkzeit krass verkürzt, statt vorher ca 30 Minuten braucht mein Baby oft nur noch 5-10 Minuten um satt zu werden. Nun meine Frage: kann es sein, dass sich der Stuhlgang des Babys...


Nächte mit großem Stillbaby

Hallo! Mein Sohn ist 12 Monate alt und wird noch gestillt. Schnuller und Flasche wollte er nie, allerdings hab ich es auch nicht sehr darauf angelegt. Mittlerweile ist es bei uns so, dass mein Sohn fast nur noch nach Bedarf nuckelt (Mittags und abends zum Einschlafen, nachts und tagsüber zur Beruhigung usw). Hunger ist selten Beweggrund. Ein pa...


Wie viel Stuhl ist bei Stillbaby noch normal?

Hallo, mein 7 Wochen altes Baby wird von Anfang an voll gestillt und nimmt seeehr gut zu. Er hat auch dauerhaft Hunger und das Stillen klappt sehr gut. Allerdings hat er immer noch bei jeder Mahlzeit sehr flüssigen Stuhlgang - sprich mind. 14mal, so dass wir seinen wunden Po nicht in den Griff bekommen. Oft kommt dann noch während dem Wickeln grün...


Kann ein Stillbaby zu schnell zunehmen ?

Hallo und schönen Tag , Ich stille mein 5 Wochen altes Baby voll und meine Hebamme ist der Meinung , er würde pro Woche zu viel zunehmen. Sie sagt , ich soll weniger stillen und stattdessen abgekochtes Wasser anbieten wegen der Hitze , weil sie meint er hätte Durst und keinen Hunger. (davon halte ich gar nichts) Mein Baby meldet sich manch...


Bekommt mein Stillbaby zu wenig?

Hallo, Meine Tochter (knapp 3 Monate) kam mit 3.960g zur Welt,hat tüchtig abgenommen in den ersten Tagen (3.590g) und bekam dann Pre dazu. Ihr Geburtsgewicht hatte sie mit 14 Tagen. Unser Stillstart war schwierig (meinerseits später,zaghafter Milcheinschuss nach KS, ihrerseits Gelbsucht,Soor seit 11 Wochen,verkürztes Zungenband,das früh durchtrenn...


Stillbaby und Düfte

Hallo Biggi, bis zu welchem Alter sind Düfte wie z.b. Parfüm denn für gestillte Babys bzw. die Stillbeziehung problematisch? Mein zweiter Sohn ist bald 4 Monate alt. Hintergrund der Frage sind zwei konkrete Sachen: 1. ich habe leider mit einer Wochenbettdepression zu kämpfen und bin auch in Therapie. Schlafen fällt mir sehr schwer, ich muss ...


Wieviel Tage ohne Stuhlgang beim Stillbaby

 Hallo Frau Welter,  meine Tochter 17 Wochen alt hat jetzt schon seit 8 Tagen keinen Stuhlgang. Sie wirkt zufrieden, scheint keine Bauchschmerzen zu haben und ihr Bauch ist weich, jedoch zum Abend hin oft gebläht. Ich habe im Forum gelesen das eine Mutter empfohlen hat man solle Weichkäse essen dann würde das Kind garantiert Stuhlgang haben am ...