Liebe Stillberaterinnen,
Ich habe eine Frage und zwar mein Sohn ist jetzt 22 Monate und stillt noch ziemlich viel. Er isst schon auch vom Tisch mit aber leider nur sehr wenig und dann auch eher kein Fleisch und Gemüse sondern Kartoffelbrei Nudeln. Ich versuche ihm mittags ein hipp Glas mit Rindfleisch zu geben aber mal isst er die 250 g mal will er ihn nicht. Jetzt mache ich mir sorgen nach dem ich mal gegoogelt habe über sein eisenwert. Ach ja er hat auch erst mit 1 Jahr ganz langsam angefangen mit beikost hat aber auch da oft verweigert. Ich werde morgen einen Termin beim Kinderarzt machen. Was würde denn passieren wenn er schon längere Zeit einen Eisenmangel hätte? Also folgen für Gesundheit oder bleibende Schäden? Ist es sicher das er einen Eisenmangel hat oder kann es sein das seine Reserven auch so lange Zeit gereicht haben? Lg
von
Baby072015
am 17.05.2017, 16:21
Antwort auf:
Eisenmangel?
Liebe Baby072015,
wir Mamas machen uns oft verrückt mit solchen Fragen wie: Was kann alles schlimmes passiert sein, und auf diese Fragen gibt es keine Antwort. Denn keiner kann in ein Baby hineinschauen.
Eine Eisenmangelanämie hat Symptome, die der Arzt erkennen wird, falls sie da wären. Und wenn er Zweifel daran haben sollte, ob die Eisenversorgung ok ist, wird er sicher einen Test machen, um die Werte zu bestimmen.
Abgesehen davon ist es gar nicht ungewöhnlich, dass ein Baby mit 22 Monaten noch viel stillt - das entspricht seiner natürlichen Veranlagung und es liegt auch nicht am Stillen, wenn ein Baby wenig isst. Im Gegenteil: Durch das Stillen wird er noch mit vielen wichtigen Nährstoffen versorgt!
Vielleicht ist auch für dich das Buch "Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich.
Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken:
Energie: 830 kcal = 1185 ml MM
Eiweiß: 9,6 g = 910 ml MM
Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM
Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM
Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM
Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen.
Übrigens: Es gibt Babys, die es geradezu hassen und hysterisch reagieren, wenn man ihnen etwas in den Mund stecken will. Diese Kinder essen aber recht gut, wenn sie selber essen dürfen. Das Geschmiere, das es dabei gibt, ist weniger schlimm, als das Theater mit einem Kind, das sich mit allen Kräften wehrt und außerdem lernen die Kinder recht schnell gut zu essen.
Es gibt eine ganze Menge, was als fingergerechte Nahrung angeboten werden kann. Banane zum Beispiel kann ein Kind gut in die Hand nehmen, sie ist weich und es kann sie alleine essen. Auch ein Stück von einer gekochten Kartoffel geht gut. Gekochte Erbsen können einzeln aufgepickt werden (ist gleichzeitig eine gute Übung für die Feinmotorik), alle Gemüse und Obstarten, die einigermaßen weich sind und dann in kleine Stücke geschnitten werden, können gegeben werden.
Probier es einfach weiterhin immer wieder aus und gib deinem Kind noch etwas Zeit.
Ich zitiere dir noch aus einem Artikel, den Denise Both (IBCLC) geschrieben hat:
"Das am heißesten gehandelte Thema, wenn es um Mangelerscheinungen bei gestillten Kindern ist das Eisen. Stillende Frauen dürfen sich immer wieder anhören, dass Muttermilch ja nur wenig Eisen enthält und dass die Eisenspeicher des Kindes nur bis etwa sechs Monate ausreichen und dann sei es unabdingbar Beikost einzuführen, um einen Eisenmangel abzuwenden. Es stimmt, dass Muttermilch im Verhältnis zu Kuhmilch oder künstlicher Säuglingsnahrung nur wenig Eisen enthält, demgegenüber steht jedoch die bessere Bioverfügbarkeit des Muttermilcheisens für das Kind. Dennoch kann es zu einem Eisenmangel bei gestillten Kindern kommen. Besonders gefährdet dafür sind Frühgeborene, Kinder deren Mütter in der Schwangerschaft einen Eisenmangel hatten und Kinder, deutlich länger als sechs Monate jegliche feste Nahrung ablehnen.
Man muss zwischen Eisenmangel und einer Eisenmangelanämie unterscheiden. Eisenmangel lässt sich nicht unbedingt an einem niedrigen Hämoglobinwert (Hb) erkennen. Es reicht also nicht, beim Kind regelmäßig den Hb zu bestimmen, um einen Eisenmangel auszuschließen, sondern es muss zusätzlich auch noch der Serum Ferritin Wert bestimmt werden. Ein Eisenmangel im Kindesalter kann wirklich schwer wiegende und vor allem nicht immer wieder behebbare Folgen für die geistige und körperliche Entwicklung haben und sollte deshalb nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Dazu kommt, dass sich ein unguter Kreislauf entwickeln kann, wenn das Kind erst mal in eine Mangelsituation geraten ist: Der Eisenmangel macht das Kind appetitlos, das Kind mag erst recht keine Beikost essen, der Eisenmangel verschärft sich. Deshalb ist es sinnvoll, dass bei einem Kind, das lange jegliche Beikost verweigert, Hämoglobin und Ferritin bestimmt werden, um rechtzeitig eingreifen zu können, falls sich ein Mangel bestätigt. Der Pieks für die Blutuntersuchung ist weniger traumatisch für das Kind, als ein unentdeckter Eisenmangel."
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 17.05.2017