Einschlafhile Stillen

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Einschlafhile Stillen

Hallo, meine Tochter ist 8 Monate 1 Tag. Sie schläft in ihrem Gitterbett bei uns im Schlafzimmer. Tags über ist sie so brav, ich lege sie zum Mittags- und Nachmittagsschlaf hin und sie schläft ein. Am Tag bekommt sie Flaschenmilch und Brei. Abends, kurz vorm zu Bett gehen will sie gestillt werden, sowie Nachts. Leider fängt da das Problem an, dass ich sie abends stille, sie einschläft und ich sie neben mir in ihr Gitterbett lege, sie steht auf. Sie dreht sich auf den Bauch und brüllt. Das wiederholt sich ca. 3 - 4 mal, bis sie schläft. Nach ca 2 - 3 Stunden will sie jede Stunde bis 1,5 Std gestillt werden. Das geht dann bis 8 Uhr Morgen. Was kann ich tun das sie Abends und Nachts von allein einschläft denn Tags über klappt das super. Ich meine auch das sobald ich sie Nachts anlege sie paar Schlücke trinkt, der Rest ist nur nuckeln.

von jessicaelona am 11.08.2015, 23:20



Antwort auf: Einschlafhile Stillen

Liebe jessicaelona, es ist nicht wirklich "normal", dass Babys alleine einschlafen und durchschlafen. Sie können das in der Regel gar nicht, weil ihre Instinkte dagegen arbeiten und ihr Nervensystem noch nicht reif dafür ist. Insofern ist es toll, dass deine Maus tagsüber das schon schafft, aber du erwartest zu viel von ihr, wenn du willst, dass sie auch nachts ohne deine Hilfe klarkommt. Du kannst jetzt mit vielen Tricks versuchen, die Situation zu verändern, aber es wird nur Stress und Tränen geben, denn dein Kind IST einfach in der Phase, in der es dich so viel braucht. Die unruhigen Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! Bis dahin kannst du probieren, dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, so dass auch du tagsüber mal ein kurzes Nickerchen machen kannst. In dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich dein Kleines weiter entwickelt! Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Leider geht der Trend zu immer früherer Anwendung sogenannter Schlaftrainingsprogramme und Eltern von Babys, die sich nicht dieser „Norm" anpassen, wird mehr oder weniger direkt vermittelt, dass sie selbst schuld sind, ja manchmal kommt unterschwellig sogar dazu, dass dies Eltern sich als Versager fühlen sollten. Ein Baby schläft ohne Brust ein, sobald es reif genug dazu ist. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Du noch die nächsten Jahre damit verbringen musst, dein Baby in den Schlaf zu stillen, wahrscheinlich wird es sogar schneller vorbei sein, als Du es dir jetzt vorstellen kannst. Hast du gewusst dass ein junger Elefant eingeht, wenn er in den ersten 2 Lebensjahren nicht die PERMANENTE Anwesenheit seines Hauptbezugs"tieres" hat (kann auch ein Mensch sein...). Wenn ein Elefantenbaby zum Waisenkind wird bekommt es im Zoo selbstverständlich einen Pfleger zur Seite gestellt, der Tag und Nacht Hautkontakt bietet. Kein Mensch würde die Notwendigkeit dafür in Frage stellen. Nur mit unseren eigenen Babys, die viel unreifer geboren werden, erwarten wir so viel mehr. Das ist ein Punkt, der viele Diskussionen auslöst und bei Mutter und Kind zu vielen Tränen führen kann: Das Kind soll "wach" ins Bett gelegt werden und alleine einschlafen können (was eine enorme neurologische Leistung darstellt). Wenn es aber nur an der Brust oder im Körperkontakt mit der Mutter einschlafen kann, dann verurteilen wir dies als schlechte oder gar schädliche Angewohnheit... Aber das ist es gar nicht! Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Du machst nichts falsch! Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 12.08.2015