Frage: Diesmal einfach nur stillen

Liebe Expertinnen, ich habe gestern per Ks meinen zweiten Sohn entbunden. Meine erste Ss endete mit einem Ks in der 27. Ssw. Unser Sohn wog nur 450g. Ich habe ihn 14 Monate mit abgepumpter Muttermilch gefüttert-bis korr. 5 1/2 Monate ausschließlich. Mein zweiter Sohn musste nun bei 37+6 wegen meines hohen Blutdrucks geholt werden. Er wiegt 2.790 Gramm und ist seit der Geburt ziemlich erschöpft ( Fruchtwasser war grün und er hat etwas aspiriert-geht inzwischen aber super mit der Atmung). So, nun mein eigentliches Problem. Ich würde meinen zweiten Sohn gerne stillen und nicht wieder bei der Pumpe landen. Er schläft aber so viel und so fest, dass ich ihn kaum zum Trinken bekomme. Auch lässt er meine (recht große Brustwarze) immer wieder aus dem Mund gleiten oder bekommt sie gar nicht voll zu fassen. Heute Abend war es nun so, dass mich die Schwestern gebeten haben, mal ein bisschen Milch abzupumpen und zu füttern, damit der Kleine zu Kräften kommt. Es kamen sofort 30ml Kolostrum, die er komplett und völlig gierig getrunken hat. Auch mir hat diese Erfahrung, ehrlich gesagt, sehr sehr gut getan, weil ich schon Sorge hatte, dass keine Milch kommt und er deswegen so unmotiviert ist....auch hatte mein erster Sohn eine ausgeprägte Fütter- und Schluckstörung (kann bis heute zB nicht aus einem Röhrchen trinken, jede 30 ml Flasche dauerte über eine Stunde...). Manchmal zweifelt man da einfach an sich selbst.... Ich weiß nun nicht so recht, wie ich weiter verfahren soll-jede Schwester empfiehlt etwas anderes. Ich würde gerne stillen, will aber nicht, dass unser zweiter Sohn wegen der fehlenden Energie immer schlapper wird oder eine Gelbsucht entwickelt o.ä. An meiner Brust scheint er aber echte Probleme zu haben. Kann das Abpumpen auch nur eine Übergangslösung sein, bis er genug Kraft hat? Meine Hebamme hatte uns auf derartige Probleme übrigens eingestellt und mir zu Avent-Flaschen und einer Medela-Pumpe geraten. Beides hat nun gut geklappt. Ich freue mich auf Ihre Einschätzung. Vielen Dank und herzliche Grüße Nisika

von Nisika am 10.05.2017, 21:40



Antwort auf: Diesmal einfach nur stillen

Liebe Nisika, erst einmal herzlichen Glückwunsch :-). Du kannst sicherlich erst einmal abpumpen und zufüttern, allerdings sollte unbedingt eine alternative Fütterungsmethode gewählt werden. Dazu zitiere ich dir aus dem "Handbuch für die Stillberatung" von La Leche Liga: „Viele Stillexperten haben beobachtet, dass ein Neugeborenes auf den Wechsel zwischen Brust und Flasche während der ersten Lebenswochen mit Verwirrung reagieren kann (Neifert, 1995). Diese Verwirrung kann dadurch verursacht werden, dass das Baby seine Zunge, seinen Kiefer und seinen Mund beim Stillen anders bewegt als beim Saugen an einer Flasche, einem Beruhigungssauger (Schnuller) und den meisten Formen der Stillhütchen (Newman, 1990). In einer Studie zeigte sich, dass 30 % der Mütter, deren Babys im Krankenhaus Flaschen erhalten hatten, von ernsthaften Stillproblemen berichteten, gegenüber 14 % der Mütter, deren Babys keine Flasche erhalten hatten (Cronenwett, 1992). Kittie Frantz, eine frühere LLL Stillberaterin, Kinderkrankenschwester und Ausbilderin für Stillberatungskurse an der Universität von Kalifornien, Los Angeles, schätzt, dass künstliche Sauger während der ersten drei bis vier Wochen bei 95 % der Babys zu einer Saugverwirrung führen. Manche Babys reagieren nach einer Woche, während der sie mit der Flasche gefüttert wurden, mit einer Saugverwirrung, andere bereits nach ein oder zwei Flaschen – oder anderen künstlichen Saugern. Ein Baby, das in den ersten drei oder vier Wochen gut an der Brust trinken gelernt hat, ist weniger anfällig für eine Saugverwirrung. ... Dr. Ruth Lawrence warnt vor dem Gebrauch eines Beruhigungssaugers während der ersten Lebenswochen, weil die Möglichkeit besteht, dass das Baby auf den Sauger »geprägt« werden kann. Diese »Prägung« kann dazu führen, dass das Baby eine Vorliebe für feste und unnatürlich geformte Sauger entwickelt. Der Begriff »Prägung« wird auch benutzt, um die Bindung zu beschreiben, die manche Tiere zu dem ersten Objekt oder Lebewesen aufbauen, das sie zu Gesicht bekommen. »Das Saugen am Daumen oder Beruhigungssauger stellt eine Ersatzhandlung dar für etwas, was normalerweise zu einer Prägung auf die mütterliche Brustwarze führt. ... Auch wenn der Begriff ›Saugverwirrung‹ noch keinen Eingang in die medizinische Literatur gefunden hat, gibt es eindeutige psychosomatische Beweise dafür, dass die Prägung eines Menschen durch die Einführung eines Fremdobjektes während der Prägephase verändert werden kann« .“ Bitte doch das Personal, einen Becher, Löffel oder das Brusternährungsset zu benutzen und lege dein Baby weiterhin so oft wie möglich an! LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 10.05.2017



Antwort auf: Diesmal einfach nur stillen

Hallo Nisika; falls es dich interessiert, kann ich dir ja mal kurz meine Erfahrung schildern: meine Tochter kam bei 34+0 zur Welt und hat schnell eine Gelbsucht entwickelt. Dadurch war sie ja auch nur am schlafen und hat die Flasche bekommen, die sie fast nie geschafft hat, eh sie wieder einschlief. Da sie dann mit dem Gewicht stagnierte, bekam sie eine Magensonde. Nach einigen Tagen meinte eine Schwester auf der Neo dann, dass wir das stillen jetzt einfach mal versuchen und was sie zu wenig trinkt (Stillprobe), erhält sie per Sonde. Innerhalb von zwei Tagen trank sie dann (mit Stillhütchen) super an der Brust, die Sonde kam raus und sie nimmt seitdem bis heute keine Flasche an, egal welche wir ihr anbieten ;-) Liebe Grüße und viel Freude.

von M und Ms am 10.05.2017, 21:59



Antwort auf: Diesmal einfach nur stillen

Hallo, Auch von mir ein bisschen Mut, wir hatten eine sehr ähnliche Geschichte mit unserem Kleinen. Nach etwa 3 Wochen hatten wir den Umstieg von abgepumpt und Fläschchen auf komplett stillen geschafft. Ich habe ihn einfach immer wieder angelegt. Und ich habe auch große Brustwarzen, es ging ohne Stillhütchen. Alles Gute!

von Karlafrodo am 11.05.2017, 12:44