Frage: Cluster Feeding

Guten Morgen liebes Stillberatungs-Team, mein kleiner zweiter Sohn ist fünf Wochen alt, nimmt sehr gut zu (teilweise 500g pro Woche) und wird voll gestillt nach Bedarf. Nach dem stillen schmerzen für kurze Zeit meine Brustwarzen von innen. Lt. meiner Hebamme ist der Kleine korrekt angelegt, er hat ein starkes Saugbedürfnis. Den Schnuller als Alternative akzeptiert er nicht. Nachmittags ist er teilweise bis zu vier Stunden fast Nonstop an meiner Brust. Diese tut dann weh, ich bin genervt und ich habe natürlich keine Zeit für meinen ersten Sohn, 3 Jahre, der mal auf den Spielplatz möchte, etc. der Papa ist im Moment präsent und fängt Kind 1 auf, er muss aber bald beruflich für längere Zeit ins Ausland und ich bin mit beiden Kindern erstmal allein. Ich überlege nun, abzustillen, damit ich 1. Zeit für Kind 1 habe und 2. meine Brustwarzen nicht mehr wehtun und 3. Kind 2 nicht ständig nachmittags an meiner Brust ist und ich nicht von der Couch weg kann. Das stillen hat bei Kind 1 nicht geklappt, er wurde von Anfang an zugefüttert. Ich freue mich, dass das stillen bei Kind 2 so gut klappt, habe aber ein schlechtes Gewissen gegenüber Kind 1, weil ich so gut wie keine Zeit für ihn habe. Ich stecke in einem Zwiespalt. Meine Hoffnungen bei der Flaschennahrung sind erstens, dass Kind 2 länger satt ist und nicht teilweise nachmittags stundenlang an der Flasche hängt. Wie ist Ihre geschätzte Meinung ? Mit freundlichen Grüßen

von sav.annah am 15.07.2015, 09:22



Antwort auf: Cluster Feeding

Liebe sav.annah, auch langes Stillen macht keine Schmerzen und deshalb würde ich zunächst die Anlegetechnik überprüfen lassen. Zwei kleine Kinder sind eine ungeheuere Herausforderung. Doch das zweite Kind weiß nicht, dass es das zweite ist und dass seine Mutter noch ein Geschwisterkind zu versorgen hat und deshalb benimmt es sich wie alle Babys: es will durchschnittlich acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden und es wacht auch in der Nacht regelmäßig auf. Der Gedanke an die Flasche mag in dieser Stresssituation verlockend sein, aber künstliche Säuglingsnahrung ist absolut keine Gewähr dafür, dass die Abstände länger werden und Sie mehr Schlaf bekommen. Vielleicht ist ja auch nicht eine Veränderung bei der Ernährung (deren Ausgang sehr ungewiss ist) der Weg, der Ihnen weiter hilft. Gibt es die Möglichkeit, dass jemand Sie bei der Hausarbeit entlastet? Können Sie vielleicht einen zuverlässigen Teenager finden, der bereit ist sich stundenweise mit Ihrem älteren Kind zu beschäftigen, so dass Sie etwas Luft zum Ausruhen und Entspannen finden können? Wenn es einen Weg gibt, dass Sie wieder mehr Zeit für sich finden können und so zu etwas Erholung kommen, sind die häufigen Stillzeiten unter Umständen nicht mehr so ein großes Problem. Ihre ältere Tochter kann mit Ihnen zusammen zumindest einen Teil der Stillzeiten zu „besonderen" Zeiten machen. Sie können die Stillzeiten dazu nutzen mit dem älteren Kind ein Buch anzuschauen z.B. Astrid Lindgren „Ich will auch Geschwister haben" oder ein Fotoalbum mit Babybildern des größeren Kindes, damit es sieht wie es war, als es so klein war. Sie können auch eine „Stillkiste" zusammenstellen. In dieser Kiste sind besondere Dinge (z.B. ganz spezielle Stifte und glänzende Papierbögen, bunte Perlen, die zu Ketten aufgereiht werden können, ein Spielzeugauto je nachdem, was für das große Kind besonders attraktiv sein kann), die nur zu den Stillzeiten benutzt werden dürfen. Haben Sie ein Tragetuch? Für meine Begriffe gehört ein Tragetuch zu den wichtigsten Dingen der Babyausstattung. Es gibt Ihnen mehr Mobilität und gleichzeitig kann Ihr Baby Ihre Nähe spüren und Sie haben mindestens eine Hand für das Geschwisterkind oder andere Tätigkeiten frei. Wo schläft Ihr Baby denn? Falls es nicht in Ihrer unmittelbaren Nähe schläft, versuchen Sie einmal, es direkt neben Ihnen (entweder auf einer Matratze oder in einem Korb neben Ihrem Bett oder gleich mit in Ihrem Bett) schlafen zu lassen. So bekommen Sie nachts mehr Ruhe als wenn Sie aufstehen müssen. Bitten Sie Ihren Partner, Ihnen am Morgen einen Teller mit Häppchen zurechtzumachen, die Sie mit einer Hand essen können. So können Sie immer wieder einmal etwas aus dem Kühlschrank nehmen und essen. Stellen Sie sich an die Plätze, an denen Sie stillen ein Flasche Mineralwasser, eine Flasche Saft und ein Glas. So können Sie bei jedem Stillen immer etwas trinken. Fahren Sie den Haushalt radikal zurück. Ungeputzte Fenster verursachen keine Seuchen und nächstes Jahr fragt niemand mehr danach, wie oft Sie Fenster geputzt hast, aber eine ausgeruhte Mutter, fühlt sich besser. Tiefkühlgemüse ist nicht giftig und muss nicht geputzt werden. Nicht alles muss wirklich gebügelt werden. Denken Sie immer nur einen Tag weit und nicht „o Gott wie lange wird das noch so weitergehen". Ich wünsche Ihnen bald wieder ruhigere Zeiten und hoffe, es war ein Hinweis dabei, der Ihnen weiterhilft. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 15.07.2015



Antwort auf: Cluster Feeding

Vielen lieben Dank für Ihre schnelle Antwort. Ich werde versuchen, ein paar von ihren Tipps umzusetzen und weiterhin tapfer zu bleiben. Mit Freundlichen Grüßen

von sav.annah am 15.07.2015, 11:40