Frage: Brustentwöhnung in der Nacht

Da ich momentan sehr erschöpft bin von häufigen nächtlichen Gewecktwerden, hoffe ich auf eine Idee, wie ich meinem Sohn häufiges nächtliches Trinken abgewöhnen kann. Mein Sohn ist jetzt knapp über 4 Monate alt, er hatte im Alter von 3 Wochen schon jede Nacht eine Schlafphase von 4 Stunden gehabt, von 9-12 Wochen sogar von 5-7 Stunden. Dies war etwa ab Woche 13 vorbei, obwohl sich äußerlich nichts signifikant verändert hat. Ich dachte zunächst an einen Wachstumsschub / Entwicklungssprung, der ihn vielleicht unruhiger machen würde, es ist aber in den vergangenen 6 Wochen keine Verbesserung mehr eingetreten und aktuell möchte mein Sohn 4-6 Mal in der Nacht trinken, manchmal stündlich, weil daraus offensichtlich eine Einschlafhilfe geworden ist. Er schläft dann auch innerhalb von 5 min wieder ein. Das Trinken zum Einschlafen hatte sich, wenn ich das zeitlich richtig rekonstruiere, in den "guten" Schlafwochen für kurze Zeit auch tagsüber etabliert. Ich konnte es aber recht schnell mit Hilfe eines Schnullers oder Schieben im Kindewagen wieder abgewöhnen. Versuche, den Kleinen nachts durch Schnuller oder Wiegen im Arm zu beruhigen, gehen schnell in schlimmstes Schreien über (während er den Schnuller sonst gerne mal nimmt). Seit 14 Tagen gibt es mittags ein paar Löffelchen Gemüsebrei, die mein Sohn gerne nimmt, ansonsten stille ich voll, etwa im Abstand von 3 Std. tagsüber, Flaschen kamen noch nicht zum Einsatz. Ich würde das Trinken in der Nacht so gerne auf ein normales Maß von 1-2 Mal reduzieren, wie kann man diese Einschlafhilfe bloß wieder abtrainieren? Haben Sie eine Idee?

von Nuschka am 12.05.2015, 11:40



Antwort auf: Brustentwöhnung in der Nacht

Liebe Nuschka, es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab dem Alter von vier bis sechs Monaten nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder selbst das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte“ von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 12.05.2015



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