Hallo zusammen,
ich habe ein paar Fragen rund ums Stillen – normalerweise würde ich die mit in die Stillgruppe nehmen, aber die hat leider seit 6 Wochen Sommerferien…
1. Mein Baby (4 Monate alt) ist relativ kräftig / dicker als Altersgenossen. Ich stille voll und meiner Meinung nach auch nach Bedarf, jedoch schreit die Kleine seit einigen Wochen nicht mehr nach Essen. Das heißt zB nachts liegt sie in ihrem Bett und haut die Füße so lang auf die Matratze bis ich sie hole und anlege. Auch tagsüber weint sie eher selten vor Hunger. Nun frage ich mich ob ich sie einfach zu oft anlegen und sie nicht nach Essen schreit, weil sie keinen wirklichen Hunger hat – ist sie einmal angelegt trinkt sie auch immer; und sie aus diesem Grund vielleicht schneller zunimmt als nötig (im Moment ca. 130-150g pro Wochen; waren aber eine zeitlang auch 300g).
2. Ich habe recht viel Milch, was ziemlich belastend ist und mein Gynäkologe hat mir daher empfohlen 3x täglich Phytolacca in der Potenz D6 einzunehmen. Das scheint langsam auch zu einer Beruhigung zu führen, trotzdem lege ich die Kleine schon auch an, wenn bei mir der Druck zu groß wird, auch wenn sie nicht kräht – dies führt wieder auf Frage 1 zurück und sollte ich das besser lassen und mir eher mit ausstreichen behelfen und warten bis sie danach verlangt?
3. Wir würden gern im 6. Lebensmonat mit Beikost beginnen; dazu habe ich mir auch schon 2 Bücher gekauft und dort sind Tagesabläufe aufgezeigt die von 4 Muttermilchmahlzeiten ausgehen, die nach und nach ersetzt werden (Morgens, Mittags, Nachmittags, Abends).
Bei uns sieht es aber eher so aus und da frage ich mich welche Mahlzeiten zu ersetzen sind und was mit den anderen passiert – sollten diese eher ausgesetzt werden?
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Vielen Dank für Ihre Hilfe vorab!!
von
WiMice
am 15.08.2014, 09:56
Antwort auf:
Baby schreit nicht vor Hunger/ zu viele Mahlzeiten für die Beikosteinführung
Liebe WiMice,
warum sollte dein Kind erst weinen müssen? Weinen ist ein sehr spätes Hungerzeichen und wenn dein Kind trinkt, dann hat es auch Hunger. Kein Kind lässt sich an die Brust zwingen und zu dick kann ein gestilltes Baby nicht werden.
Ein gestilltes Baby darf zwischendurch schon auch mal wie ein kleiner Buddha aussehen, denn in der Regel bauen sich diese Pölsterchen schnell ab, sobald es beginnt zu robben, krabbeln und zu laufen. Das Fett, das sich in der relativ passiven Phase vor dem Krabbelalter möglicherweise ansammelt, stellt einen Vorrat für die sehr aktive Phase dar, in der das quirlige Krabbelkind keine Zeit zum Essen haben will. Im Alter von ein bis zwei Jahren werden die Kinder, die schnell zugenommen haben, gewöhnlich von alleine schlanker.
Im Gegensatz zur (industriell) stark weiterverarbeiteten Nahrung enthält Muttermilch keine leeren Kalorien. Es gibt keinen Beweis dafür, dass ein gestilltes Kind, das rasch zunimmt, als Erwachsener Gewichtsprobleme haben wird. Im Gegenteil es gibt mehrere Untersuchungen, die zeigen, dass Stillen eindeutig vor Übergewicht schützt und dass dieser Schutz nicht nur im Kindesalter sondern auch beim Erwachsenen anhält.
sicher ist es richtig und gut, einem Baby, das Interesse an fester Nahrung zeigt, diese dann auch anzubieten. Doch diese Einführung der Beikost sollte langsam erfolgen und keinesfalls kann die feste Kost die Muttermilch jetzt bereits in größerem Maße ersetzen.
Ich weiß, dass fast überall steht: „zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird „eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit „ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen.
Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Im gesamten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch das Hauptnahrungsmittel des Kindes sein.
Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte.
Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung.
Allmählich wird sich die Menge der Beikost von selbst steigern und etwa ab den ersten Geburtstag werden sich das Verhältnis Beikost zu Muttermilch langsam umkehren, bis sich das Kind (wenn es dazu die Gelegenheit erhält, die Entscheidung selbst zu treffen) schließlich irgendwann ganz abstillen wird.
Im gesamten ersten Lebensjahr kann der Flüssigkeitsbedarf eines Babys vollständig über die Muttermilch gedeckt werden, vorausgesetzt, es wird weiterhin nach Bedarf gestillt. Dennoch ist es sinnvoll parallel zur Einführung der Beikost auch den Becher mit Wasser einzuführen. Tee oder Saft sind nicht notwendig.
Für Tipps rund um das Thema Beikost bietet sich das Buch „Babyernährung gesund & richtig – B(r)eikost und Fingerfood“ von Gabi Eugster an. Dort finden sich sehr viele Informationen und Tipps zum Thema Ernährung ab dem siebten Monat.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 15.08.2014