Baby (9 Monate) nimmt nicht mehr zu

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Baby (9 Monate) nimmt nicht mehr zu

Liebes Stillteam! Ich habe gerade festgestellt, dass mein Sohn (9 Monate) in den letzten 2 Monaten nicht zugenommen hat. Er wiegt 8 kg. Mit dem Stillen hat es von Anfang an super geklappt und ich möchte gerne auch im 2. Lebensjahr noch stillen. Beikost wollte er anfangs nicht, mit 7 Monaten hat er begonnen überhaupt etwas Brei zu essen. Die Portionen wurden allmählich immer größer aber er ist auch heute noch weit entfernt von den empfohlenen Breimengen. Er isst zwei Breimahlzeiten (á ca. 50-75% der empfohlenen Menge) am Tag und ausserdem gibt es mehrmals täglich Fingerfood zum Kauen üben (gedünstetes Gemüse, Brot, rohes Obst/Gemüse, etc.). Ich bin immer davon ausgegangen, dass die geringen Beikostmengen kein Problem sind, solange ich nach Bedarf stille. Und ich wollte meinem Sohn keinen Stress machen sondern den Spass am Essen fördern. Nun wurde mir aber gesagt, dass die „späte Muttermilch kalorisch nicht ausreichen“ würde und ich die Anzahl der Beikostmahlzeiten erhöhen sollte. Stimmt das wirklich? Selbstverständlich soll mein Sohn nach und nach immer mehr Beikost erhalten, aber ich wollte das Tempo eigentlich ihm überlassen. Muss ich nun doch mehr versuchen, ihn zum Essen zu motivieren? Wie bedenklich ist denn überhaupt eine so lange Gewichtsstagnation in dem Alter? Er hat mit 7 Monaten begonnen zu Krabbeln, zieht sich überall hoch und läuft an den Möbeln entlang, kann es auch nur daran liegen dass er jetzt so aktiv ist? Sein Kinderarzt ist noch bis nächster Woche im Urlaub, dann möchte ich ihn mal durchchecken lassen. Bis dahin wäre ich für eure Einschätzung und jeden Rat dankbar!

von KMH am 18.08.2014, 21:08



Antwort auf: Baby (9 Monate) nimmt nicht mehr zu

Liebe KMH, nein, Du musst dein Kind nicht zum Essen zwingen und dein Milch hat genau so viele Kalorien wie vorher. Unmittelbar nach der Geburt steht dem Kind das Kolostrum zur Verfügung, das sich dann in die Transitorische Milch (Übergangsmilch) und schließlich nach in die Reife Muttermilch umwandelt. Bei etwa 50 % der Frauen ist der Übergang in die Reife Muttermilch nach zehn Tagen abgeschlossen bei den restlichen Frauen dauert es ein paar Tage länger. Bis zum eindeutigen Beginn der Abstillphase verändert sich die Milch nun nur noch in Bezug auf den Gehalt der Antikörper, der zu verschiedenen Phasen (z.B. wenn das Baby zu Krabbeln beginnt und damit mehr Kontakt zu Keimen hat) erhöht. Auch nach sechs oder auch zwölf Monaten enthält die Muttermilch noch die gleichen Inhaltsstoffe wie vorher. Die Milch wird ab diesem Zeitpunkt keineswegs plötzlich „schlechter" oder „weniger gehaltvoll". Der Kaloriengehalt der reifen Muttermilch liegt bei etwa 68 kcal/100 ml. Reife Muttermilch enthält etwa 7,3 g/100 ml Laktose sowie kleinere Mengen anderer Kohlenhydrate (Oligo und Polysacharide, Glykoproteine, Glukosamine usw.). Der Fettgehalt der reifen Muttermilch beträgt 4,2 g/100 ml, wobei der größte Teil davon auf die Triglyceride entfällt. 57 % der Fettsäuren der Muttermilch sind ungesättigt. Der Fettanteil der Muttermilch beinhaltet auch die fettlöslichen Vitamine, Phospolipide und Cholesterin. Reife Muttermilch enthält 0,9 g/100 ml Eiweiß. Zu den Molkeneiweißen gehören die Immunglobuline, Lysozym, Laktoferrin und Alphalaktalbumin. Außerdem enthält Muttermilch Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine. Weitere Bestandteile sind Hormone, Enzyme und Wachstumsfaktoren. Reife Muttermilch bleibt in Bezug auf Kaloriengehalt, Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate usw. in ihrer Zusammensetzung während der gesamten Stillzeit gleich, lediglich bei den Antikörpern und bei einigen Vitaminen und ergeben sich Veränderungen. So steigt der Antikörpergehalt mit etwa einem halben Jahr und dann nochmals im zweiten Lebensjahr (jeweils dann, wenn das Kind mobiler wird und mehr Kontakt mit der Außenwelt aufnimmt) an. In der Abstillphase kommt in Bezug auf den Salzgehalt zu Veränderungen. Babys nehmen in den seltensten Fällen immer gleichmäßig zu, sondern in Schüben und sogar gelegentliche Gewichtsstillstände können vorkommen, ohne dass gleich ein Anlass zur Sorge gegeben sein muss. Vor allem Babys, die zunächst überdurchschnittlich zugenommen haben, können einen „Zunehmknick" in der Kurve haben. Ich würde dir trotzdem empfehlen, ihm eine Kalorienbombe aus Muttermilchsahne zu geben, das gibt den Kleinen meist einen wirklich guten Zunahme- und Entwicklungskick. Schau, dass du Milch ausstreichst oder abpumpst, die du in 10 ml Spritzen aufziehst und dann kopfüber in ein Glas stellst (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2 Stunden kannst du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln. Statt mit leeren Spritzen kannst du natürlich auch mit einer Tasse arbeiten, in die du die gewonnene Muttermilch gibst. Oben wird sich der fetthaltige Rahm absetzen, du kannst ihn mit einem Löffel abschöpfen und deinem Baby geben. Wenn du das 3-4 Tage lang machst (je mehr, desto besser), wird sich die Gewichtszunahme steigern! Außerdem würde ich eher wieder mehr stillen und nicht weniger! Probier es mal aus! LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 18.08.2014



Antwort auf: Baby (9 Monate) nimmt nicht mehr zu

Liebe Biggi, mehr stillen, statt weniger macht natürlich Sinn. Aber was ist, wenn das Baby einfach nicht so oft an die Brust möchte? Alles ist so aufregend, lässt sich leicht ablenken. Am besten funktionieren die Stillmahlzeiten in der Nacht. Sollte ich mein Kind wecken, um es dann in der Nacht noch öfter zu stillen? Und wenn das Gewicht mehr als 2 Monate gleich bleibt… ab wann zum Arzt? Liebe Grüße

von DesireeCB am 12.09.2021, 00:40