Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bin verzweifelt. Ich habe per Kaiserschnitt entbunden. Da ich aufgrund starker schmerzen starke Schmerzmittel genommen habe, wurde mein Sohn mit der Flasche gefüttert. Als ich dann versucht habe anzulegen konnte ich die Schmerzen nicht ertragen, ich habe geschrien bei jedem Saugen. Dadurch floss die Milch nicht mehr. Dann habe ich Stillhütchen bekommen, womit er aber nicht satt wurde. Also habe ich zugefüttert, was den Kleinen total verwirrt hat. Dann bekam ich einen Magenvirus und ich musste erneut Medikamente nehmen, womit ich nicht stillen durfte. Meine Brüste wurden sehr hart und schmerzten extrem und ich bekam erhöhte Temperatur. Das Ausstreichen ging nicht, es kam nichts raus. Ich war so deprimiert, weil ich vom Kaiserschnitt so lange starke Schmerzen hatte, dann noch die Magenschmerzen und dazu noch die Brustschmerzen mit Fieber. Ich bin so ungeduldig geworden, dass ich Tabletten (2 Stück, ich weiß den Namen nicht mehr) zum Abstillen bekommen und genommen habe. Die ganze Zeit habe ich meinem Sohn Beba HA Pre gegeben und seit 2 Tagen hat er jetzt solche Bauchkrämpfe nach dem Essen und sehr weichen Stuhlgang (fast wie Durchfall). Er weint so viel und leidet so sehr und ich kann das gar nicht mitansehen. Ich habe solch ein schlechtes Gewissen, denn wenn ich geduldiger gewesen wäre, würde er jetzt mit der Muttermilch nicht so leiden. Ich weiß nicht mehr weiter.
Vielleicht haben Sie einen Rat.
von
smou
am 29.04.2015, 09:40
Antwort auf:
Abgestillt und jetzt leidet mein Säugling
Liebe smou,
ich kann Ihre Trauer und auch Ihren Frust verstehen, denn das was Sie schildern ist wirklich alles andere als schön.
Was aus Ihrer Schilderung ganz klar hervorgeht ist zum einen eine Verkettung von unglücklichen Umständen und zum anderen eine eindeutig suboptimale Stillbetreuung!
Lassen Sie Ihre Trauer über die verlorene Stillbeziehung zu, aber lassen Sie sich keine Schuld einreden, denn die haben Sie nicht! Sie haben versucht zu stillen und Sie hatten leider keine optimale Betreuung, denn sonst hätte man nicht zur Flasche, sondern einer alternativen Fütterungsmethode gegriffen.
Sie könnten jetzt noch versuchen, zu relaktieren und gerne gebe ich Ihnen Informationen dazu, allerdings ist es auch völlig in Ordnung, wenn Sie die Flasche geben und evtl. auf eine HA_Nahrung umsteigen (sprechen Sie mit dem Kinderarzt, welche er empfiehlt).
Und zuletzt: Auch eine Mutter, die ihr Kind nicht stillen kann, ist eine gute Mutter. Stillen darf hier nicht überbewertet werden. Márta Guóth Gumberger, IBCLC in Rosenheim, schreibt in ihrem Text "Wenn es mit dem Stillen trotz allem nicht klappt": "Die biologische Möglichkeit, Ihr Baby zu stillen, ist manchmal nur theoretisch vorhanden, weil die Hindernisse so groß sind. Mangelnder Rückhalt in Familie und Umgebung, sehr große Anforderungen an die Mutter, Krankheit bei Mutter und/oder Kind, Stress, Angst, Sorge, zu wenig Unterstützung und Information von medizinischem Personal, falsch eingefädelte Verhaltensweisen in der Klinik, fehlende Information zur richtigen Zeit, Temperament und Saugtechnik des Babys, frühere Misserfolgserlebnisse beim Stillen und das gesellschaftliche Klima können einzeln oder in Kombination die Stillbemühungen der Mutter um den Erfolg bringen. Sie erleben dann vielleicht Versagensgefühle, aber halten Sie sich all die erschwerenden Faktoren in Ihrer Situation vor Augen. Denken Sie daran, dass Stillen zum Ziel hat, eine liebevolle Mutter Kind Bindung zu ermöglichen. Das Stillen erzwingen zu wollen, würde das Gegenteil bewirken. (...) Vielleicht klappt aber auch das nicht. Sie erleben in jedem Fall Trauer um den Verlust einer komplikationslosen Stillbeziehung bzw. einer Stillbeziehung überhaupt. Lassen Sie diese Gefühle der Trauer zu, aber bleiben Sie nicht bei ihnen stehen. Sie haben die Möglichkeit, auf andere Weise Ihrem Kind die Nähe, Geborgenheit und Bindung zu geben, die beim Stillen entstehen würden. "
Gern schicke ich Ihnen den kompletten Text zu, der als Infoblatt von La Leche Liga Deutschland herausgegeben wurde.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen etwas Mut machen bzw. Trost spenden.
Herzlichen Gruß,
Biggi
von
Biggi Welter
am 29.04.2015