Verschiedene Brei-Sorten probieren oder eine durchziehen?

Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Frage an Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

Frage: Verschiedene Brei-Sorten probieren oder eine durchziehen?

Liebe Biggi, Meine Tochter ist 7 Monate alt. Ich versuche Brei einzuführen, doch es klappt nicht. Statt mehr isst sie immer weniger :-( Erst schien sie nicht zu verstehen, was ich mit dem Löffel will, doch letzte Woche schien es dahingehend "Klick" gemacht zu haben. Dann machte sie sogar zwei Tage lang bereitwillig den Mund auf. Immer nur für 4-5 Löffel, aber immerhin. Seitdem bleibt der Mund vehement zu... Sie schlägt mir auch den Löffel weg. Geb ich ihr den (leeren) Löffel zum spielen, ist alles gut. Soll ich bei einer Sorte bleiben (Frühkarotten) oder lieber andere probieren? Oder könnte ich mal einen Getreidebrei ausprobieren? Ich habe Bedenken, dass ich es mit zu viel 'probieren' verwirre und es damit schlimmer mache. Doch irgendwie hab ich auch keine Hoffnung, dass sie die Karotten noch isst - geschweige denn, dass ich bald mit Kartoffel oder gar Fleisch arbeiten könnte. Wenn der Brei gar nicht mehr will - wie kann ich denn ihre Eisenversorgung sicherstellen? Hab dahingehend letzte Woche schon einen Vortrag vom KiA bekommen, dass ich doch endlich den Fleischbrei einführen soll :-( Wie konnte er mir allerdings auch nicht sagen... Achso - sie wird nach Bedarf gestillt. Danke für deine Hilfe! LG Claudia

von CLEE_GLUECK am 08.09.2014, 13:37



Antwort auf: Verschiedene Brei-Sorten probieren oder eine durchziehen?

Hallo CLEE_GLUECK die Beikostzeit gestaltet sich leider nicht immer wie gewünscht. Aber dein Baby hat immerhin schon ein paar wenige Löffel Brei akzeptiert. Der erhoffte Erfolg, dass deine Kleine nun täglich steigernd immer mehr isst, bleibt aus. Um dich ein wenig zu beruhigen: das ist absolut keine Seltenheit. Von Brei und Löffel wollen einige Stillbabys nichts wissen. Sie finden es viel besser, lieber gleich richtig mit zu essen, mit eigenem Löffel oder Gabel, mit den Fingern und am liebsten alles, was sie in die Hand bekommen. Du könntest einmal den Verusch wagen und deiner Tochter Fingerfood anbieten: Gut eignen sich weich gegarte Gemüse-, Kartoffel- oder Obststicks, die die Allerjüngsten mit der ganzen Hand umschliessen können - um die Hand schliesslich an den Mund zu führen. Diese weichen Speisen kann ein Baby mittels Pinzettengriff aufnehmen und zum Mund führen kann. Als Stäbchen/Stick lässt sich das weiche Gemüse gut mit der Faust umschliessen und festhalten um schliesslich abgelutscht zu werden. Vorraussetzung ist immer, dass ein Baby Spaß dabei hat, und das Essen gut schlucken kann. Babys, die diesen Weg von der Milch zur Beikost wählen, gibt es immer häufiger. Wenn nach Bedarf gestillt wird, ist diese Methode eine gute Möglichkeit die Kleinsten von Beginn an in den Essalltag zu integrieren. Es geht bei der Beikost auch um das Kennenlernen neuer Aromen, neuer Geschmacks- und Geruchseindrücke und um neue Eindrücke hinsichtlich der Beschaffenheit der Nahrung.Wenn nach Bedarf gestillt wird, ist diese Methode eine gute Möglichkeit die Kleinsten von Beginn an in den Essalltag zu integrieren. Sie hat sogar einen Namen: baby-led-weaning*. Einer neuen Studie zufolge, soll diese Art der Beikosteinführung, d.h. wenn Babys die Art und Menge der Beikost selbst bestimmen, also buchstäblich alles selbst in die Hand nehmen, vor (späterem) Übergewicht schütze. Mit dieser Methode würden gesunde Essgewohnheiten gefördert. Allerdings seien für diese Untersuchung nur etwa 150 Babys beobachtet worden. Eine allgemeingültige Empfehlung könne man deshalb noch nicht aussprechen. Es macht deshalb wenig Sinn, dein Baby zum Brei essen all zu sehr zu animieren. Lass dein Baby die Beikost selbst spielerisch erkunden, füttere ggf zwischendurch ein paar Löffel und achte auf die einleitenden Rituale, die zu einer Mahlzeit führen. Diese sollten stets rhythmisch und pünktlich, ins Tagesgeschehen eingebunden sein. Achte auch auf eine gute und entspannte Atmosphäre bei Tisch. Stillen solltest du weiterhin nach Bedarf. Es ist ja auch so, dass du beim Stillen keinen Überblick über die Menge und die Kalorien hast, die dein Baby nimmt. Möglicherweise ist der Hunger und Appetit einfach nicht vorhanden, so dass der Anreiz fehlt, etwas, bzw mehr zu essen als nur ein paar Löffel. Doch diese wenigen Löffel sind trotzdem bestens :-) Schaffe ganz viel Routine, achte weniger auf die Menge als vielmehr auf das Erlebnis einer gemeinsam eingenommenen Mahlzeit. Essen ist mehr als nur satt werden. Es sind auch kulturelle Erfahrungen, die sich am Esstisch manifestieren. Beikost ist aus vielen Gründen wichtig und bei gestillten Babys nicht nur allein für die Sättigung bestimmt. Es geht dabei auch um das spielerische Entdecken der verschiedenen sensorischen Eigenschaften von Lebensmitteln. Und genau hierauf kannst du jetzt achten. Stille deine Kleine ausreichend, aber nicht zu viel, weil dein Kind sonst durch Mumi zu satt ist und überhaupt kein Interesse an neuen Nahrungsquellen wachsen kann. Auch was die Eisenversorgung betrifft, brauchst du dich nicht zu sorgen. Mehr Infos dazu kann dir Biggi Welter aus dem Nachbarforum geben. Und wenn deine Kleine erst einmal selbst bestimmt essen kann, positive Erfahrungen damit verknüpft, wird sie auch bald mehr Brei vom Löfel essen. Also dann Grüße B.Neumann P.S. wenn du Rückfragen hast, dann melde dich wieder!!! *Das baby-led-weaning", wird frei übersetzt mit ungefähr "babygesteuerte Beikosteinführung". Stillen nach Bedarf reiche aus. Statt Brei könnten Babys sofort festere Nahrung kennenlernen. Sinn und Zweck ist dabei mehr das Kennenlernen einer anderen Konsistenz und Geschmacks. Sattwerden sei dabei zweitrangig. Für Stillbabys (die nach Bedarf und ausreichend und oft gestillt werden) akzeptabel, für nicht gestillte Babys weniger gut geeignet. Es sollte trotzdem einiges dabei beachtet werden. Dein Baby sollte bspw schon gut sitzen können. u.v.m. ! Ich kann das nicht ganz vorbehaltlos empfehlen und deshalb kannst du auch mal Biggi Welter im betreuten Stillforum dazu befragen, ob das tatsächlich so sinnvoll ist :-) und für jedes Stillbaby gelten kann. Für solche Babies, die einfach keinen Brei und Löffel mögen und gleichzeitig gut entwickelt sind, ist das sicher gut. Auch als kombinierte Form der Beikost ist das eine gute Idee. Denn es führt schon früh, ganz zaghaft an die Familienkost heran. Und viele Babys finden das richtig gut. Aber es sollte individuell gehandelt werden. Stückchen in der Beikost nach Bedarf, - ja - wenn es gut ankommt. Wenn Beikost bei dieser Methode zwar nicht in der übliche empfohlenen Menge gegessen werden kann, ist diese Methode - wenn der Löffel einfach nicht akzeptiert wird - trotzdem gut, weil die Kleinsten mit Essen, Geschmack und Konsistenz konfrontiert werden und sich an Nahrung gewöhnen können.

von Birgit Neumann am 09.09.2014



Antwort auf: Verschiedene Brei-Sorten probieren oder eine durchziehen?

Seit etwa 2 Wochen zahnt meine Kleine auch wieder. Und gerade habe ich festgestellt, dass Zahn Nr. 3 (oberer Schneidezahn) heute durchgebrochen ist. Könnte auch da das Problem liegen? Könnte ihr das Löffeln dadurch unangenehm sein?

von CLEE_GLUECK am 08.09.2014, 14:06



Antwort auf: Verschiedene Brei-Sorten probieren oder eine durchziehen?

Hallo Birgit, Danke für die ausführliche Antwort. Von BLW habe ich schon gehört, es aber bisher für uns ausgeschlossen. Unsere Mahlzeiten sind wenig baby-geeignet und Baby-Nahrung ist ja doch deutlich stärker kontrolliert hinsichtlich unerwünschten Beistoffen (Geschmacksverstärker, Gewürze, etc.). Allerdings kann ich mir vorstellen, ihr extra Gemüse zu machen und gleichzeitig Brei anzubieten... Eine andere Mutter hatte mir jetzt gesagt, dass sie für ihre Tochter das TK-Gemüse entdeckt hat - da macht sie kleine Mengen von warm (ohne Salz, etc.) und die kann die Kleine dann nach Lust und Laune essen. Es ist schnell, praktisch und bei Mischgemüse sind verschiedene Sorten drin... Ist das empfehlenswert? Oder sollte ich dann lieber frisches Gemüse kaufen und das dünsten? Kann ich dann ein paar Tage vorkochen oder besser täglich frisch? Danke nochmal! LG Claudia

von CLEE_GLUECK am 10.09.2014, 12:36



Antwort auf: Verschiedene Brei-Sorten probieren oder eine durchziehen?

Hallo CLEE_GLUECK baby led weaning kann eine echte Bereicherung für den täglichen Beikostplan sein. Es ist gut mit dem klassischen Löffeln zu beginnen und wenn es langfristig nicht gut klappt, kann diese Methode evtl zum gewünschten Erfolg - ESSEN - führen. Zubereitung babygerechter Gemüsesticks: Schneide aus rohen Gemüsesorten (bspw Möhre, Pastinake, Kohlrabi, Zucchini, Kürbis, Süßkartoffel, Kartoffeln, auch: Brokkoliröschen, Blumenkohlröschen) oder Obstsorten Apfel (nur gedünstet), Birne fingerdicke ca 8-10cm lange Stücke. Gare sie (dampfgaren oder in wenig Wasser dünsten) ohne Zusätze sehr weich. Verwende am besten Bioprodukte. (TK-Produkte sind auch möglich, in der Konsistenz jedoch meist etwas anders (zäh, gummig) als frisch gekochte Zutaten vom Markt.) Fertig ist das Fingerfood. Vorraussetzung für diesen Selbstbedienungsteller ist immer: dein Baby muss selbständig sitzen können. Sie sind eine Bereicherung zu Brei (und Mumi) und führen zaghaft an feste Kost heran. Diese weich gegarten Gemüse-, Kartoffel- oder Obststicks, können die Allerjüngsten mit der ganzen Hand umschliessen - um die Hand schliesslich an den Mund zu führen. Als Stäbchen/Stick lässt sich das weiche Gemüse gut mit der Faust umschliessen und festhalten um schliesslich abgelutscht zu werden. Es findet dabei eine selbstbestimmte Annäherung statt. Es eignen sich (ab dem 8. Lm) auch rohe weiche Obstsorten wie bspw Banane, Melone usw. Also dann Grüße

von Birgit Neumann am 10.09.2014