Guten Abend!
Mein Kleiner ist nun fünf Monate alt. Aufgrund des Drängens seiten des Kinderarztes versuchen wir es seit drei Wochen mit Beikost.
Begonnen haben wir mit Kürbis / Pastinake pur. Beides mochte der Kleine gar nicht, wie angeekelt ein Baby schauen kann! Vermischt mit Apfel schien es nicht ganz so eklig zu sein. Nun habe ich Kartoffeln (Bio vom Bauernhof hier) gekocht, diese mit Apfel aus dem Glas und Muttermilch vermanscht. Das schien zumindest sehr lecker zu sein, über 50 g schaffte mein Spatz auch nicht. Darüberhinaus wird mein Baby ausschließlich gestillt.
Die GKF- Empfehlung, so wie sie ist, wird ja schon ihren Sinn haben, "mein Brei" enthält außer Kartoffeln nichts davon. Ist der hohe Kartoffel- und Apfelanteil zu kohlehydratlastig?
Kürbis und Pastinake singulär im Glas haben keine Vitaminzusätze, da sie ja "völlig verkocht" sind- welchen Sinn haben sie im ernährungsphysiologischen Sinn? Oder geht es nur um die Geschmacksheranführung?
Ist mein Brei denn ganz schlecht? Ich habe nicht vor, das Rad bzgl Säuglingsernährung neu zu erfunden, möchte meinem Kind aber auch nichts un den Mund stopfen, was es ekelhaft findet.
Haben Sie einen Rat?
Danke auch für die tolle Arbeit hier, in schlaflosen Nächten habe ich schon viel gelernt!
Liebe Grüße
Stefanie
von
Elisabeth3011
am 03.11.2014, 17:54
Antwort auf:
Nicht gelungener Beikostbeginn
Hallo Stefanie
du schreibst, dass du auf Drängen deines KiA die Beikost vor drei Wochen eingeführt hast. Warst du selbst denn überzeugt davon? Denn dein Baby und du, ihr kommuniziert vor allem noch auf non-verbalen Wegen. Wenn du etwas ablehnst, wird es dein Baby ggf auch tun.
Mich würde deshalb interesseiren, aus welchem Grund euer KiA zu Beikost geraten hat? Hat es etwas mit der Größe deines Babys zu tun oder ist es eher "nur" weil er dein Baby für gut beikostreif hält?
Wenn es einfach nur darum geht, Beikost einzuführen, kannst du ggf voerst noch ein mal kurz pausieren.
Wenn es einen Grund gibt, dass dein Baby Beikost erhalten sollte, kann ich dich vielleicht motivieren, deine Einstellung zu ändern, damit du deinem Baby die Beikost non-verbal "schmackhafter" anbieten kannst?
Ein früher Beikostbeginn, d.h. nach dem 4. Monat, ist generell empfehlenswert wenn ein Baby Säuglingsmilch bekommt. Beikost liefert zusätzliche Nährstoffe.
Sie ist auch sinnvoll, für Babys, die deutlich zeigen, dass sie beikostreif sind. D.h. wenn sie anderen essenden Personen interessiert zuschauen und die Händchen in den Mund stecken. Beikost ist auch dann empfehlenswert, wenn ein Baby mit ausschliesslicher Milchnahrung nicht mehr zufrieden ist. Und auch eine zu geringe Gewichtszunahme (Beurteilung durch KiA, Hebamme) kann Anlass geben, Beikost anzubieten.
Die Gewöhnung an die neue Form des Essens dauert eine ganze Weile. Bis eine Milchmahlzeit durch Brei komplett (alle Zutaten enthalten) ersetzt werden kann, vergeht ja nach Akzeptanz und Verträglichkeit mitunter bis zu 1 Monat.
Als Stillmama muss die Milchmahlzeit übrigens nicht ersetzt werden. Sie kann eine Stillmahlzeit ersetzen oder ergänzen.
Betreffs Allergieprävention heisst es seit 2009, dass eine frühe Konfrontation des Immunsystems mit Nahrungsmitteln (vor allem Gluten bspw) dazu führe, dass der Körper diese langfristig besser toleriere, keine (!) Antikörper entwickle. Ideal sei der Zeitraum zwischen dem 5. - 7. Lm.
Nur Babys, die nachweislich schon eine Allergie haben, sollten Beikost erst nach Rücksprache mit dem KiA erhalten. Anderseits böte Vollstillen bis zum 7. Lm einen deutlicheren Schutz gegen Atemwegserkrankungen und Magen-Darm-Infekten. Babys sollten nie zur Beikost gezwungen werden.
Deine Versuche mit den verschiedenen Breikombinationen sind deshalb auch genau richtig. Dein Baby kann essen, was und so viel (oder so wenig) wie er es für gut befindet. Nicht nur der Geschmack, sondern auch die neue Esstechnik, das Mundgefühl sind für dein Baby neu. Dein Kind sieht dich zusätzlich aus einer anderen Perspektive - nämlich von gegenüber oder sitzt dein Kleiner bei dir? Und all das bedarf einer Gewöhnungszeit.
Dein Kind muss erst die Erfahrung machen, dass ihm Beikost einen Nutzen bringt: Nämlich dass sie satt und zufrieden macht.
Das Öl leistet zur Sättigung einen sehr wichtigen Beitrag und liefert ausserdem wichtige Fettsäuren sowie fettlösliche Vitamine. Wenn dein Baby durch fetthaltigen Brei satt wird, benötigt er wiederum weniger Mumi. Überfüttern ausgeschlossen.
Es ist übrigens gar nicht so ungewöhnlich, dass Babys B(r)eikost nicht so gut essen, wie man sich das als Mama wünscht. Gerade bei Stillbabys ist es häufiger zu beobachten, dass sich die üblichen Beikostempfehlungen nicht exakt nach Plan durchführen lassen.
Es geht bei Beikost aber auch um mehr als nur das Essen: auch um das spielerische Entdecken der verschiedenen sensorischen Eigenschaften von Lebensmitteln, darum Neues zu akzeptieren und Säuglingsmilchmahlzeiten (weniger Eiweiß) langfristig zu reduzieren. Das Reduzieren der Milch wiederum gilt weniger für nach Bedarf gestillte Babys.
Stille deinen Kleinen ausreichend, aber nicht zu viel, weil dein Kind sonst durch Mumi zu satt ist und überhaupt kein Interesse an neuen Nahrungsquellen wachsen kann.
"Beikost" ist viel mehr als Essen, nur mit dem Ziel dein Baby satt zu bekommen. Es sind ebenso die kulturellen Erfahrungen, die sich am Esstisch manifestieren.
Hast du schon ein paar Beiträge über das baby-led-weaning gelesen? Vielleicht hilft euch das in Bälde langfristig weiter.
Also dann
ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen weiter helfen?
Bis dann
Grüße
B.Neumann
von
Birgit Neumann
am 04.11.2014
Antwort auf:
Nicht gelungener Beikostbeginn
Nachtrag:
Unser Kind ist altersbezogen recht schwer, allerdings perzentilenbezogen "nicht messbar gross", in Bezug auf seine Größe liegt er gewichtsmäßig auf der 50. Perzentile (vielleicht ist das wichtig bezogen auf meine kommende Frage).
Muss ich Beikostöl zugeben, lange ich mein Baby nach dem Essen noch stille? Eine "normale" Portion Muttermilch hat doch etwa so viel Fett wie die empfohlene Ölzugabe?
Macht ein Brei wirklich mehr satt als Muttermilch? Kalorisch gesehen ist so ein Gemüse-Kartoffelbrei doch nicht höher als Milch zu bewerten? Oder spielt da die Magenfüllung und die langsamere Verdaulichkeit mit eine Rolle?
Liebe Grüße,
Stefanie
von
Elisabeth3011
am 03.11.2014, 22:20