Sehr Frau Neumann,
ich habe ein Problem mit meiner 17 Monate alten Tochter. Sie will nichts auf ihrem Brot haben. Butter ißt sie nur auf dem Brot, wenn wir es toasten und die Butter geschmolzen ist. Sobald das Brot ein Aufstrich hat, wird die Nahrung verweigert. Sie hat schon mal ein paar Tage lang Fleischwurst oder Wiener gegessen. Doch von heute auf morgen war es damit vorbei und sie wollte nichts mehr davon wissen. Ich habe auch schon versucht ihr einen Kindgerechten süßen Aufstrich zu geben (ungesüßtes Mandelmus mit Datteln und Banane und dann gemixt). Auch eine zerquetschte Banane auf dem Brot kam nicht an. Ich habe es aus lauter Verzweiflung auch schon mit Marmelade probiert. Sie wollte nicht mal probieren. Käse hat sie noch nie essen wollen. Kein Frischkäse, Gouda oder Schmelzkäse. Sie will keine Kuhmilch und trinkt auch keine Pre-Milch (hat sie noch nie gemocht). Ich habe bis vor kurzem noch in der Nacht gestillt, doch nun ist das auch vorbei und ich mache mir Sorgen, dass sie genug Milch zu sich nimmt. Sie mag leider auch keinen Joghurt (nicht selbstgemacht mit frischem Obst, keinen gekauften Babyjoghurt, kein normaler Joghurt nicht aus dem qutschbeutel oder gesüßt mit Datteln). ich habe wirklich schon viel probiert. Leider hat bisher nichts geklappt. Damit sie wenigstens etwas Milch bekommt, füttere ich abends einen Milchbrei mit 200 ml Vollmilch. Leider fehlen uns noch 100 ml und ich weiß nicht wie ich die in sie rein bekomme....Selbst Bananenmilch oder Kakao will sie nicht. Sie probiert zum Glück, aber sie will es nicht weiter trinken.
Dabei ist sie sonst eine sehr gute Esserin. Sie isst momentan zum Frühstück einen Obst-Getreide-Brei (10 g Getreide), eine ganze Banane, 1/4 Vollkorntoast oder Vollkornbrot mit Butter.
Mittags isst sie eine Portion von 250 g oder auch mehr von allem was man ihr so vorsetzt und wenn es genug Sauce hat. Es ist einfacher aufzuzählen, was sie nicht mag und das ist Brokkoli und Rote Bete. Fenchel mit Kartoffeln und Rindfleisch ist neben Dinkelnudeln mit Fleischsugo ihr absoluter Favorit!
Abend gibt es wie bereits geschrieben den Milch-Getreide-Brei (200 ml Milch).
Zwischendurch isst sie einen halben Apfel, knabbert manchmal ein paar Sesamstangen (5-6 Stück) oder auch mal selbstgemachte Pommes (aus rohen Kartoffeln in der Actifry mit wenig Rapsöl und ohne Salz). Ich weiß nicht was ich machen soll und warum sie Mittags alles ausprobiert und offen ist und beim Frühstück oder Abendessen eben nicht. Was kann ich tun?
Über eine Antwort und vor allem Anregungen freue ich mich sehr.
Gruß
Claudia
von
Claudia D.
am 08.01.2017, 16:53
Antwort auf:
Kind will keine Wurst, Milchprodukte oder Eier
Hallo Claudia D.
es ist doch alles bestens. Du brauchst dir überhaupt keine Sorgen zu machen. Du schreibst, dass deine Tochter mittags durchaus gerne neue Dinge probiert und ausgewogen isst, wobei du sogar mehr von ihr gemochte als von ihr ungeliebte Speisen aufzählen kannst.
200 ml Kuhmilch sind für die Übergangszeit, nach dem Abstillen, auch durchaus völlig in Ordnung. Die Menge ist langfristig steigerbar.
Bestimmt wir deine Tochter irgendwann auf den Geschmack kommen.
Versuche es doch einmal mit einer aufgeschäumten Milch zum Löffeln. Iss Jogurt im Beisein deiner Tochter und lass sie am Löffel nippen. So funktioniert die Gewöhnung an Neues. Kleine Mengen von den Speisen probieren lassen, die du (Papa) isst. Immer und immer wieder.
Diese kulinarischen Erfahrungen prägen Kinder langfristig.
Nur über das Probieren kann deine Kleine neue Esserfahrungen sammeln und bewerten. Kinder müssen sogar bis zu 10 mal etwas probieren, bevor sie es wirklich gut akzeptieren und sich an den Geschmack gewöhnen.
Um Essen zu lernen hilft Kindern das sog. soziale Lernen: sie lernen durch Nachahmung und Wiederholung.
Langsam und unmerklich lässt sich die Palette der Gerichte erweitern. Den Zeitpunkt dafür bestimmen oft unerwartete Momente und Situationen. Manchmal ist so eine Situation nicht der Esstisch, sondern vielleicht der Spielplatz, im Cafe, bei der Oma, im Urlaub, im Restaurant....
Aber klar, als Mutter ist es tatsächlich manchmal schwer zu ertragen, wenn die lieben Kleinen nicht so essen wollen, wie man sich das wünscht. Kinder wissen nichts von Ernährungsempfehlungen und essen einfach dann, wenn es ihnen schmeckt, und/oder wenn sie sehr hungrig sind. Und sie lieben es, in Gemeinschaft zu essen.
Das zu essen, was Kinder kennen und ihnen schmeckt, gibt ihnen Sicherheit, und vermittelt ihnen Geborgenheit. Das ist einfach so. Sie pärferieren immer die Speisen, die sie bereits gut kennen!
Esst ihr Frühstück und Abendbrot gemeinsam? Das wäre gut, denn sokann eure Tochter sehen, was ihr Großen esst und daran kann sie sich orientieren
Neues nehmen Kinder manchmal meistens nur sehr ungern an - das liegt an der sog. Neophobie. Das ist die angeborene und evolutionär begründbare Angst vor neuem und unbekanntem Essen. Die Neophobie wird am besten überwunden, wenn die Kleinsten viele Gelegenheiten haben, andere essende Personen zu beobachten. Durch den vorhandenen Nachahmungsinstinkt wollen sie das gleiche tun und probieren von den Speisen, die andere Esser "voressen".
Je mehr euer Kind in eure Tischgemeinschaft integriert ist, je ausgeprägter ihr Nachahmungsdrang, desto mehr wird sie probieren wollen und für sich leckere Speisen entdecken. Das braucht Zeit,
Habt auf jeden Fall immer viel Spaß bei Tisch, esst zusammen Leckeres, esst gemeinsam und haltet die Atmosphäre bei Tisch gut, decke auch den Tisch hübsch ein. Biete deinem Kind viele (hübsche) Essanreize.
Fazit:
da deine Tochter mittags durchaus gerne Neues probiert und das Meiste akzeptiert, kannst du Neues vor allem zu dieser Mahlzeit anbieten. Abends und morgens kannst du auf die Routine setzen und selbst das essen, was dir gefällt. Irgendwann wird deine Kleine bei dir probieren wollen und Neues für sich entdecken.
Neue Angebote solltest du in kleinen Mengen stets zum bereits bekannten Essensangebot offerieren und selbst mit Genuss "voressen". So klappt das Integrieren neuer Speisen langfristig wunderbar.
Grüße
Birgit S.
von
Birgit Neumann
am 09.01.2017
Antwort auf:
Kind will keine Wurst, Milchprodukte oder Eier
Erstmal vielen Dank für die schnelle Antwort! Eine Frage hätte ich jedoch noch. Wie viel sollte ein Kleinkind denn zum Abendessen essen? Also wie viel Brot o.ä.?
von
Claudia D.
am 09.01.2017, 12:44
Antwort auf:
Kind will keine Wurst, Milchprodukte oder Eier
Hallo ClaudiaD
ein Kind sollte abends so viel essen, bis es satt ist und auch durch die Nacht ausreichend satt ist, um gut zu schlafen..
Wenn ein Kind (1 J) über den Tag verteilt (bei ca 5 Mahlzeiten am Tag) gewöhnliche Mengen (=Mengen wie sie auch hier üblicherweise als "normal" gelten) isst, dann rechnet man mit ca 25-35 g Brot, ca 5-7g Butter und ca 150 ml Milch, dazu etwas Rohkost o.ä.
Mengenempfehlungen lassen sich aber leider nicht immer so pauschal benennen. Der individuelle Bedarf kann verschieden sein und kann stets auch launenhaft sehr variabel sein.
Richte dich also ruhig an die ca 30g Brot mit Belag. Wenn deine Kleine mehr möchte - dann lass sie essen. Wenn sie weniger möchte - auch das wäre in Ordnung. Beobachte es eine Weile und finde eure ungefähren Mengen.
Grüße
Birgit S.
von
Birgit Neumann
am 10.01.2017
Antwort auf:
Kind will keine Wurst, Milchprodukte oder Eier
Jetzt muss ich mich doch noch einmal an Sie wenden. Ich hatte ihn ja schon bereits erzählt, dass meine Tochter keine Milch und Milchprodukte zu sich nimmt. Ich habe versucht ihr so viel Milch wie möglich in den Hauptmahlzeiten "unterzujubeln". Natürlich esse ich zu allen Mahlzeiten mit und versuche immer ein gutes Beispiel zu sein. Leider sind wir nun aber an dem Punkt angelangt, dass sie den Abendbrei auch nicht mehr essen will. Leider ist sie aber immer noch keinen Käse, Joghurt, Milchreis oder ähnliches. Ich habe auch versucht in kleinen Mengen Milch in ihr Trinkwasser zu mischen, um sie an den Geschmack zu gewöhnen. Leider funktioniert auch dies nicht besonders gut. Mittlerweile nimmt sie höchstens 100 Milliliter Milch zu sich. Was kann ich ihr ersatzweise geben?? Nicht dass sie einen Kalziummangel bekommt.
von
Claudia D.
am 06.02.2017, 17:17