Sehr geehrter Herr Dr. Busse, mein Sohn ist nun 2 Jahre und 3 Monate alt. Wutanfälle sind bei uns schon lange an der Tagesordnung. In einem gewissen Rahmen ist das ja vollkommen normal in dem Alter. Doch in den letzten Wochen nehmen diese Ausbrüche ein wirklich besorgniserregendes Ausmaß an. Man merkt es schon morgens, sobald man sein Zimmer betritt. Fällt die Begrüßung nicht freudig aus, ist das ein Anzeichen dafür, wie der Rest des Tages verlaufen wird. Er will dann nicht raus aus dem Bett, will erst Recht nicht gewickelt und angezogen werden und schon vor dem Frühstück liegt er manchmal schon eine Stunde auf dem Boden, brüllt, trampelt, schlägt um sich oder stößt sich vor lauter Wut den Kopf gegen die Wände. Wegen Kleinigkeiten. Und er gräbt dann auch immer wieder Sachen aus, die ihm vor Wochen oder Monaten mal gestört oder nicht gepasst haben. Er steigert sich immer weiter hinein und rastet völlig aus. Solche Wutanfälle können unter Umständen 2 Stunden anhalten, dann beruhigt er sich mal für eine halbe Stunde und macht dann an der gleichen Stelle weiter. Wir sind völlig ratlos und überfordert mit der Situation. Und besorgt. Warum schreit ein Kind so sehr, wenn es nicht irgendwelche Schmerzen hat? Oder ist das etwa tatsächlich seine Wesensart? Mein Mann und ich sind ruhige Menschen, hier zu Hause fällt niemals ein böses Wort. Es kann also nicht sein, dass er sich das bei uns abguckt. In den Kindergarten geht er auch noch nicht, deswegen haben wir nicht die leiseste Ahnung, woher sein aggressives und impulsives Verhalten kommen könnte. Das einzige, was ihn momentan vermutlich beschäftigt ist, dass er in wenigen Wochen ein Geschwisterchen bekommt. Ich fühle mich in dieser Schwangerschaft nicht besonders wohl und kann natürlich nicht mehr so viel mit ihm machen und aktiv sein, wie es mal war. Wir versuchen ihn so gut es geht auf das Baby vorzubereiten, mit Büchern, viel reden, ihn einzubeziehen, wo es möglich ist. Natürlich merkt er, dass etwas Großes im Gange ist. Aber kann das wirklich der Auslöser für solch heftige Eskapaden sein? So extrem kenne ich das von keinem anderen Kind. Und eigentlich ist er ein fröhliches Kind, unheimlich wissbegierig und aufgeschlossen, redet den ganzen Tag, spielt gerne und viel. Er hat auch viel Kontakt zu anderen Kindern. Doch manchmal frage ich mich, ob er vielleicht einfach unterfordert ist? Es gibt auch Tage, da würde er sich am liebsten den ganzen Tag nur kleine Kinderfilme auf dem Tablet ansehen. Manchmal lasse ich ihn länger gucken, als mir lieb ist, um den nächsten Wutausbruch zu vermeiden, auch wenn ich weiß, dass das sicher nicht die richtige Lösung ist. Nichts desto trotz finde ich keine wirkliche Erklärung für sein so wechselhaftes Verhalten. An einem Tag ist er das liebste Kind und am nächsten Tag das völlige Gegenteil. Ohne einen sichtbaren Grund. Wenn man ihn fragt, ob er Schmerzen hat, sagt er meistens Nein. Die Zähne sind alle da. Ob er Kopfschmerzen hat? Wachstumsschmerzen? Wer kann uns helfen? Ein Heilpraktiker vielleicht? Oder gar ein Psychologe? Der Kinderarzt sagt, ich soll sein Verhalten am besten ignorieren. Aber ich bin mit meiner Kraft am Ende und mache mir große Sorgen darum, wie ich es bald mit zwei Kindern schaffen soll. Und ich mache mir Sorgen, ob mit ihm etwas nicht in Ordnung ist. Haben Sie einen Rat? Vielen herzlichen Dank vorab für Ihre Antwort. Viele Grüße Dienna
von Dienna am 31.08.2015, 12:05