Wie bringen wir unseren Sohn dazu neue Gerichte zu probieren?

 Annelie Last Frage an Annelie Last Diplom Ökotrophologin

Frage: Wie bringen wir unseren Sohn dazu neue Gerichte zu probieren?

Hallo! Unser Sohn (4,5 Jahre) ist seit einiger Zeit recht wählerisch beim Essen. Es gibt ca. 10 - 12 Gerichte, die er problemlos ißt. Einige Gerichte, die wir regelmäßig kochen, hat er noch nie probiert. Darunter auch Gerichte, die angeblich alle Kinder gerne essen, wie z.B. Pizza, Pfannkuchen, Grießbrei. Er weigert sich mit der Begründung, dass es ihm eh nicht schmeckt. Es gibt auch einige Gerichte, die er noch vor einigen Monaten sehr gerne aß und plötzlich verweigert. Wenn er das Familienessen nicht mag, ißt es entweder Beilagen pur oder wenn dass nicht möglich wie z.B. bei Aufläufen etc. kann er ein Brot haben. Es ärgert mich und meinen Mann aber zunehmend, dass er sich schlicht weigert, die Dinge überhaupt zu probieren und es zu regelmäßigem Gezeter beim Abendessen kommt. Mein Mann ist hier mittlerweile der Meinung, dass er keine extras mehr bekommen sollte, sondern essen soll was alle essen, oder eben gar nichts. Es gab hier schon mehrfach Diskussionen, auch die Androhung ihn dann komplett ohne Abendessen ins Bett zu schicken. Alles ohne Erfolg. Wenn er außnahmsweise doch probiert, dann immer mit dem Ergebnis schmeckt nicht. Wobei ich vermute, dass er es aus Prinzip nicht mag und auf keinen Fall nachgeben würde. Ich koche an sich sehr gerne, möchte mich hier aber nicht auf die paar Gerichte beschränken, die dem Kind schmecken. Ein zusätzliches Problem ist, dass wir jeden Tag ein Mittagessen zum Aufwärmen mit in den Kindergarten geben müssen, da wir keinen Cateringservice haben. Das schränkt die Auswahl an Gerichten nochmal ein, da sich nicht alles problemlos aufwärmen läßt. Wir haben auch schon versucht ihm Sachen mitzugeben, die er noch nicht probiert hat, in der der Hoffnung dass der Hunger im Kindergarten überwiegt. Hat auch nicht geklappt, er bringt dann alles wieder mit nach Hause und ich muß es dann wegschmeißen. Sein kleiner Bruder (1,5 Jahre) ißt zur Zeit fast alles. Die Hoffnung, dass der Große dadurch auch Lust bekommt zu probieren, hat sich leider auch nicht erfüllt. Haben Sie eine Idee, wie wir unseren Sohn dazu bringen können am Familienessen teilzunehmen und auch neue Dinge zumindest zu probieren? Wie sollen wir uns am besten verhalten? Im Voraus vielen Dank für Ihren Rat!

von Kiki73 am 17.01.2017, 20:53



Antwort auf: Wie bringen wir unseren Sohn dazu neue Gerichte zu probieren?

Liebe „Kiki73“, Ihr Großer macht gerade recht deutlich, welche Vorlieben er hat und was gerade nicht so der Hit ist. Dieses ablehnende und wählerische Essverhalten kommt sehr häufig vor und bringt die Eltern zum Verzweifeln. Viele Eltern kennen diese Situation und können ein Lied davon singen. Kinder haben ihren eigenen Kopf und entwickeln spezielle Vorlieben. Kinder sind wählerisch und Neues probieren wollen sie auch nicht. Kinder verhungert nicht vor einem vollen Teller. Kinder loten beim Essen einfach ihre Grenzen aus und schauen wie weit sie gehen können. Sie kriegen ganz schnell heraus, wie sehr sie Mama und Papa mit einem bestimmten Essverhalten oder mit Verweigerungen auf Trab halten und immer beste Aufmerksamkeit erreichen. Mama tut alles, damit ich was esse. „Das ist so toll, dass sich Mama mir so intensiv zuwendet.“ Es gibt ja auch noch den kleinen Bruder mit dem er um Ihre Aufmerksamkeit buhlen muss. Schnell steht auch seitens der Eltern hier die Befürchtung im Raum, die Kleinen könnten zu wenig bekommen oder einen Mangel erleiden. Oder abends hungrig ins Bett gehen oder nicht durchschlafen. Mit „Theater beim Essen“ können die Kleinen die Eltern am meisten „treffen“. Vielleicht verstehen Sie Ihren Sohn nun etwas besser – nun zum Umgang mit dieser „Phase“. Ein gesundes Kind isst, wenn es hungrig ist. Vielleicht nicht das, was Sie möchten und vielleicht auch nicht so viel, wie es nach Ihren Vorstellungen sein müsste, aber Ihr Sohn isst. Als Außenstehende ist das natürlich leichter gesagt. Aber versuchen Sie zumindest für einige Zeit vollkommen den Druck und die Spannung herauszunehmen. Denn am besten wäre es, wenn Sie keine allzu große Sache aus dem „Essproblem Ihres Großen“ machen. Sonst lernt Ihre Kleiner weiter nur, dass er mit dieser Verhaltensweise viel Aufmerksamkeit bekommt. Ihr Kind spürt Ihren innigen Wunsch es möge doch besser essen. Je weniger Sie dem Verhalten Ihres Kindes Bedeutung beimessen und je weniger Sie erzwingen, umso mehr wird sich Ihr Kleiner wieder für das Essen interessieren. Ich rate Ihnen wie immer in diesen Fällen das Essen einfach gelassen zu sehen. Ich weiß aus Erfahrung, das wird besser werden. Irgendwann platzt wieder der Knoten. Ich bin mir ganz sicher, die Speisenauswahl wird umfangreicher werden. Versteifen Sie sich nicht so sehr auf die Mahlzeiten, freuen Sie sich mehr darüber, dass es Ihren Jungen gibt und es ihm gut geht! Üben Sie auf keinen Fall Zwang aus. Motivieren oder tadeln Sie sie ihn nicht, interessieren Sie sich nicht zu sehr für sein Essverhalten. Sprechen Sie mal eine zeitlang nicht über diese „Ich mag das alles nicht - Problematik“. Leben Sie Ihrem Söhnchen als Vorbild weiter wie gewohnt abwechslungsreiches Essen vor. Zeigen Sie ihm wie viel Freude das Essen macht, und dass es so viele schmackhafte Gereichte gibt. Besetzen Sie das Essen positiv. Versuchen Sie nicht etwas zu finden, was ihm schmecken könnte, sondern machen Sie ihm einfach nur ein Angebot. Kochen Sie weiter wie bisher, natürlich gibt es auch ab und an eines seiner zehn bis zwölf Lieblingsgerichte, aber nicht jeden Abend oder Mittag (in der Kita). Bestimmen Sie gemeinsam mit Ihrem Mann zu welchen Mahlzeiten es was geben soll. Sie als Eltern bestimmen das Angebot aus gesunder Kost, nicht Ihr Kind. Ihr Sohn darf lediglich daraus auswählen und entscheiden, wie viel er davon essen mag. Er darf gerne auch nur die Beilagen essen, aber ein „Extrabrot“ gibt es nicht. Verweigert er das Essen, sagen Sie ihm, dass es nur dieses Essen geben wird. Wenn Sie alle fertig sind mit essen, ist die Mahlzeit beendet. Mehr gibt’s dann nicht. Alle stehen vom Tisch auf und gehen zur üblichen Tagesordnung über oder machen sich fertig für die Nacht. Es gibt dann auch nichts Beliebteres und bis zur nächsten Mahlzeit gar nichts, auch kein Brot. Das ist nicht so schlimm. Haben Sie keine Angst, dass Sie was falsch machen, oder dass Ihr Kleiner gar verhungern könnte. Das wird nicht passieren! Ihr Sohn ist da viel zu schlau, er wird das nehmen was er braucht. Das ist ganz wichtig, dass Sie das verinnerlichen!!! Der Hunger ist auf Ihrer Seite. Ein gesundes Kind verhungert nicht vor einem vollen Teller. Auch wenn er die nächsten Tage erstmal wie ein „Spatz isst“. Er wird essen. Es kann natürlich dauern bis sich ein Erfolg einstellt, aber wenn Sie in Ruhe Ihren Standpunkt vertreten, Ihrem Kind eine richtige und gesunde Essensweise vorleben und dieser Eigenwilligkeit keine Aufmerksamkeit schenken, wird es besser werden. Ihr Sohn hat natürlich ein Recht bestimmte wenige Speisen nicht zu mögen, wenn er also jetzt partout einige Speisen nicht essen will, wie z.B. Grießbrei, dann darf er das auch. Uns Erwachsenen schmecken ja auch bestimmte Dinge nicht. Ich wünsche Ihnen eine Extraportion Gelassenheit! Verschneite Grüße aus Pfaffenhofen, Annelie Last

von Annelie Last am 18.01.2017