Mein Kind ißt gar nichts. Wirklich nichts. Am Morgen kämpfen wir 30 Minuten für 2 Teelöffel Milchbrei, das gleiche Mittags-und Abends. Alternative - Wurst,Bockwurst, Brot, Kekse, Apfelscheibe - weigert sich zu essen – spielt damit oder beisst ab und spuckt sofort aus.
Mein Sohn war nach der geburt krank mit Gelbsucht. Und von diesem Moment ißt er sehr schlecht. Aber am Anfang hat zumindest etwas gegessen, hat gereicht bis zu 6 Lebensmonat für das normale Wachstum und Gewichtszunahme. Von 7 Monat bis heute (1,2 Jahre – 72 cm groß und 8,7 kg )hat er nur 1,5kg zugenommen.
Im Januar hat er seine erste Erkältung bekommen. Seit diesem Moment ißt er gar nichts.
Ich bin nervlich am Ende. Ich weiss nicht was ich tun kann oder soll. Ich versuche schon mit spielen, mit Fernsehen gucken, durch die Wohnung tragen und uns alles anschauen….. Hilft nicht. Trinken ist auch ein problem – maximal 300ml.
Der Kinderarzt sieht da kein Problem. Stuhlprobe war in Ordnung ( kein Pilz oder anderes).
Aber so kann nicht weiter gehen, er nimmt ab. Und ich auch….
von
teresa777
am 20.02.2014, 10:48
Antwort auf:
Mein Kind ißt gar nichts was kann man machen?
Liebe „teresa777“,
es freut mich, dass Sie sich mit Ihrem Anliegen an uns wenden. Das weiß ich sehr zu schätzen.
Ich kann das so gut nachvollziehen, dass Sie für sich und Ihren Sohn nach Hilfe suchen. Und ich kann sie beide gut verstehen. Diese Situation ist für Sie als Mama nicht leicht und für Ihren Jungen bestimmt auch nicht. Gut ist, Sie sind in engem Kontakt Ihrem Arzt, das gibt Ihnen die Sicherheit, dass nichts übersehen wird.
Ganz wichtig. Hören Sie auf die Signale Ihres Sohnes. Auch wenn Ihr Kleiner es Ihnen gerade nicht leicht macht. Versuchen Sie nicht mit aller Anstrengung etwas in ihn hineinzubekommen. Vermeiden Sie jeglichen Zwang, das führt auf Dauer zu nichts. Diesen „Kampf“ können Sie nicht gewinnen. Im Gegenteil. Ihr Schatz verliert nur noch mehr die Freude am Essen.
Stellen Sie das Essen nicht zu sehr in den Mittelpunkt. Je weniger Sie dem Verhalten Ihres Kindes Bedeutung beimessen und je weniger Sie erzwingen, umso mehr wird sich Ihr Kleiner am Essen interessieren.
Als Außenstehende ist das natürlich leichter gesagt. Aber versuchen Sie zumindest für einige Zeit vollkommen den Druck und die Spannung herauszunehmen. Nur so kann es in kleinen Schritten weitergehen. Kinder haben feinste Antennen, Ihr Junge spürt wie besorgt Sie sind, welchen Druck Sie haben. Er spürt Ihren inneren Wunsch, er möge doch endlich richtig und ausreichend essen.
Versuchen Sie die Mahlzeiten auf drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten zu begrenzen. Snacks zwischendurch mindern den Appetit bei den wichtigen Hauptmahlzeiten.
Also keine kleinen Happen zwischendurch, damit sich ordentlich Hunger aufbauen kann.
Nehmen Sie die Mahlzeiten immer in möglichst ruhiger Atmosphäre ein, sprechen über belanglose Dinge und thematisieren das Essverhalten auf keinen Fall während des Essens.
Leben Sie Ihrem Jungen als Vorbild abwechslungsreiches Essen vor. Zeigen Sie Ihrem Kleinen wie viel Freude das Essen macht, und dass es so viele schmackhafte Gerichte gibt. Besetzen Sie das Essen positiv. Vermeiden Sie Tadel, Zwang und zu große Aufmerksamkeit gegenüber seinem Verhalten.
Dehnen Sie die Mahlzeiten nicht über 30 Minuten hinaus aus. Spielzeiten und Essenszeiten sollten klar voneinander getrennt sein, damit Ihr Kleiner lernt, Hungersignale von dem Bedürfnis nach Zuwendung und Spiel zu unterscheiden. Beenden Sie die Mahlzeit für Ihren Kleinen, wenn er die Nahrung ausspuckt oder umherwirft oder nur noch mit dem Essen spielt.
Am meisten kann man erreichen, wenn es gelingt die Neugier und die Lust am Erforschen zu wecken. Geben Sie Ihrem Sohn ein eigenes Tellerchen und lassen ihn das Essen erforschen
Versuchen Sie Ihr eigenes Verhalten zu überdenken und wenn möglich zu ändern. Gehen Sie entspannt und ohne Druck auf Ihren Jungen zu, wird er Ihnen über kurz oder lang genauso entgegenkommen.
Es scheint mir momentan eine sehr fest gefahrene Situation zu sein, bei der ich es mir nicht zutraue aus der Ferne mit weiteren pauschalen Ratschlägen zu kommen.
Ich sehe aber sehr wohl, dass Sie und Ihr Kind Hilfe benötigen, weil Sie allein aus dieser Ess-Konstellation nicht mehr heraus finden. Aber das werden Sie! Diese Situation lässt sich lösen, ganz bestimmt.
Es gibt Personen, die speziell für Fütter- und Essstörungen ausgebildet sind, sicher kann Ihnen Ihr Kinderarzt Adressen nennen.
Bitte fragen Sie auch mal bei Dr. med. Post und bei Sylvia Ubbens aus den Nachbarforen nach. Vielleicht können diese fachkundig und ggf. mit Adressen weitehelfen.
Bitte schauen Sie mal zu diesem Link: ( http://www.bzga-essstoerungen.de/index.php?id=206 )
Ich wünsche Ihnen sehr, dass Sie bald passende Anlaufstellen finden.
Von Herzen alles Gute!
Doris Plath
von
Doris Plath
am 20.02.2014