Löffelablehnung

 Annelie Last Frage an Annelie Last Diplom Ökotrophologin

Frage: Löffelablehnung

Hallo, Ich bin etwas überfordert mit dem Brei füttern im Moment. Bei meiner Großen hatte ich damals gar kein Brei gefüttert sondern mit 6 Monaten gleich Fingerfood gegeben (Baby led weaning). Das war so eine tolle Sache, dass ich es bei meinem Kleinen (jetzt 7 Monate - korrigiert 6) auch machen wollte. Er hat aber so einen schlechten Muskeltonus und so viele körperliche Probleme, dass es unmöglich ist. Als er unkorrigiert 6 Monate wurde, wollte ich also mit Brei anfangen. (Er wurde voll gestillt) Ich hatte jetzt schon alles mögliche gekocht und ausprobiert aber er verweigert es, den Löffel in den Mund zu nehmen. Er weint, dreht den Kopf weg und wehrt ihn ab. Also zwinge ich ihn nicht. Jetzt haben wir aber herausgefunden, dass es, wie wir zunächst vermuteten, nicht am Brei lag. Er hat ja wirklich alles abgelehnt, selbst süßes Obst. Das einzige was er mochte waren Hipp Hirsekringel, die schob er sich ganz gut selbst in den Mund und nuckelte sie zu Brei. (Ich weiß ab 8 Monate aber er lutscht es matschig unter ständiger Aufsicht) Gibt man ihm (harte, wo sich nichts ablöst!) Stücke zum lutschen mag er es auch. Er kann aber wie gesagt nicht wirklich selber greifen und essen mangels aufrecht sitzen. Deshalb soll er Brei kriegen. Wenn wir den Brei auf den Finger tun, isst er alles bis auf den letzten Rest weg. Er lutscht es runter und macht zufrieden den Mund auf. Das ist aber teilweise eine ganz schöne Sauerei. Hier daheim ok, aber wir sind sehr sehr viel unterwegs. Das ist super unpraktisch und ich frage mich ob es nicht eine Möglichkeit gibt Kinder langsam an Löffel zu gewöhnen? Haben Sie einen Tipp?

von Avraa am 22.06.2017, 14:00



Antwort auf: Löffelablehnung

Liebe „Avraa“, manche Kinder sind einfach „Spätzünder“ und brauchen eine Weile länger bis sie wie selbstverständlich neben der Milch auch feste Beikost akzeptieren. Da lässt sich nichts erzwingen. Und auch das ist völlig „normal“. Nehmen Sie den Druck von Ihren Schultern. Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie immer im Hinterkopf haben, dass es doch nun mit dem Essen endlich besser klappen muss. Das spüren die Kleinen. Fällt der Druck weg, klappt es mit dem Essen oft besser. Ist vielleicht irgendetwas beim Essen vorgefallen: war das Essen zu warm oder zu kalt, hat Ihr Kleiner sich verschluckt, neuer Geschmack, Lärm, Druck…?. Gibt es da was, das sie negativ mit dem Löffel verbindet, dann braucht es etwas Zeit bis Ihre Kleine diese Erfahrung vergessen hat. Manchmal können Phasen wie kommende Zähne das Essverhalten beeinflussen. Der Mundraum ist beim Zahnen sehr empfindlich. Es ist schmerzhaft, wenn der Löffel an die gerötete Zahnleiste stößt. Was mümmeln und lutschen geht aber. Sie machen es genau richtig, wenn Sie Ihrem kleinen Liebling immer wieder feste Kost anbieten. Alles ohne Zwang. Bieten Sie Ihrer Söhnchen einfach weiterhin ein oder vielleicht auch mal ein paar Löffelchen Gemüse an, damit er spielerisch üben kann, das Gemüse mit der Zunge im Mund nach hinten zu schieben und abzuschlucken. Das ist nun eine völlig neue Schlucktechnik als das Saugen und Abschlecken vom Finger und muss von Ihrem kleinen Schatz erst erlernt werden. Auch ein Hirsekringel lässt sich gut ins Gemüsemus tauschen. Das wird sich im Laufe der Zeit einfach ergeben und Ihr Kleiner weiß plötzlich was es mit dem Löffel im Mund machen soll. Wechseln Sie mal den Löffel! Andere Farbe. Andere Form. Geben Sie Ihrem Kleinen selbst ein weiches Löffelchen in die Hand. Bestreichen Sie den Löffel mit ganz wenig Brei und lassen Sie ihn das Essen selbst erforschen. Bieten Sie neben Brei auch weiterhin fingerfood wie weich gekochtes Gemüse, ein paar Nudeln oder Kartoffelstückchen (alles ungewürzt). Ohne Druck und Zwang oder großes Aufheben. Bei manchen Babys kann das einige Zeit dauern, bis dieser Prozess so richtig ins Rollen kommt und letztendlich dann klappt. Manchmal macht es auch von einem Tag zum nächsten „Klick“ und Ihr Baby versteht, dass so ein Löffel nichts schlimmes ist. Probieren Sie mal unsere HiPP Weiße Karotte im kleinen 125 g-Gläschen. Diese ist besonders mild und angenehm in der Konsistenz und erleichtert so den Übergang von der Milch zur Breikost. Achten Sie auch auf das richtige Zeitfenster. Ihr Kleiner sollte nicht übermüdet sein und auch noch nicht überhungrig. Beides senkt schnell die Lust am Löffeln. Damit sich Ihr kleiner Schatz mit dem festem Essen anfreunden kann, ist es ganz wichtig, dass Sie voll und ganz dahinter stehen und Ihren Kleinen unterstützen und auch zu einem gewissen Grad fordern und fördern. Wichtig ist außerdem, dass Sie Ihren Sohn immer mit an den gemeinsamen Essenstisch nehmen, so dass er Mama, Papa und Bruder beim Essen beobachten kann. Kinder lernen durch Nachahmen. Eines ist sicher. Jedes gesunde Baby hat sich noch früher oder später an die Beikost gewöhnt. Ich weiß nicht wie holprig und schwer der Start ins Leben für Ihren Kleinen war ("er hat so viele körperliche Probleme"), sprechen Sie bitte auch mit Ihrem Kinderarzt über das Essverhalten Ihres Sohnes. Alles Gute. Sonnige Grüße aus Pfaffenhofen und ein schönes Wochenende, Annelie Last

von Annelie Last am 23.06.2017