Abstillen trotz Verweigerung von Kunstmilch?

 Annelie Last Frage an Annelie Last Diplom Ökotrophologin

Frage: Abstillen trotz Verweigerung von Kunstmilch?

Liebe Ernährungsexperten, mein Sohn ist nun fast 10 Monate alt. Bisher haben wir mit Hilfe einer Stillberaterin und unserer Hebamme das Stillen gut durchgehalten, obwohl der Kleine eine leichte Saugverwirrung hat (er nutzt den Schnuller und hat seit seinem 3 Lebensmonat nicht mehr die Ausdauer, an der Brust zu nuckeln, bis die Milch kommt, sodass ich nunmehr vor jeder Stillmahlzeit den Milchspendereflex für ihn ausgelöst habe). Seit seinem 6 Monat bekommt er Beikost, erst Brei, seit einigen Tagen auch mal ein Stückchen weiches Brot oder Käse und etwas Obst oder Gemüse. Im Grunde ist er ein begeisterter Esser. Gestillt wird er ca. zweimal in der Nacht, einmal am Vormittag und einmal nach dem Mittagsschlaf. Unser Problem ist, dass er seit jeher und trotz vieler Versuche vehement die Flasche, noch schlimmer, wenn sie mit Folgemilch gefüllt ist, ablehnt. Er weiß mit dem Sauger einfach nichts anzufangen und beißt nur drauf rum. Und wenn sogar etwas rauskommt, das er nicht mag (wie die künstliche Milch), weigert er sich, den Sauger überhaupt wieder in den Mund zu nehmen. Wir haben es wirklich alle paar Wochen neu probiert, mit verschiedenen Getränken - Fehlanzeige. Er hat nun einen Trinklernbecher, daraus trinkt er immerhin ganz kleine Schlückchen Tee, Wasser oder Saftschorlen. Nun würde ich ihn jedoch gern langsam abstillen, da das Stillen für uns seit jeher immer recht umständlich war (er trinkt ausschließlich liegend auf der Seite - unterwegs ist es also nicht oder kaum möglich, außerdem braucht er absolute Ruhe, weil er sonst gar nicht erst andockt. Dann muss ich immer für ihn den Milchspendereflex auslösen, was mich auch zunehmend nervt, vor allem Nachts, weil ich dabei immer wieder einschlafe, ohne dass das Kind was bekommen hat. ;-) ) Jetzt meine Frage: Wenn ich ihn nun abstille, sobald er genügend andere Getränke aus dem Becher trinkt - fehlt ihm dann etwas, wenn er auf die Muttermilch verzichtet und Folgemilch ablehnt? Kuhmilch darf er ja erst ab einem Jahr, oder? Zumal ich mir vorstellen könnte, dass er auch diese ablehnt. Käse oder Quark isst er übrigens recht gerne. Kann man den Mangel an Milch mit diesen Milchprodukten kompensieren? Ich bin ratlos. Das Stillen wird mir langsam zu unbequem, er ist zum Glück auch kein Baby, das das Nähebedürfnis an der Brust befriedigt. Er war immer ein effektiver Trinker und hat stets "Druckbetankung" betrieben. Fünf Minuten, beide Seiten, und er war satt und zufrieden. :-) Darf ich ihn abstillen, wenn er genügend Tee und Wasser zu sich nimmt, obwohl Milch als Getränk fehlt? (Unsere Tochter, 3 Jahre, lehnt Milch übrigens auch total ab, sie isst aber ebenfalls sehr viel Käse und Quark.) Vielen Dank vorab und eine schöne Weihnachtszeit!!

von LaTraviata am 16.12.2014, 21:19



Antwort auf: Abstillen trotz Verweigerung von Kunstmilch?

Liebe „LaTraviata“, Sie haben also zwei „Milchmuffel“ in der Familie. Gerne helfe ich Ihnen beim Finden einer Lösung. Erstmal zur Flüssigkeit allgemein - also zu Getränken (Wasser, Tee, Schorlen) Toll, dass Sie für Ihren Sohn den Trinklernbecher entdeckt haben. Vertrauen Sie Ihrem Kleinen. Babys haben ein gutes Durstgefühl. Im Moment deckt Ihr Kleiner seinen Flüssigkeitsbedarf über die wenigen Schlückchen Tee, Wasser oder Saftschorlen und das Stillen. Auch Breie sind recht „nass“ und tragen zur Flüssigkeitsversorgung mit bei. Bieten Sie einfach über den Tag verteilt zwanglos, was zu trinken an, insbesondere nach den Mahlzeiten und vor dem Schlafengehen. Machen Sie keinen Zwang aus dem Trinken. Ihr Kleiner hat ein sehr gutes Durstempfinden, auf das Sie vertrauen können. Umso weniger Sie stillen, umso mehr Flüssigkeit wird er einfordern, vielleicht nicht von heute auf morgen, aber er wird es tun. Sie müssen das Trinken nicht weiter einüben, bevor Sie abstillen, sondern ihm nur regelmäßig seinen Trinkbecher reichen. Üben Sie den Blick in die Windel, diese sagt Ihnen wie es um die Flüssigkeit steht. Solange seine Windel gut nass und der Stuhl geformt sind, dann ist er ausreichend mit Flüssigkeit versorgt. Zum Thema Milch und Calcium: Haben sie schon mal die Milch aus dem Trinklernbecher angeboten. Auch können Sie probieren etwas Obstmus in die Säuglingsmilch zu rühren, um diese geschmacklich aufzupeppen. Ein Versuch lohnt sich! Nach dem 1. Geburtstag könnten Sie es mal mit Kuhmilch (Vollmilch) probieren. Wenn Ihr Kleiner den 11. Lebensmonat vollendet hat, könnten Sie auch mal eine Kindermilch ausprobieren, die schmeckt ihm sicher besser als eine Säuglingsmilch. Um den Calciumbedarf zu decken, benötigt Ihr Sohn derzeit etwa 400-500 ml/g Milch und „Milchhaltiges“ (wie Milchbrei). Nach dem 1. Geburtstag nimmt die Menge ab und es reichen etwa 300 ml/g Milch und „Milchhaltiges“ aus. Wenn es mit „Trinkmilch“ partout nicht klappt. Ist es auch möglich den Bedarf über „Milchhaltiges“ zu decken. Dazu zähl Milchbrei, Frischkäse oder Schnittkäse auf dem Brot, mal ein kleines Müsli oder ein Babyjoghurt/quark. Am Familientisch gibt es später mal ein Kartoffelpüree mit Milch oder eine Cremesuppe. Kennen Sie die HiPP Cremesuppen ( http://www.hipp.de/beikost/produkte/menues/cremesuppen/ )? Normaler Quark wie auch Joghurt, wie Sie diese im Supermarkt finden, sind sehr eiweißhaltig und belasten Babys empfindlichen Organismus. Deshalb gehören herkömmlicher Quark und Joghurt in die Familienkost und sollten erst nach dem ersten Geburtstag in den Speiseplan aufgenommen werden. Greifen Sie bitte bis zum ersten Geburtstag noch auf Babyjoghurt/quark zurück. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie eine fröhliche Weihnachtszeit Annelie Last

von Annelie Last am 17.12.2014