Unsichere /schlechte Bindung

 Katrin Simon Frage an Katrin Simon Ausbilderin von Kinderkrankenschwestern

Frage: Unsichere /schlechte Bindung

Hallihallo. ich brauche einmal Rat. Ich hoffe es wird jetzt nicht zu lang, aber ich muss mir mal etwas von der Seele schreiben. Ich weiß nicht, wo man sonst so etwas erzählen könnte Meine Tochter ist inzwischen 7 Monate jung. Sie war vonAnfang an meines Erachtens nach ein total pflegeleichtes Baby. Einziges Problem, sie ließ sich die ersten 4 Monate nicht oder kaum tragen. Die meisten Mama,s sprechen immer vom nicht ablegen ... bei uns war es genau das Gegenteil. Auch das kann wirklich belastend sein. Schließlich möchte man seinem Baby dadurch ja Liebe und Geborgenheit schenken. Seit ca dem 5 Monat ,seit dem sie ihren Kopf eigenständig kontrollieren kann, ist es nun viel besser. Sie mag auch mal gekuschelt werden.. Ich habe mir am Anfang so so große Sorgen um sie gemacht und ich hatte ständig Angst um sie, weil sie NUR dann geschrien hat, wenn man sie auf den Arm nehmen wollte oder sie am Nacken berührt hat. ( wahrscheinlich hatte sie Probleme mit der HWS) Wir waren bei mehreren Osteopathen, bei physio s und einer Kinderorthopädin, aber niemand konnte so richtig helfen... Ganz zum Schluss ( danach habe ich niemanden mehr an mein Kind gelassen!) hat eine Osteopathin eine Therapie bei unserem Baby durchgeführt, in dem sie sie die Geburt noch einmal hat erleben lassen. Es war ein Albtraum! Sie hat mich und meinen Mann nicht einmal gefragt :( Wir hätten niemals zu gestimmt. Ich wusste nicht was sie da tat, ich sah nur wie mein Kind fürchterlich geschrien und geweint hat.. ich habe mehrmals gefragt, ob das so richtig sei.. mit wurde gesagt ja. Ich stand daneben und habe meinem baby nicht geholfen. Ich hatte eine schöne Geburt. Leider hat diese Frau damit alles kaputt gemacht. Nach diesen ganzen "Vorfällen" und meiner "Dauersorge" habe ich solche Angst, das etwas mit der Bindung nicht stimmt. Ich liebe meine Tochter abgöttisch. Aber sie ist von Anfang an irgendwie an allem anderen interessiert und nur sehr wenig an mich. Manchmal schaut sie mich besonders nachts auch ganz erschrocken an und dreht sich sogar weg. Ich stille noch. Es kommt dann so bei mir an, als wolle sie mich nicht. Ich weiß es klingt albern, aber durch tragen wird ja auch die Bindung gestärkt und das fiel ja die ersten Monate fast komplett weg. Und dann habe ich sie schreiend bei dieser Osteopathin gelassen und nicht geholfen. Sie lächelt auch alle anderen mehr als mich an. Und sie kuschelt sogar "fremd". Sie schaut mich wirklich nur selten an und ich könnte sie bei jedem einfach so alleine lassen. Es stört sie kein Stück. Kann das alles geschädigt haben? Was kann ich tun, um vielleicht die Bindung zu retten? Ich kümmere mich 24 Stunden liebevoll um sie. Ich mache alles für sie. Auch Babymassagen und ähnliches. Aber irgendwie habe ich ein komisches Gefühl. Auch spreche ich viel mit ihr, aber MICH schaut sie dabei nie an. Oder liegt es an mir? Mache ich mir vielleicht zu viele Gedanken? Ich mache Nebenbei natürlich auch noch den Haushalt. Ich lasse sie niemals weinen oder schreien, aber mal etwas quengeln kommt schon vor. Sonst würde ich im Haus garnichts schaffen. Ich habe jetzt nur die negativen Sachen aufgezählt , natürlich bringe ich sie auch zum Lachen, wenn wir spielen bzw. ich ihr lustig vorsinge. Aber bei mir ist sie so viel am gnaddeln, bei anderen nicht. Können Sie mir dazu was schreiben ? Ihre Meinung würde mich sehr interessieren. Auch was sie zu so einer Cranio Sacral Therapie mit Geburt erleben lassen sagen. Habe ich mit meiner großen Angst und allem Anderen der Bindung geschädigt? Entschuldigen Sie für diesen langen Text. Ich musste mir einmal irgendwo irgendwie alles von der Seele schreiben. In unsere Gesellschaft ist für so etwas nicht viel Platz .. Ich bedanke mir sehr für Ihre Arbeit. Viele Grüße

von Mädchenmama1 am 20.07.2017, 20:39



Antwort auf: Unsichere /schlechte Bindung

Liebe Mädchenmama, vielen Dank für Ihr Vertrauen und Ihre Geschichte, die Sie hier berichten. Und ich merke, wie tiefbewegt Sie sind und Sorge haben. Ihr Erlebnis mit der vermeindlichen Therapeutin ( in welcher Stadt haben Sie dies erlebt??) ist in der Tat gleich einer Verletzung der Intimität zu deuten. Juristisch vermutlich schon als Körperverletzung zu sehen. Eine korrekt und angesehende Therpeutin, egal welcher Berufsgruppe, arbeitet NIE ohne Einverständnis der Eltern mit dem Kind. NIE! Es bedarf IMMER! eine Aufklärung und der Zustimmung der Eltern. Das, was diese Behandlung ausgelöst hat, sehe ich als Behandlungsfehler, da Sie mit einer ganz anderen Intention den Besuch anvisiert haben. Das, was Sie nun erleben und spüren, braucht Raum und Gepräch. Da gebe ich Ihnen Recht. Als Hilfestellung kann ich Ihnen mitgeben, dass es Hebammen mit einer Gesprächs- Traumausbildung gibt, als auch Psychologen, die eine Klärung herbeiführen können oder Psychotherapeuten mit einer heilpraktischen Ausbildung.... Ich möchte nichts pathologisieren. Aber im direkten Gespräch können Empfindungen und Ängste natürlich viel besser mitgeteilt und bearbeitet werden :): Daher meine Empfehlung vor Ort bei Ihnen daheim einen Kontakt zu suchen. Manchmal reicht aber auch schon der direkte Austausch z.B. in einer Gruppe ( Stillgruppen, Babygruppen etc.), um Momente im Miteinander zw. Mutter/ Baby zu klären oder zu relativieren. D.h. einfach einschätzen zu können, was "normal" ist . Sie sprechen von einer schönen Geburt und sorgenfreien Momenten, die Sie mit Ihrem Baby verbringen! Das ist großartig :). Genau diese Momente sollten Sie in den Vordergrund stellen. Sie deuten, dass Ihr Baby Sie erschreckt anschaut, wenn sich Ihre Blicke im Dunklen suchen ;). Vllt. aber betrachtet Ihr Baby Sie aber auch in großer Harmonie und Geborgenheit, weil es sich so sicher fühlt bei Ihnen. Es macht die Augen auf und seine Mama ist da! Und wenn sich Ihre Blicke begegnen, ist alles gut, weil es den Kontakt hat, den es in diesem Moment braucht. Sie haben geschaut, Ihr Baby ist sicher und dreht sich dann wohlig entspannt einfach zur Seite und schläft :)). Sie geben Ihrem Baby diese Sicherheit. SIE als Mutter! Ihre Beschreibung, dass Babys sich anderen Menschen zuwenden und man als Mama uninteressant wird oder viel weniger Beachtung findet, beschreiben viele Mütter! Auch hier im Forum erzählen die Frauen immer wieder von der Tatsache, dass sie sich unentwegt um das Baby kümmern usw. und sobald ein anderer Mensch dazukommt, sind sie nicht mehr interessant. Dieses Phänomen beruft sich auf eine sehr gute Bindung :)). Denn- wenn ein Kind sich sicher fühlt und weiß, dass es sich im Schutze seiner Mutter verlässlich lösen kann, kann es sich auch anderen Menschen zuwenden. Selbst die kleinsten haben ein so feines Gespür, ob ein fremder Mensch einer Mutter nahe oder fremd gegenübersteht. Zudem würde eine Mutter ein Kind niemals jemanden überlassen, der ihr nicht vertrauenswürdig erscheint. Das Gleichgewicht ist demnach da :): Sie vertrauen einem Menschen, vertrauen Ihr Baby jemanden an und Ihr Kind weiß, dass es gut so ist und lässt seiner Neugierde freien Lauf. Und- Ihr Kind sucht nach einer Weile sicher auch wieder Ihre Nähe?! Liebe Mädchenmama, nach meiner Auffassung haben Sie und ihre kleine eine gute Bindung! Sie haben eine Erfahrung mit der Therapeutin gemacht, die Sie verletzt und entsetzt hat. Vllt würde es helfen, wenn Sie diese bearbeiten. Egal ob emotional und/oder rechtlich. Und, ein Austauch mit anderen Müttern ist eine großartige Gelegenheit den Alltag aus anderen Perspektiven zu sehen und voneinander zu lernen. Ich wünsche Ihnen alles Liebe und viele Grüße von Katrin

von Katrin Simon am 24.07.2017



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