Mein Sohn, nun gut 18 Wochen alt, wurde in der 36 SSW wegen Manelversorgung per Kaiserschnitt geholt. Er war zwei Kilo schwer und musste wegen Trinkschwäche mit mit einer Magensonde unterstützt werden. Um ihm das Trinken leichter zu machen, bekam er abgepumpte Muttermilch aus der Flasche. Durch die Unterstützung meiner Hebamme war er neun Wochen später ein vollgestilltes Baby mit nicht allzu gutem Appetit, aber seine Gewichtszunahme ist völlig ok - nun 6,3 Kilo.
In letzter Zeit ist das Stillen jedoch oft ein Theater. Aus Sorge bin ich dazu übergegangen, ihn vor und nach dem Stillen zu wiegen - meistens trinkt er zwischen 30 und 70 ml. Das Wiegen lasse ich mittlerweile aber wieder sein, da ich sonst immer mitrechne, wie viel hat er heute schon getrunken, wie viel sollte er noch trinken etc. Ich vermute auch, dass sich seine Zunahme verlangsamt hat, kann das jedoch noch nicht mit Sicherheit sagen. Im Prinzip zeigt der das Verhalten eines saugverwirrten Babies, trinkt ein paar Schluck und schreit dann los, beißt auf die Brustwarze und dreht den Kopf weg, nehme ich ihn hoch, ist sofort Ruhe. Erneutes Anlegen führt zu Geschrei. Oft schreit er schon wenn ich ihn nur in Stillposition lege. Manchmal hilft ein Seiten- oder Positionswechsel, aber auch nur kurz. Aus der Flasche (früher kam er mit den normalen medela Saugern gut zurecht) trinkt er dann auch nicht. Da er momentan aber auch alles in den Mund steckt und auf dem Schnuller herumkaut, hat der Kinderarzt mir geraten, mit Beikost anzufangen. Soviel zur Situation.
Ich werde in drei Wochen wieder Vollzeit arbeiten und wahrscheinlich auch beruflich verreisen müssen, weshalb ich meinen Sohn abzustillen versuchen werde. Meine Frage nun - der Kinderarzt hat mir 1er Nahrung empfohlen. Ist das sinnvoll? Und soll ich ihm möglicherweise zum Abstillen die Brust nicht mehr geben, sondern nur noch die Flasche, um ihn nicht noch mehr zu verwirren? Abgepumpte Muttermilch habe ich noch genügend...
Danke im Voraus!
von
joey239
am 30.01.2014, 17:36
Antwort auf:
Verwirrung beim Abstillen vermeiden?
Liebe joey239,
so lange Ihr Kind die Brust noch nimmt, können Sie sie ruhig anbieten.
Eine „Gebrauchsanweisung" im wörtlichen Sinn gibt es nicht, nur Tipps und Vorschläge wie vorgegangen werden kann.
Dabei gehen Sie am besten so vor, dass Sie Ihr Kind zunächst anlegen, aber es sich nicht vollständig satt trinken lassen, sondern anschließend noch die Flasche anbieten. Bei manchen Kinder empfiehlt sich auch die umgekehrte Vorgehensweise, zuerst Flasche anbieten und anschließend noch die Brust, das müssen Sie ausprobieren.
Allmählich steigern Sie die Menge der Flaschennahrung, bis die Mahlzeit vollständig ersetzt ist. Etwa im Abstand von mindestens einer Woche können Sie dann mit dem Ersetzen der nächsten Mahlzeit durch künstliche Säuglingsnahrung beginnen. Mit welcher Mahlzeit Sie beginnen, bleibt Ihnen überlassen. Nach Möglichkeit sollten Sie nicht zwei unmittelbar aufeinanderfolgende
Stillzeiten direkt nacheinander ersetzen.
Falls die Brust dann zu spannen beginnt, pumpen Sie gerade so viel Milch ab oder streichen von Hand aus, dass die unangenehme Spannung nachlässt und Sie sich wieder wohl fühlen. Nicht mehr Milch als unbedingt notwendig entleeren, denn sonst wird die Produktion wieder angeregt. Zusätzlich können Sie die Brust kühlen.
Für das komplette Abstillen sollten Sie in etwa sechs bis acht Wochen einrechnen, dieser Zeitraum ist realistisch, wenn Sie Probleme mit der Brust vermeiden wollen und gibt auch dem Kind Zeit, sich an die Umstellung zu gewöhnen.
Muttermilch ist der Goldstandard und von allen künstlichen Säuglingsnahrungen ist diesem Goldstandard die Pre Nahrung noch am ähnlichsten. Alle weiteren Nahrungen entfernen sich immer weiter von Goldstandard, was keinerlei Vorteile für die Gesundheit des Kindes bringt. Deshalb ist es nicht sinnvoll und vom ernährungsphysiologischen Standpunkt her auch nicht notwendig, andere Nahrung als Muttermilchersatz zu geben, als eine Pre Nahrung.
Wenn Sie sich die Zusammensetzung der künstlichen Säuglingsnahrungen anschauen, dann können Sie sehen, dass Pre Nahrung eindeutig zu bevorzugen ist. Spätestens bei der sogenannten Folgemilch 2 ist es dann sogar so, dass diese kaum noch an die Muttermilch angepasst ist, oft sehr süß ist und von der Zusammensetzung her so, dass sie nicht mehr als ausschließliche Nahrung für das Kind ausreicht. Sie darf deshalb auch nur in Zusammenhang mit Beikost gegeben werden.
Es gibt Länder, in denen Folgenahrungen gar nicht erhältlich sind.
Eltern erhoffen sich, was die Werbung ja auch deutlich suggeriert, dass ihre Kinder mit einer Folgenahrung seltener gefüttert werden müssen und länger schlafen. Das ist der Hauptgrund, warum diese Nahrungen verkauft werden.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
Pre, 1 oder 2 – was bedeuten die Kürzel der Säuglingsnahrung
von Denise Both, IBCLC
Die EU Norm unterscheidet zwischen drei verschiedenen Nahrungsarten:
• Säuglingsanfangsnahrung
• Folgenahrung
• Antigen Reduzierte Nahrung
Säuglingsanfangsnahrungen sind künstliche Säuglingsnahrungen, die den Nährstoffbedarf eines Babys in den ersten vier bis sechs Monaten als Alleinnahrung decken und zusammen mit geeigneter Beikost das gesamte erste Lebensjahr gegeben werden können. Sie tragen die Silbe "Pre" oder die Zahl "1" im Namen.
Unter einer Pre Nahrung wird eine adaptierte Säuglingsnahrung verstanden, die der Muttermilch weitestgehend angeglichen ist, was ihre Zusammensetzung an Mineralstoffen, Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß betrifft. Pre Nahrungen können, wie Muttermilch, nach Bedarf (ad libitum) gegeben werden.
"1" steht für teiladaptierte Nahrung. Diese Säuglingsnahrung ist zum Teil der Muttermilch angeglichen, enthält mehr Eiweiß und außer Milchzucker noch weitere Zucker sowie Stärke. 1er Nahrung ist nicht so dünnflüssig wie Pre Nahrung und hält länger vor. Teiladaptierte Nahrung sollte nicht nach Bedarf gegeben werden.
Folgenahrung wird durch eine "2" gekennzeichnet. Sie ist nicht mehr als alleinige Nahrung für den Säugling gedacht, sondern sollte frühestens ab dem fünften Monat zusammen mit Beikost gegeben werden. Ihre Zusammensetzung unterscheidet sich grundlegend von der der Muttermilch.
Für allergiegefährdete Babys, zu denen zur Zeit etwa ein Drittel aller Neugeborenen zählen, gibt es antigen reduzierte Nahrungen, die durch die Abkürzung "HA" erkennbar sind. "HA" steht für hypoallergen und es bedeutet, dass in diesen Nahrungen das Kuhmilcheiweiß in kleinere Bestandteile aufgespalten wurde. Durch die Zerlegung des Eiweißes kann das Allergierisiko verringert werden.
Außer den oben aufgezählten Nahrungen gibt es noch Spezialnahrungen (zum Beispiel laktosefreie Säuglingsnahrung oder Nahrungen mit sehr geringem Phenylalaningehalt), die besonderen Situationen vorbehalten sind. So kommt es zwar sehr selten vor, aber es gibt tatsächlich Fälle, in denen ein Baby keine Muttermilch erhalten darf (bei Galaktosämie, einer sehr seltenen Stoffwechselstörung) oder nicht ausschließlich gestillt werden darf (z.B. bei Phenylketonurie (PKU), ebenfalls eine Stoffwechselstörung).
von
Biggi Welter
am 30.01.2014