Trinkfaules Baby - Kann ich meine Stillbeziehung noch retten?

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Trinkfaules Baby - Kann ich meine Stillbeziehung noch retten?

Hallo Frau Heindel! Sie sind, was meine Stillbeziehung zu meiner 12 Wochen alten Tochter angeht, meine letzte Hoffnung. Es begann ungefähr im Alter von 7 Wochen (da hatte mein Mann ihr das erste Mal die Flasche gegeben, weil ich unterwegs war und nicht stillen konnte), dass die an der Brust unruhig geworden ist nach einer Weile des Trinkens. Eine Zeit lang hat sie die Brust sogar immer angeschrien. Ich dachte, dass das sicher nur eine Phase sei. Auch die Gewichtszunahme wurde plötzlich weniger, wobei meine Kleine immer noch genug zunahm. Nun habe ich das eine Weile beobachtet und musste am Sonntag letzter Woche feststellen, dass sie zwei Wochen lang gar nicht zugenommen hatte. Auch mein subjektives Gefühl sagte mir, dass mein Baby nicht so richtig satt wird. Sie trank immer nur 5-10 Minuten und weigerte sich dann, die Brust zu nehmen. Ich habe das Gefühl, dass sie solange trinkt, bis die Milch nicht mehr fast von alleine fließt, sondern sie sich etwas mehr anstrengen muss, um an die Milch zu kommen. Nun hatte ich ihr nach dem Stillen mal wieder die Flasche mit abgepumpter Muttermilch angeboten (da sie ja nicht zugenommen hatte), und siehe da - das Kind trinkt. Ich muss auch dazu sagen, dass ich nicht allzu üppig mit Milch ausgestattet bin und um die Produktion zusätzlich anzuregen, habe ich sogar mehrmals täglich nach dem Stillen angepumpt, da die Kleine ja verweigert hat. Nun stelle ich aber fest, dass sie immer lieber aus der Flasche trinkt. Mit der Brust ist sie ruckzuck fertig und dann will sie mittlerweile nach jedem Stillen noch mal mind. 100 ml, oft mehr, und da maldet sie sich sogar, wenn sie nicht satt ist, was an der Brust ja nicht so der Fall war... Wie gesagt, ich habe in den letzten 5 Wochen nicht einmal die Flasche gegeben, weil die Gewichtszunahme ja noch gestimmt hat. Aber was nun? Kann ich noch etwas tun, dass meine Kleine doch lieber aus der Brust trinkt? Ich pumpe zwar im Moment immer noch ab, aber auf lange Sicht wird das nicht funktionieren, zumal ich viel unterwegs bin und dann abgepumpte Milch schlecht geben kann, da ich sie ja schlecht kühl halten kann. Außerdem geht sicher die Milch zurück, wenn man nur noch pumpt. Kann ich noch was tun, damit die Kleine wieder besser und auch mehr an der Brust trinkt? Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe. Viele Grüße!

Mitglied inaktiv - 21.11.2007, 13:01



Antwort auf: Trinkfaules Baby - Kann ich meine Stillbeziehung noch retten?

Liebe kiss1980, ganz allein werde ich Ihnen leider nicht helfen können. Schreiben Sie mir doch bitte Ihre Postleitzahl und den Ort, vielleicht auch noch die Telefonvorwahl. Ich würde gern schauen, ob in Ihrer Nähe eine IBCLC (Still- und Laktationsberaterin) bzw. LLL-Beraterin ist. Ich denke, Sie haben durchaus eine Chance, Ihr Baby wieder zurück an die Brust zu bekommen. Doch Sie brauchen jemanden in Ihrer Nähe, der Sie dabei unterstützt. Ihre Tochter trinkt nicht gern bzw. nicht genug daraus, weil sie gelernt hat, dass es damit schneller geht, dass die Milch dann schneller fließt. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Ich glaube nicht, dass Sie nicht genug Milch für Ihr Kind haben - die Tatsache, dass Sie abgepumpte Milch füttern können zeigt das ja schon. Und es gibt viele Möglichkeiten, die Milchbildung anzuregen und die Milchmenge zu steigern. Wenn Sie zufüttern müssen, so sollte das nach Möglichkeit nicht mit der Flasche, sondern mit einer alternativen Fütterungsmethode (z.B. dem Becher oder ev. Brusternährungsset) gegeben werden. Das Brusternährungsset regt zu gutem Saugen an der Brust an, stimuliert die Milchproduktion und vermeidet den Einsatz von Flaschen. Das Brusternährungsset besteht aus einem Behälter für die zugefütterte Flüssigkeit (einem Plastikbeutel oder einer Flasche), der an einer Kordel um den Hals der Mutter hängt und zwischen ihren Brüsten ruht. Eine dünne Schlauchverbindung geht von dem Behälter zur Brust der Mutter, wo der Schlauch so befestigt wird, dass sein Ende etwa sechs Millimeter über die Brustwarze hinausragt. Bei einigen Modellen besteht die Möglichkeit, den Schlauch im Deckel abzuklemmen, um zu verhindern, dass die Milch bereits fließt, bevor das Baby saugt. Es gibt über verschieden dicke Schläuche je dicker der Schlauch, umso schneller fließt die Milch. Welcher Schlauch zum Einsatz kommt, hängt davon ab, wie wirkungsvoll das Baby saugt und welche Zufütterung es benötigt. Ein Brusternährungsset kann in der Apotheke bestellt werden oder über eine Stillberaterin oder die La Leche Liga bezogen werden. In Deutschland wird nur das Brusternährungsset der Firma Medela vertrieben. Allerdings bei der Verwendung eines Brusternährungssets wirklich die Unterstützung einer Stillberaterin vor Ort vorhanden sein, das erleichtert sehr vieles. Auch das Bechern sollten Sie sich von einer Kollegin vor Ort zeigen lassen. Alles Saugen des Babys sollte möglichst an Ihrer Brust erfolgen. Zum Becherfüttern gibt es spezielle Becher, aber Sie können auch einfach einen kleinen Becher in der Größe eines Schnapsglases (oder den Verschlussbecher von Babyflaschen) verwenden. Der Vorteil der Säuglingsbecher ist, dass sie eine Maßskala haben Sie wissen also, ob Sie 30 oder 40 g hineingetan haben. Bei der Becherfütterung wird der Becher dem möglichst aufrecht im Schoß der Mutter/des Vater sitzenden Kind an die Unterlippe angelegt. Sie kippen den Becher dann langsam und vorsichtig, so dass die Milch in den Mund des Babys läuft. Achten Sie darauf, dass immer nur so viel Milch fließt, wie das Baby problemlos schlucken kann und setzen Sie immer wieder ab. Wird die Becherfütterung richtig durchgeführt verschlucken sich die Babys nicht. Schicken Sie mir doch bitte Ihre PLZ, dann können Sie hoffentlich bald mit Unterstützung vor Ort Ihrer Tochter helfen, die Brust wieder zu akzeptieren. Da das Gedeihen der Kleinen an erster Stelle steht kann es schon nötig sein, dass Sie jetzt erst einmal zufüttern müssen, damit sie die "normale" Gewichtszunahme wieder erreicht. Hier sollten Sie sich auch von Ihrem Kinderarzt beraten lassen, ob zugefüttert werden muss oder nicht. Benutzen Sie dann aber bitte -wie oben geschrieben- keine Flasche. Statt Brusternährungsset und Becher kann ein Baby auch mit dem Löffel, einer Pipette oder einer Spritze gefüttert werden. Herzlichen Gruß, Kristina Heindel

von Kristina Wrede am 21.11.2007