Tagsüber nicht stillen wegen Berufstätigkeit

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Tagsüber nicht stillen wegen Berufstätigkeit

Hallo, ich habe folgendes Problem: Meine Tochter ist nun 1 Jahr alt und ich stille schon seit einiger Zeit noch ca. 6-8 mal, und zwar ausschließlich abends/nachts/morgens, also ab 18 Uhr. Das hat prima geklappt, da sie gerne auch feste Nahrung zu sich nimmt und deshalb tagsüber selten nach der Brust verlangt hat - meistens dann, wenn sie sich z.B. wehgetan hatte, und da hab ich sie dann auch immer nach Bedarf gestillt. Das mit dem tagsüber abstillen habe ich deshalb so gehandhabt, weil ich nun seit Monatsanfang leider wieder arbeiten muss, und zwar pro Woche immer 2 ganze und einen halben Tag. Da ich ja an den ganzen Tagen nicht stillen kann, wollte ich eben tagsüber abstillen. An den Tagen, an denen ich zuhause bin, könnte ich ja theoretisch stillen, aber dann würden doch meine Brüste verrückt spielen, und ich mag nicht im Büro sitzen mit tropfenden Brüsten. Jetzt habe ich also letzte Woche angefangen zu arbeiten. Meine Kleine hat das Glück, diese Zeit bei ihrer Oma zu verbringen, und sie ist dort so gerne, dass sie mich nicht zu vermissen scheint. Wenn ich abends komme, um sie abzuholen, dann guckt sie kurz, spielt aber erst mal weiter. Dann dauert es ein paar Minuten, und dann plötzlich kommt sie und will gestillt werden, was ich abends dann auch immer mache. Wenn ich aber nur den halben Tag arbeite und sie mittags abhole, ist es dasselbe. Ich will aber aus den o.g. Gründen eigentlich mittags nicht mehr stillen. Ich habe dann nachgegeben und sie gestillt, aber 2 Stunden später wollte sie dann schon wieder, und jetzt will sie immer dann an die Brust, wenn sie mal eine halbe Stunde irgendwo anders war, z.B. mit Papa einkaufen oder so. Jetzt kommt das Wochenende und dann ein paar freie Tage, und ich habe Angst, dass das jetzt so weitergeht. Mir ist das schon klar, dass sie - trotz liebevoller Betreuung durch die Oma - irgendwas nachholen muss, wenn sie mich sieht, bzw. dass sie wissen will, ob die Milch nach wie vor für sie fließt. Natürlich kann ich ihr in dem Alter auch noch nicht erklären, dass sie noch ein bißchen warten muss und erst ab 18 Uhr was kriegt. Ich versuche sie dann abzulenken, aber ich kann dann eigentlich gar nicht mit ihr spielen, weil sie nur an meinem Oberteil rumfummelt und weint. Ich möchte aber nicht, dass sie sich zurückgestoßen fühlt, das ist so schlimm für mich! Ich würde ja gerne jederzeit stillen, wann auch immer sie will. Nachts macht es mir ja auch nichts aus, alle 1-2 Stunden zu stillen. Sie schläft auch nachts bei uns im Familienbett, immer in Körperkontakt zu mir. Eigentlich sollte sie wissen, dass sie mir vertrauen kann, aber ich habe das Gefühl, dass sie jetzt doch Angst bekommen hat, dass ich nicht immer für sie da bin. Langer Text, kurze Frage: Kann ich versuchen, sie auch weiterhin tagsüber möglichst nicht zu stillen, ohne dass sie dadurch psychischen Schaden erleidet? Auch längerfristig? Ich will ja eigentlich stillen, bis sie sich von alleine abstillt. Oder gibt es irgendeine andere Lösung für mein Problem, die ich gerade nicht sehe? Vielen Dank für eine Antwort. Ohne dieses Forum hätte ich wahrscheinlich nie diesen Weg beschritten (Familienbett, nächtliches Dauerstillen). Ich wäre ja eigentlich rundum zufrieden, so wie es jetzt ist, wenn ich nur nicht dauernd die Kleine zurückweisen müßte. Liebe Grüße, Sopheak

Mitglied inaktiv - 05.12.2008, 17:25



Antwort auf: Tagsüber nicht stillen wegen Berufstätigkeit

Liebe Sopheak, ich bin sicher, dass Sie es mit der Zeit schaffen werden, Ihre Kleine nur noch nachts zu stillen. Allerdings würde ich das jetzt nicht sofort übers Knie brechen, denn für Ihr kleines Mädchen ist die Berufstätigkeit und die damit verbundene Trennung schon eine enorme Umstellung. Für Ihr Kind bedeutet das Stillen so viel mehr als Nahrung, es ist Ruhe, Geborgenheit und Nähe. Vielleicht wäre es ein Weg, wenn Ihr Baby jetzt an die Brust darf, so oft es will, damit es weiß, dass ihm nichts genommen wird. Wenn es sich dann an die neue Situation gewöhnt hat, kann es sein, dass es von ganz alleine weniger oft gestillt werden möchte oder auf alle Fälle leichter verzichten kann. Wenn Sie das nicht möchten, dann versuchen Sie, Ihrem Kind auf andere Weise möglichst viel Liebe und Nähe zu geben, damit es weiß, dass Sie ihm zwar die Brust, aber eben nicht Ihre Liebe entziehen. Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein klein wenig weiterhelfen?! LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 05.12.2008



Antwort auf: Tagsüber nicht stillen wegen Berufstätigkeit

Hallo Biggi, vielen Dank für die Antwort. Es hilft mir auf jeden Fall schon mal, denn eigentlich ist das ja genau das, was ich tun möchte. Ich denke, wenn ich ihr jetzt immer die Brust gebe, wann sie will, dann merkt sie irgendwann, dass sie nicht darum kämpfen muss und will auch bald wieder seltener ran. Aber was mach ich, falls mir dann im Büro total die Milch einschießt, weil ich die Tage vorher so oft tagsüber gestillt habe? Liebe Grüße, Sopheak

Mitglied inaktiv - 05.12.2008, 20:55



Antwort auf: Tagsüber nicht stillen wegen Berufstätigkeit

Liebe Sopheak, wenn die Brust spannt oder schmerzt, können Sie (notfalls in der Toilette) immer etwas Milch ausstreichen oder abpumpen. Die Brust gewöhnt sich an unterschiedliche Stillintervalle, nur anfangs sollten Sie wirklich gleich reagieren, um einen Milchstau zu vermeiden. Dass Ihnen Stillpausen zustehen, wissen Sie, oder? LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 05.12.2008



Antwort auf: Tagsüber nicht stillen wegen Berufstätigkeit

Hallo Biggi, das mit den Stillpausen weiß ich zwar, aber ich möchte ja eigentlich tagsüber die Milchproduktion nicht noch mehr ankurbeln, außerdem muss ich zugeben, dass es mich momentan sogar schon etwas Mut kostet, meinen Kollegen zu erzählen, dass ich noch stille (ja, ich weiß, mit 1 Jahr kann man ja noch nicht von Langzeitstillen sprechen, aber trotzdem). Ich kenne hier niemanden, der so lange stillt, außer 2 Leuten in der Stillgruppe. Meinem Chef bzw. der Personalabteilung mag ich damit momentan erst recht nicht kommen. Außerdem ist meine Kleine tagsüber zu weit weg, um sie zum Stillen zu treffen, ich müßte also abpumpen, was mir im Geschäft erst recht unangenehm wäre. Ich werde wohl vorläufig das mit dem Ausstreichen mal probieren, was ich bisher aber noch nie wirklich gemacht habe. Ich schau mal in der Suche-Funktion, was Ihr da bisher so dazu geschrieben habt. Vielen Dank! Liebe Grüße, Sopheak

Mitglied inaktiv - 05.12.2008, 21:39



Antwort auf: Tagsüber nicht stillen wegen Berufstätigkeit

Liebe Sopheak, wenn Sie das Ausstreichen etwas üben, klappt das bestimmt! Hier noch eine Beschreibung der „Marmet" Technik zum Ausstreichen von Milch: 1. Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger etwa 2,5 bis 3,8 cm hinter die Brustwarze legen. • Dieses Maß, das nicht notwendigerweise den äußeren Rand des Brustwarzenhofs markiert, kann als Richtlinie genommen werden. Die Größe des Brustwarzenhofs ist von Frau zu Frau unterschiedlich. • Der Daumen liegt oberhalb der Brustwarze und die Finger unterhalb der Brustwarze, so dass die Hand ein „C" bildet. • Darauf achten, dass die Finger über den Milchkammern liegen. • Die Brust nicht mit der ganzen Hand umfassen. 2. Waagerecht in Richtung Brustkorb drücken. • Die Finger nicht spreizen. • Mütter mit großen Brüsten sollten die Brust zuerst anheben, bevor sie in Richtung Brustkorb drücken. 3. Den Daumen und die Finger nach vorne rollen, als ob gleichzeitig Daumen und Fingerabdrücke gemacht werden wollen. • Die rollende Bewegung von Daumen und Fingern drückt die Milchkammern zusammen und entleert sie, ohne das empfindliche Brustgewebe zu verletzen. • Auf die Position der Fingernägel achten. 4. Die Bewegungen rhythmisch wiederholen, um die Milchkammern zu entleeren. Anlegen, Drücken, Rollen; Anlegen, Drücken, Rollen. 5. Den Daumen und die Finger um die Milchkammern herumwandern lassen, um auch die anderen Kammern zu entleeren. Die Mutter sollte an jeder Brust beide Hände benutzen, um mehr Milch in den Milchgängen zu erreichen. Abwechselndes Ausstreichen der Milch und Brustmassage, Streicheln und Schütteln stimuliert den Milchspendereflex der Mutter. Brustmassage, Streicheln und Schütteln Stimulieren des Milchspendereflexes Sie sollten: Die Milch bildenden Zellen und Milchgänge massieren. • Es wird oben an der Brust begonnen. Fest gegen den Brustkorb drücken. Die Finger kreisförmig auf einer Stelle bewegen. • Nach einigen Sekunden wechseln die Finger zur nächsten Stelle der Brust. • Diese Massage erfolgt spiralförmig um die Brust in Richtung Brustwarzenhof. • Die Bewegung ist ähnlich wie bei einer Brustuntersuchung. Die Brust vom Brustansatz zur Brustwarze hin streicheln, mit leichten, dem Kitzeln ähnlichen Bewegungen. • Die streichelnde Bewegung wird vom Brustkorb zur Brustwarze um die ganze Brust weitergeführt. • Das trägt zur Entspannung und zur Anregung des Milchspendereflexes bei. Die Brust schütteln, während sie sich nach vorne beugt, so dass die Schwerkraft hilft, den Milchfluss anzuregen. Jede Technik zum Handausstreichen sollte zuallererst sanft sein, um das empfindliche Brustgewebe nicht zu verletzen. Aus diesem Grund sollten bestimmte Bewegungen vermieden werden: • das Quetschen der Brust, da es zu blauen Flecken führen kann. • an der Brustwarze und an der Brust zu ziehen, da dadurch Verletzungen des Gewebes entstehen können. • mit den Händen an der Brust abzugleiten, da dies Hautabschürfungen verursachen kann. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 05.12.2008



Antwort auf: Tagsüber nicht stillen wegen Berufstätigkeit

Hallo, ich möchte dir nur kurz Mut machen: Ich habe mit einem kleinen Stilljunkie mit einem Jahr wieder angefangen zu arbeiten (Dauerstillen nachts, Familienbett und alles ;-0) und habe 4 Tage die Woche gearbeitet, davon 3mal bis mittags, 1mal bis zum späten Nachmittag. Der kleine Mann wollte IMMER gleich an die Brust, wenn ich wieder da war (ohne mich ging es wie dir aber auch gut). Also absolut unregelmäßig. Ich hatte es EINMAL, dass ich eine harte Brust hatte. Da hatte ich wohl echt Glück, dass es bei mir so flexibel klappte, über Monate, aber es hat einfach funktioniert! Abgestillt hat er sich übrigens mit 1 3/4 von selbst, da haben wir längst nur noch nachts gestillt - im Nachhinein alles "wie im Bilderbuch", die Gedanken, die man sich macht, kenne ich aber noch zu gut... Liebe Grüße!

Mitglied inaktiv - 10.12.2008, 20:06