Frage: Stillen und zahnbetäubung

Hallo zusammen ..ich War eben beim Zahnarzt ..hatte mir den halben Zahn weg gebrochen und er War nich zu retten und musste gezogen werden . Die Ärztin sagte mir , ich dürfe heute nicht mehr stillen . Müsste heute und in der Nacht die Milch verwerfenn..wie soll ich das denn machen ? Mein kleiner will doch nur in den Schlaf gestillt werden ..anders geht es nicht , ausser ich gehe mit dem Kinderwagen aber dann wird er sofort wach , wenn ich ihn raus hole ..ich habe aber auch nicht gefragt welcher Wirkstoff es War .. was soll ich machen?

von Hatot am 05.12.2016, 13:37



Antwort auf: Stillen und zahnbetäubung

Liebe Hatot, eine Zahnarztbehandlung, auch eine Wurzelbehandlung oder die Entfernung eines Weißheitszahnes mit Betäubung usw., verlangt KEINE Stillpause und auch kein Verwerfen der Milch! Ich zitiere hierzu aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Schaefer, Spielmann, 7. Auflage 2006: "Lokalanästhetika: Erfahrungen. Lidocain (z.B. Xylocain®) geht selbst bei intravenöser Behandlung von Herzrhythmusstörungen nur in geringer Menge in die Muttermilch über (siehe Kapitel 4.6). Bei insgesamt 27 Patientinnen, die zur Sectio eine Epiduralanästhesie mit durchschnittlich 183 mg Limain und 82 mg Bupivacain erhalten hatten, wurden nach 2, 6 und 12 Stunden Lokalanästhetika und deren Metabolite im Serum und in der Milch nachgewiesen. Im Mittel fanden sich 860 µg/l Lidocain und 90 µg/l Bupivacain in der Milch sowie 140 µg/l des Metaboliten Pipecolylxylidid (PPX) (Ortega 1999). Die M/P-Quotienten betrugen 0,9, 0,4 und 1,3. Es sind nicht mehr als 1 bis höchstens 4 % der per os ohnehin kaum verfügbaren Wirkstoffe als relative Dosis für ein gestilltes Kind zu erwarten. Die beobachteten Kinder zeigten keine Auffälligkeiten. Bei der Applikation von 3,6 - 7,2 ml Lidocain 2 % ohne Adrenalinzusatz im Zusammenhang mit einer zahnärztlichen Therapie fanden sich für Lidocain und seinen Metaboliten Monoethylglycerinxylidid durchschnittlich nur 73,4 µg/l bzw. 66,1 µg/l in der Milch, toxische Wirkungen beim gestillten Kind wurden für unrealistisch gehalten (Giuliani 2001). Eine interpleurale Dauerinfusion von Bupivacain (z.B. Carbostesin®), 25 mg/Stunde, führte zu maximal 0,45 µg/ml in der Muttermilch. Im Serum des Säuglings war die Substanz nicht nachweisbar (Nachweisgrenze < 0,1 µg/ml). Toxische Symptome wurden nicht beobachtet (Übersicht in Spigset 1994). Zu Levobupivacain (Chirocain®), Mepivacain (z.B. Scandicain®), Procain und Ropivacain (Naropin®) liegen keine Daten zur Stillzeit vor. Es ist jedoch anzunehmen, dass diese Substanzen und vor allem solche mit kurzer Halbwertszeit und hoher Plasmaeiweißbindung wie Articain (z.B. Ultracain®) nur sehr geringe Konzentrationen in der Milch erreichen. Der bei Lokalanästhesie übliche Adrenalinzusatz wirkt ohnehin einem Übergang in die Muttermilch entgegen. Prilocain (Xylonest®) wirkt in stärkerem Maße als die anderen Lokalanästhetika als Methämoglobinbildner. Systematische Untersuchungen zur Anwendung in der Stillzeit fehlen auch für die ausschließlich zur Lokaltherapie eingesetzten Substanzen Benzocain (z.B. Anaesthesin® Creme), Chlorethan (z.B. WariActiv® Aerosol), Oxybuprocain (z. B. Thilorbin® Augentropfen) und Tetracain (z.B. Acoin® Lösung), wobei hier nicht mit einer systemischen Resorption größerer Mengen zu rechnen ist. Empfehlung für die Praxis: Bei üblicher Anwendung (im Rahmen einer Zahnbehandlung oder anderer Eingriffe) können Lokalanästhetika in der Stillzeit verwendet werden; dies gilt auch für Kombinationen mit Adrenalin. Prilocain sollte gemieden werden, nach dennoch erfolgter Applikation ist jedoch keine Stillpause erforderlich." Sollten danach Medikamente nötig sein, gibt es auch genug Alternativen, die mit dem Stillen vereinbar sind. Bei Fragen zur Vereinbarkeit von Medikamenten und Stillzeit (und natürlich auch Schwangerschaft) kann und sollte sich dein Arzt jederzeit an das Berliner Pharmakovigilanz und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie ("Embryotox") wenden, das unter der Telefonnr. 030 450-525700 erreichbar ist, per mail unter mail@embryotox.de, oder online unter www.embryotox.de. Kannst Du in der Praxis noch jemanden erreichen? LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 05.12.2016



Antwort auf: Stillen und zahnbetäubung

Hallo, habe selber gerade mehrere Zahneingriffe mit unterschiedlichen Betäubungsmittel hinter mir. Der Zahnarzt riet auch zur Pause. Doch die, die ich hatte waren laut embryotox (Google mal) kein Problem. Ruf beim Zahnarzt an und frag wurde das Mittel hieß. Die Zahnärzte kennen sich oft nicht gut aus was Stillen betrifft.

von Karlafrodo am 05.12.2016, 16:58



Antwort auf: Stillen und zahnbetäubung

Dankeschön ..ich habe kurz vor Feierabend noch in der Praxis angerufen und es War einer der mittel , die in der liste aufgeführt wurden .. habe den kleinen Mann sofort angelegt ..wir waren beide glücklich danach .. Danke für die Antwort .. :-)

von Hatot am 05.12.2016, 21:01



Antwort auf: Stillen und zahnbetäubung

DAS freut mich :-))) Lieben Gruß und DANKE für die Rückmeldung Biggi

von Biggi Welter am 05.12.2016