Stillen mit 15 Monaten

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Stillen mit 15 Monaten

Hallo, mein Sohn ist jetzt 15 Monate alt. Ich stille ihn noch 3 Mal am Tag: am Morgen, nachmittags vorm Einschlafen und abends vorm Einschlafen. Ich hätte nie gedacht, dass ich so lange stille, aber nachdem ich die ersten 3 schlimmen, brustwarzentechnischen, Monate hinter mich gebracht habe, stille ich sehr gerne. Auch wegen der Allergiegefahr, ich habe Heuschnupfen. Inzwischen gab und gibt es immer wieder Momente, in denen ich mit dem Gedanken spiele, mit dem Stillen aufzuhören. Mit meiner kleinen elektrischen Milchpumpe konnte ich mir in der Vergangenheit immer wieder freie Zeitinseln schaffen, allerdings ist irgendwann, vielleicht als mein Sohn 10/12 Monate war, der Effekt eingetreten, dass ich mit der Pumpe den Spendereflex nur mehr schlecht auslösen kann und nur noch Kleinstmengen erhalte, während ich vorher problemlos rel. rasch große Milchmengen abpumpen konnte. Jetzt meine Fragen: 1. Wie oft muss ich denn stillen, dass noch nennenswerte Milchmengen gebildet werden? 2. Meine Hebamme hat mich schon damals darauf hingewiesen, dass ich irgendwann durch Abpumpen kaum mehr Milch bekomme. Woran liegt das? Weil ich weniger stille und dadurch die Milchmenge kleiner wird? Was ist das für ein Effekt? 3. Mein Sohn ist ein „Floh“: Bei der U6 mit 12 Monaten hatte er bei 70 cm 8300 gr (Geburt: 51 cm, 2800 gr.) Stimmt es, dass von den Kalorien her, Muttermilch grundsätzlich ergiebiger ist? Er ist halt kein guter Esser, stillen tut er natürlich äußerst gern und bei anderer Kost hätte er dann wieder weniger Energie. 4. Darf ich Sie als Stillberaterin (und ohne Milupa-Hintergrund) fragen, welche Milch Sie bei Allergiegefahr anstelle bzw. zusätzlich zur Muttermilch im 2. Lebensjahr vorschlagen? Pre HA? Danke für Ihre Zeit!

Mitglied inaktiv - 20.12.2007, 14:31



Antwort auf: Stillen mit 15 Monaten

Liebe Carweb, Pre-Milch ist von allen künstlichen Säuglingsnahrungen dem "Goldstandard Muttermilch" noch am ähnlichsten. Alle weiteren Nahrungen entfernen sich immer weiter von Goldstandard, was keinerlei Vorteile für die Gesundheit des Kindes bringt. Deshalb ist es nicht sinnvoll und vom ernährungsphysiologischen Standpunkt her auch nicht notwendig, andere Nahrung als Muttermilchersatz zu geben, als eine Pre Nahrung. Meine Kollegin Denise Both hat über "antigen reduzierte Nahrung" einmal folgendes geschrieben: "Für allergiegefährdete Babys, zu denen zur Zeit etwa ein Drittel aller Neugeborenen zählen, gibt es antigen reduzierte Nahrungen, die durch die Abkürzung "HA" erkennbar sind. "HA" steht für hypoallergen und es bedeutet, dass in diesen Nahrungen das Kuhmilcheiweiß in kleinere Bestandteile aufgespalten wurde. Durch die Zerlegung des Eiweißes kann das Allergierisiko verringert werden." Ich hoffe, das beantwortet Ihre Frage zur Pre-Milch. Muttermilch wird keineswegs ab einem bestimmten Zeitpunkt "schlechter" oder "weniger gehaltvoll". Der Kaloriengehalt der reifen Muttermilch liegt bei etwa 68 kcal/100 ml. Reife Muttermilch enthält etwa 7,3 g/100 ml Laktose sowie kleinere Mengen anderer Kohlenhydrate (Oligo und Polysacharide, Glykoproteine, Glukosamine usw.). Der Fettgehalt der reifen Muttermilch beträgt 4,2 g/100 ml, wobei der größte Teil davon auf die Triglyceride entfällt. 57 % der Fettsäuren der Muttermilch sind ungesättigt. Der Fettanteil der Muttermilch beinhaltet auch die fettlöslichen Vitamine, Phospolipide und Cholesterin. Reife Muttermilch enthält 0,9 g/100 ml Eiweiß. Zu den Molkeneiweißen gehören die Immunglobuline, Lysozym, Laktoferrin und Alphalaktalbumin. Außerdem enthält Muttermilch Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine. Weitere Bestandteile sind Hormone, Enzyme und Wachstumsfaktoren. Reife Muttermilch bleibt in Bezug auf Kaloriengehalt, Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate usw. in ihrer Zusammensetzung während der gesamten Stillzeit gleich, lediglich bei den Antikörpern und bei einigen Vitaminen und ergeben sich Veränderungen. So steigt der Antikörpergehalt mit etwa einem halben Jahr und dann nochmals im zweiten Lebensjahr (jeweils dann, wenn das Kind mobiler wird und mehr Kontakt mit der Außenwelt aufnimmt) an. In der Abstillphase kommt in Bezug auf den Salzgehalt zu Veränderungen. Es gibt keine absoluten Zahlen, wie viel Beikost und wie viel Muttermilch ein Baby in einem bestimmten Alter erhalten muss, die Richtschnur sollte immer das Gedeihen des Kindes sein. Bei einer LLL Europakonferenz vor einigen Jahren in Nottingham hat ein spanischer Kinderarzt einen sehr interessanten Vortrag zum Thema "Essen" gehalten. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiß: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Nun zu Ihren ersten Fragen: Milch wird in der Menge gebildet, wie sie benötigt wird. Je öfter Sie stillen oder erfolgreich abpumpen, desto mehr Milch wird "abrufbar" sein. Die Brust, ein eher träges Organ, passt sich innerhalb weniger Tage an einen veränderten Bedarf an. Stillen Sie nur noch einmal am Tag, so können Sie das noch lange Zeit fortsetzen. Die benötigte Milchmenge auf Dauer nur durch Pumpen aufrechtzuerhalten ist tatsächlich nicht immer leicht und verlangt oft sehr viel Disziplin und vor allem regelmäßiges und ausreichendes Pumpen. Dabei ist es in der Regel sinnvoller häufiger etwas kürzer abzupumpen statt selten und dann länger. Da Sie aber nicht ausschließlich abpumpen, reicht es vielleicht schon, wenn Sie einfach mal ein paar Tage lang vermehrt pumpen und nicht nur einmal am Tag - sollten Sie tatsächlich Bedarf haben, die Milchmenge "künstlich" zu beeinflussen. Eventuell kann der Wechsel zu einer anderen Pumpe ebenfalls sinnvoll sein. Herzlichen Gruß, Kristina Heindel

von Kristina Wrede am 20.12.2007