Sehr geehrte Stillberaterin,
derzeit befinde ich mich am Anfang meiner Schwangerschaft und mache mir Gedanken über die Mutter-Kind-Bindung sowie das Abstillen meines 16 Monate alten Kindes. In diesem Zusammenhang habe ich einige Fragen und Unsicherheiten, bei denen ich Ihre Expertise schätzen würde.
Zunächst frage ich mich, wie sich die Schwangerschaft auf die bestehende Bindung zu meinem Kind auswirken könnte. Gibt es Möglichkeiten, die Bindung zu stärken, während ich mich auf die Ankunft des neuen Geschwisterchens vorbereite?
Des Weiteren mache ich mir Gedanken darüber, ob mein derzeitiges Kind sich durch den Geschmack selbst abstillen wird. Ich frage mich, wie ich diese Situation am besten handhaben kann, um sowohl die Bedürfnisse meines Kindes als auch meine eigenen zu respektieren.
Mein Kind ist seit längerer Zeit daran gewöhnt, beim Einschlafen gestillt zu werden. In den letzten drei Monaten habe ich begonnen, es hinzulegen und mich neben es zu legen, bis es einschläft. In der Nacht stille ich es weiter, wenn es aufwacht. Wie kann ich diese Schlafgewohnheiten in der Zukunft am besten anpassen, insbesondere wenn sich mein Kind durch den Geschmack selbst abgestillt hat?
Ich danke Ihnen im Voraus für Ihre Ratschläge und Unterstützung. Ihre Fachkenntnisse sind für mich in dieser besonderen Phase sehr wertvoll.
Mit freundlichen Grüßen,
Mujber
von
Mujber
am 30.08.2023, 16:54
Antwort auf:
Schwangerschaft und selbst abstillen
Liebe Mujber,
manche Kinder stillen sich tatsächlich im Laufe der erneuten Schwangerschaft ab, unter anderem deshalb, weil sich der Geschmack der Milch verändert.
Ich kenne jedoch auch unzählige Kinder, die sich nicht im geringsten dadurch stören ließen ;-).
Warte doch einfach mal ab und reagiere dann situationsbedingt. Wenn dein Kind sich abstillt, kannst du ausgiebig mit ihm kuscheln, manche Kinder lieben es auch, wenn sie die Brust noch berühren dürfen oder an der nackten Brust liegen.
Die Bindung zu deinem Kind ist schon längst da und sie ist stark. So viele Mütter haben Angst, dass ein weiteres Kind die Bindung stören könnte, aber ich glaube, dass mit Vorbereitung und Verständnis die ersten schwierigen Wochen gut in den Griff zu bekommen sind.
Ich habe meinem Sohn damals erzählt, dass die Maus ja nur Mamamilch trinken kann und er doch schon mal ein Brot oder Wasser (oder manchmal auch Gummibärchen) bekommt. Er fand das sehr lustig und hat Anna immer sehr bedauert ;-).
Außerdem habe ich die Stillzeit immer dazu genutzt und habe meinem großen Sohn viele viele Geschichten erzählt, wie es so war, als er noch ganz klein war. Ich erzählte ihm, dass ich zu nichts anderem gekommen bin damals und dass er die ganze Zeit nur an der Brust hing und immer immer an die Brust wollte. Dann sagte ich ihm, dass es ja so viel einfacher für mich ist, weil er mir jetzt ja helfen kann und mal eine Windel oder ein Glas Wasser holen kann und weil es so schön ist mit ihm zu reden.
Moritz war lange Zeit kein bisschen eifersüchtig (erst als Anna ihm die Legohäuser zerstörte) und für ihn waren die Stillzeiten immer besonders schön - er fragte oft, wann die Kleine endlich Hunger hat ;-).
Weitere Tipps für die Zeit nach der Geburt:
o dem älteren Kind eine Babypuppe schenken, (oder sie ihr von dem Baby schenken lassen), die es ebenfalls versorgen und stillen kann. Außerdem kann das ältere Kind in die Versorgung des Babys miteinbezogen werden (es kann die Windeln reichen, den Po eincremen ...). Entscheidend ist, dass Dein Sohn sich wichtig fühlt und weniger zurückgesetzt durch das Baby.
o dem älteren Kind erlauben wieder klein zu sein, eben auch ein Baby, und es, wenn das Baby schläft, ein bisschen herumtragen, mit ihm ausgiebig kuscheln usw. Der oft geäußerte Spruch "Du bist jetzt schon so groß" führt bei manchen Kindern gerade zum Gegenteil dessen, was man erreichen wollte, denn "groß sein" bedeutet nach Auffassung des Kindes, dass es jetzt nicht mehr so wichtig ist. (Ich weiß, dass dies objektiv nicht so ist, aber das Kind kann es so empfinden).
o ein Tragetuch verwenden. Mit dem Baby im Tuch, ist mindestens eine Hand frei für das ältere Kind (bei einem korrekt gebundenen Tuch). So kann die Mutter sich mit dem älteren Kind beschäftigen und gleichzeitig auf das Bedürfnis des Babys nach Nähe und Körperkontakt eingehen. Das Baby ist mit dabei, schläft wahrscheinlich sogar recht gut und es wird Freiraum für das Große gewonnen.
Viele Mütter machen die Stillzeit mit dem Baby zu einer gemütlichen Kuschel- und Lesestunde für das größere Kind. Mit etwas Übung kann das Baby beim Stillen mit einem Arm gehalten werden und in den anderen Arm kann sich das größere Kind mit einem Bilderbuch o.Ä. kuscheln. Das ältere Kind kann das Buch so halten, dass die Mutter darin lesen kann oder mit ihm die Bilder anschauen und außerdem bekommt es die wichtige Aufgabe, die Seiten umzublättern.
Eine andere Möglichkeit die Stillzeiten für das große Kind zu etwas besonderem zu machen ist eine "Stillkiste" (der Begriff stammt von einer meiner Gruppenmütter). In dieser Kiste sind besondere Dinge (z.B. ganz spezielle Stifte und glänzende Papierbögen, bunte Perlen, die zu Ketten aufgereiht werden können, ein Spielzeugauto je nachdem, was für das Kind besonders attraktiv sein kann), die nur zu den Stillzeiten benutzt werden dürfen.
Liebe Grüße, ich wünsche dir von Herzen alles Gute und eine schöne Schwangerschaft
Biggi
von
Biggi Welter
am 30.08.2023