Frage: Hilfe, ich verzweifel am Stillen!

Hallo, Meine Tochter ist heute genau 5 Wochen alt. Ich wollte und will immer super gern stillen, was mir im Krankenhaus nicht leicht gemacht wurde. Die Maus hat sehr langsam und wenig getrunken, was de schwestern und auch die stillberaterin zum Anlass nahm, mir mitzuteilen, ich müsse zufüttern. Es sei nicht normal, wenn meine Tochter dieses sog, clusterfeeding (hab ich hier von gelesen) macht. Also wurde sie zugefüttert und durfte vorer max 5 Minuten an meiner Brust trinken. Irgendwann kam ich dann auf die Idee, abzupumpen -allein damit überhaupt Milch nachgefragt wird bei mir-. Als ich nach 7 Tagen nach Hause kam, hatte ich aber überhaupt keine Lust mehr auf zufüttern/abpumpen und den ganzen Mist. Ich wollte voll stillen. Somit habe ich mich in diesem Forum und auf der Internetseite der la leche Liga informiert und erstmal festgestellt, dass stillen nach Uhrzeit ja garnicht zweckmäßig ist... Bin schockiert, wie schlecht man als erstgebärende beraten wird in sachen stillen... Jedenfalls habe ich dann nur noch gestillt und das klappt bis heute ganz gut, was die Zunahme angeht, denke ich. Die Maus wog bei Entlassung 2.800 Gramm und nun, 4 Wochen später über 3.400 Gramm. Nun nervt es mich allerdings tierisch, dass ich im Prinzip keinen Besuch empfAngen kann, oder Leute besuchen kann mit ihr, denn eine stillmahlzeit dauert locker mal ne Stunde oder auch mehr bei ihr. Sie trinkt nicht an beiden Seiten und fertig, nein, ein drittes und viertes mal müssen es schon noch sein ;-) vielleicht stelle ich mich auch an, vor Leuten zu stillen. Hab immer das Bedürfnis, mich zu entschuldigen, wenn ich stillen muss. Komme mir eben so außergewöhnlich vor, dass ich stille. Z.b. Meine Schwester hat zwei Wochen vor mir entbunden und nach 4 Tagen abgestillt, weil sie stillen unschick findet. Nun schwärmt sie mir vor, wie toll ihre Nächte etc sind. Und auch meine Mutter macht mir Vorwürfe, ich würde das Kind verwöhnen, wenn ich es dauernd stille und ob es nicht besser wäre, jetzt abzustillen, dann wären alle ausgeglichener (sie selbst hat genauso schnell das stillen aufgegeben, wie meine Schwester). Nun zu einem weiteren Problem: der Abend/die Nacht. Ab ca. 21 Uhr geht es los, sie will gestillt werden. Und zwar so oft, dass sie das ganze hinzieht bis 23:30/24 Uhr...dann ist meist Ruhe bis 3:00 Uhr und dann geht das nonstop stillen weiter, bis 5:30. das ist so extrem seit ein paar Tagen. Gute Nächte gab es auch schon, natürlich. Zur Vereinfachung schläft sie an meiner Seite, dann kann ich wenigstens während des Stillens weiter dösen ;-) Aber ist das denn normal? Ist da iiiiiirgendwann Besserung in Sicht? Und kann es mit dem 5 Wochen Schub zusammen hängen? Wäre über eine Antwort sehr erfreut. Bin nachts teilweise echt genervt und die Brustwarzen fühlen sich morgens auch fies an....:-( Lieben Gruß Sandra

von Honeybee2 am 05.04.2013, 13:58



Antwort auf: Hilfe, ich verzweifel am Stillen!

Liebe Sandra, zunächst einmal das Beruhigende: deine Tochter benimmt sich genau so, wie es von einem fünf Wochen alten Baby zu erwarten ist. Viele junge Eltern sind ganz überrascht, dass sich ihr Baby so ganz anders benimmt als sie es erwartet und es in den vielen hochglanzbebilderten Babyratgebern steht. Das Baby schläft nicht mindestens 20 Stunden am Tag, es wirbelt den ganzen Tagesablauf durcheinander und der Traum vom süß in der Wiege schlummernden Baby und der strahlenden Mutter prallt auf die raue Wirklichkeit mit einem unruhigen Kind, einer übermüdeten Mutter und wahrscheinlich auch noch Chaos im Haushalt. Jedes Baby ist eine individuelle Persönlichkeit mit individuellem Verhalten und das Verhalten eines Babys entspricht selten dem, was in den meisten Babybüchern steht. Das liegt zum einen daran, dass die Babys diese Bücher nicht gelesen haben und deshalb nicht wissen, was von ihnen erwartet wird : ) und zum zweiten daran, dass sich Babys so verhalten wie die Natur es ihnen seit Tausenden von Jahren vorgegeben hat und nicht nach einem künstlichen Rhythmus, wie viele Menschen es annehmen oder erzwingen wollen. Das einzig konstante am „Rhythmus“ eines Babys ist, dass es keinen Rhythmus hat. Der vielbeschworene Vier Stunden Rhythmus ist keineswegs natürlich oder dem Bedarf eines Babys angepasst. Er stammt übrigens aus einer Zeit, in der es noch keine adaptierte Säuglingsnahrung gab. Die in dieser Zeit übliche Flaschennahrung konnte zu einer Überfütterung führen und durfte deshalb nicht wie bei der Brusternährung üblich und notwendig nach Bedarf gegeben werden. Nachdem die Flasche ihren Siegeszug angetreten hatte, wurde dieser Rhythmus dann auch auf das Stillen übertragen und so hält sich heute hartnäckig immer noch der Mythos des Vier Stunden Rhythmus Alle Stillexperten sind sich inzwischen einig, dass Stillen nach Bedarf für das Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Kind die Nahrung, die es braucht, immer dann bekommt wann es sie braucht. Eine Ausnahme stellen schlecht zunehmende Kinder oder kranke Kinder dar, da kann es sein, dass die Mutter regulierend eingreifen muss und das Baby eventuell zum Stillen wecken muss. Im Durchschnitt will ein kleines Baby wie deine Tochter zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Für dich ist diese erste Zeit mit dem Baby sehr anstrengend. Alles ist neu und die Umstellung groß. Aber nur Mut, dein Baby wird nicht immer so klein und anstrengend bleiben und Du wirst lernen mit der neuen Situation umzugehen. Es gibt viele Möglichkeiten den Alltag leichter zu machen. Hast Du ein Tragetuch? Gerade bei unruhigen Kindern kann das Tragetuch lebensrettend sein. Lass dir zeigen, wie Du dein Kind richtig in das Tuch binden kannst und dann hast Du mindestens eine Hand frei für andere Tätigkeiten und dein Kind kann gleichzeitig deine Nähe spüren. Das Tragetuch hat sich auch und gerade beim Babys mit Blähungen und Bauchschmerzen bewährt, da die Körperwärme der Mutter und die eher aufrechte Haltung des Kindes im korrekt gebundenen Tuch sich günstig auf das kolikgeplagte Kind auswirken. Nimm jede Hilfe an, die dir angeboten wird, vorausgesetzt es ist wirklich eine Hilfe. Wenn dir jemand anbietet, das Kind zu übernehmen, damit Du einmal etwas im Haushalt arbeiten kannst, ist das KEINE Hilfe. Sinnvoll ist es, wenn dir etwas im Haushalt abgenommen wird und Du dich in dieser Zeit ausruhen oder mit deinem Kind beschäftigen kannst. Setze Prioritäten. Jetzt ist nicht die Zeit, in der blitzenden Fensterscheiben und des perfekten Haushaltes. Es reicht, wenn es einigermaßen sauber und aufgeräumt ist, aber wichtig ist, dass Du genügend Ruhe und Erholung für dich bekommst. Gerade in den ersten Wochen, steht dein Wohlergehen und das des Kindes an allererster Stelle. Mit etwas Übung (vielleicht vor dem Spiegel) und entsprechend geschickt geschnittener Kleidung, muss niemand (außer einer Mutter, die selbst Stillerfahrung hat) bemerken, dass Du dein Baby stillst. Zum Stillen musst Du dich ja schließlich nicht ausziehen oder dich übermäßig entblößen, es geht auch absolut unauffällig. Mit etwas Geschick kannst Du stillen und dich weiter unterhalten und die meisten Leute werden sich lobend über dein so friedliches Baby äußern. Schau mal im Internet, es gibt ganz tolle Still Shirts, da sieht niemand etwas! Vielleicht hilft es dir auch, wenn Du dich mit anderen stillenden Müttern austauschen kannst. Dazu eignet sich der Besuch einer Stillgruppe. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. Ich hoffe, der lange Text ist jetzt nicht zu unübersichtlich für dich geworden. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 05.04.2013



Antwort auf: Hilfe, ich verzweifel am Stillen!

Deine Tochter ist erst 5 Wochen alt, sie braucht noch besonders viel Mama und mit dem Stillen befriedigt sie ihre altersgerechten Bedürfnisse.... Mama/Nähe/Hunger/Saugen... Auch wenn du es dir jetzt noch nicht vorstellen kannst, die Stillabstände werden länger, definitiv! Wenn ich jetzt so an die erste Zeit mit meiner Tochter erinnere, sehe ich mich nur auf dem Sofa mit dem Kind an dem Busen und das mind. 3 Monate lang. Es war anstrengend aber danach wurde es immer besser. Natürlich kannst du auch abstillen und ihr die Flasche geben aber so wie ich das lesen kann, willst du das gar nicht und ganz ehrlich, das würde eure Situation auch nicht einfacher machen. Ok, ein anderer könnte ihr auch die Flasche geben aber es hat auch einen Sinn warum nur die Mama den Hunger befriedigen kann, um die wichtige Bindung zu stärken! Die erste Zeit/Monate gehört das Kind einfach ganz nah und viel zur Mutter! Ich finde es sehr toll, wie du das mit dem Stillen gemacht hast. Viele sind nach der Zeit im Krankenhaus so verunsichert bzw haben soviele falsche Infos mitbekommen, dass schnell wieder abgestillt wird. Du machst dir die Mühe und erkundigst dich, zu Recht! Dein Baugefühl sagt dir, dass Muttermilch das Beste für dein Baby ist! Ich habe mir einreden lassen, dass unsere Nächte mit einer zusätzlichen Flasche vor dem Schlafengehen besser werden. Quark! Es hat nichts gebracht, also habe ich es bald wieder sein gelassen und nur noch gestillt. Die Abende und Nächte waren genauso wie du sie geschrieben hast. Ich habe versucht sie mir so bequem wie möglich zu machen. Auf dem Sofa stand alles griffbereit (Rechner, Getränke, Snacks usw) und wenn mein Mann abends kam, kochte er und ich aß auf dem Sofa mit Kind am Busen. Die Zeiten sind anstrengend und kommen einem selbst Eeeewig vor, in Wirklich sind es nur ein paar Monate und die sind es einem dann doch wert. Das Stillen vor Freunden musste ich auch lernen, anfangs war es mir ziemlich unangenehm. Ich hatte aber keine andere Option, entweder ich bleibe alleine oder ich stille vor Freunden oder sogar Fremden. Irgendwann ist da einem auch egal :-) Deine Tochter ist erst 5 Wochen, du wächst da auch noch rein! Und was das Verwöhnen angeht... ich könnte bei so einer Aussage ko....! Musste ich mir nämlich auch von meiner Mama anhören. Ihrer Meinung nach habe ich meine Tochter zuviel gestillt, zuviel getragen, nie schreien gelassen usw... Ich habe auf mein Bauchgefüh gehört und bin immer noch sehr froh darüber. Meine Tochter ist nun 21 Monate alt, schläft gut (mit Ausnahmen natürlich) ich kann wieder am Tisch sitzen und essen (ohne Kind am Busen), meine Freunde haben meinen Busen auch schon Ewigkeiten nicht mehr gesehen und alles läuft prima. Vor 2 Wochen wurde sie abgestillt. Keiner aus meinem Freundeskreis hat überhaupt solange gestillt, fast alle hören nach Wochen oder spätestens 6 Monaten auf. Was ich damit sagen will, es läuft ganz normal bei euch und es wird sich auch irgendwann ändern. Du kannst nicht viel tun ausser es dir so einfach wie möglich zu machen und stillen ist um einiges praktischer als Flasche und Co! Abgesehen davon, dass es nahrungstechnisch definitiv das Beste für das Kind ist! Wenn du aber mal ein "Päusschen" brauchst damit sich deine Brust von dern ständigen Nuckelei erholen kann, setz sie in ein Tragetuch und gehe spazieren. Das kann natürlich der Papa auch gerne machen!

von mausejule2010 am 05.04.2013, 14:31



Antwort auf: Hilfe, ich verzweifel am Stillen!

Bei mir ist das nicht anders, meine Tochter ist 3 Wochen alt und die Beschreibung passt optimal zu meiner Situation. Damit meine ich die Stillzeiten tag und nachts :) Sie will einfach nicht weg von der Brust. Du bist nicht alleine. Lg Melek

von Melek2013 am 05.04.2013, 14:44



Antwort auf: Hilfe, ich verzweifel am Stillen!

Liebe Sandra, meine Maus ist 8 Monate und wir stillen noch - neben Beikost, die sie auch begeistert futtert... ;) Hab einen Tipp, was Stillen vor anderen angeht: ich trage immer 2 Lagen sehr dehnbare Oberteile. Eines mit grossem, dehnbaren Ausschnitt. Das schieb ich nach unten, das andere nach oben. Dazwischen (aus dem grossen Ausschnitt bzw. dem unteren Bund) kommt die Brust(warze) raus. So muss man keine teuren Stillshirts kaufen. Ich konnte mich ganz an meiner alten Garderobe (anfangs Umstandskleidung, jetzt alles andere) bedienen. Alles Gute!

von Mama_newbie am 05.04.2013, 18:54