Dauerstilen nachts 10 Monate altes Baby

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Dauerstilen nachts 10 Monate altes Baby

Liebe Frau Welter, unser Sohn ist 10 Monate alt. Er war noch nie ein besonders guter Schläfer. In den ersten Wochen schlief er nur auf mir, dann irgendwann neben mir, aber mit Stillabständen von maximal zwei Stunden. Etwa mit fünf Monaten hatten wir auch mal noch kürzere Abstände, die Phase hielt sich einige Wochen, dann wurde es etwas besser und dann hatten wir kürzlich sogar einige wenige Nächte in denen wir auf drei oder auch mal ganz wenige mit vier Stunden Abstand gebracht haben. Ich hatte mich damit ganz gut arrangiert, eine halbwegs bequeme Position gefunden und nachts quasi im Schlaf gestillt. Jetzt haben wir seit ein paar Nächten wieder wahnsinnig unruhige Phasen. Er quiekt und wühlt jede Nacht einige Stunden herum, will alle zwanzig Minuten an die Brust und ich liege dann da, kriege Kopfschmerzen, trau mich nicht mich zu bewegen und werde immer grantiger. Und müder natürlich... Im Schnitt kommen wir so auf 10 bis 12 Mal Stillen pro Nacht. Ich muss dazu auch sagen, dass ich ihn sowohl abends als auch zu den zwei Tagesschläfchen in den Schlaf stille. Er nimmt keinen Schnulli. Ich will nicht an seinem Schlaf manipulieren, eigentlich wollte ich einfach abwarten, bis sich das von allein bessert. Aber im Augenblick habe ich wieder das Gefühl, es wird nur schlimmer. Meinen Sie, es liegt an der Verknüpfung stillen&schlafen? Ich frage mich, ob er vielleicht besser schläft, wenn ich versuche ihm das einschlafstillen abzugewöhnen. Andererseits finde ich ihn aber auch noch reichlich klein für solche "Erziehungsmaßnahmen". Vermutlich hätte ich damit gar nicht anfangen dürfen, aber wie soll das gehen bei einem so schlechten Schläfer, der x-Mal pro Nacht wach wird. Tagsüber isst er übrigens mit wechselnder Begeisterung etwas Beikost. Eigentlich mag er nur gematschtes Gemüse, davon futtert er eine riesige Portion, gelegentlich auch Mal Milchbrei. Obst wird komplett abgelehnt. Ich stille ihn tagsüber noch zum einschlafen und dann zum aufwachen, das sind quasi seine Vormittags- und Nachmittagsmahlzeiten. Haben Sie einen Tipp, wie wir wieder etwas besser schlafen können? Ich bin für jeden Rat dankbar!

von wowugi80 am 24.10.2020, 08:41



Antwort auf: Dauerstilen nachts 10 Monate altes Baby

Liebe wowugi80, ich würde Ihnen so gerne helfen und erfolgsversprechende Tipps geben, aber ehrlicherweise muss ich sagen, dass dieses Verhalten ziemlich normal ist….. Jedes Kind hat seinen eigenen Rhythmus und braucht eine gewisse Reife um länger schlafen zu können, leider lässt sich das schlecht forcieren. Sicherlich kannst Du aber versuchen, einen gewissen Tagesablauf zu sichern, in dem Dein Baby sich auskennt und langsam lernt, wann Ruhezeiten sind. Auch Rituale helfen sehr, das Baby kann sich an Strukturen gewöhnen und kennt den Alltag irgendwann genau. Mach Dir den Alltag so einfach wie möglich, meist hilft es eher, wenn man versucht, das Drumherum zu ändern und nicht das Baby ;-). Es ist schwer, müde zu sein und jede Nacht x Male aufzuwachen, weil das Kind mich braucht und ich hätte zeitweise sehr viel dafür gegeben nur einmal einfach weiterschlafen zu können und am nächsten Tag nicht vor einem Berg unerledigter (Haus)Arbeit zu stehen. Doch es hat sich gelohnt, den Haushalt zurückzuschrauben, mir Nischen zu suchen, in denen ich auftanken konnte (sowohl körperlich als auch emotional) und zu akzeptieren, dass meine Kinder keine kleinen Roboter sind, die auf das Durchschlafen (o.a.) „programmiert" werden können. • Nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann Dir auch Deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, Deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für Deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für Dich tust ... • Vielleicht findest Du auch einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit Deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. • Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menüs kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. Wichtig ist auch, dass Du weißt, dass dies zwar eine lange Phase ist, aber sie WIRD vorbei gehen! Ich hoffe, die Antwort hilft Dir trotzdem etwas weiter. Lieben Gruß Biggi

von Biggi Welter am 24.10.2020