Liebe Biggy,
Es geht mal wieder um meine Tochter. In ein paar Tagen wird sie 1 Jahr alt, sie lernt zurzeit sehr viel, schreit leider auch sehr viel und klammert sehr stark an mir. Da das klammern insoweit geht, dass ich sie keine Sekunde ablegen oder abgeben darf, auch nicht essen kann, zur Toilette gehen kann, in ihrer Anwesenheit sogar, und sie ohnehin ein Schreibaby war oder gar ist, habe ich mir professionelle Hilfe gesucht. Ich hatte heute ein langes Gespräch mit einer Familientherapeutin, welche mir dazu riet, sukzessive abzustillen. Erst in der Nacht, damit wir beide besser schlafen, meine Tochter wird alle 30 Minuten bis maximal 90 Minuten wach, wir schlafen im Familienbett, danach allmählich am Tag. Ich muss sagen, ich bin ein bisschen traurig darüber, ich hänge emotional an unserer Stillbeziehung. Die Therapeutin meinte indessen, dass meine Tochter nicht loslassen könnte und lediglich einen Regulator einzig und allein in der Brust sähe. Sie akzeptiert auch keinerlei Getränke, spuckt alles aus. Mir fällt es selbst auch schwer loszulassen, ich merke aber, dass ich psychisch und physisch an meine Grenzen gerate. Ich komme kaum zum Essen, esse tagsüber meist gar nichts oder nur Babybreireste. Ich ertrage es kaum, wenn meine Tochter so bitterlich in ihrem Hochstuhl weint oder ich leider doch mal zur Toilette muss. Ehrlich gesagt, mein Puls geht so hoch, mein Magen krampft, ich bin schon morgens nach dem Aufstehen nervlich am Ende. Ich weiß, wir haben noch einen langen Weg vor uns, und ich möchte das stillen auch nicht aufgeben. Wie kann ich meiner Tochter und mir nur helfen? Wir haben ganz normale Familienverhältnisse, ein Eigenheim, keine finanziellen Sorgen. Warum ist sie nur so unzufrieden? Ich habe von Anfang an viel gestillt, viel getragen, sie musste nie alleine sein, wir haben immer prompt auf Ihre Bedürfnisse reagiert, sie nie schreien lassen. Ich hoffe, du hast ein paar Tipps für mich, dass ich unsere Stillbeziehung aufrecht erhalten kann, aber wir eine Regulation finden bzw. Wir im Alltag besser klar kommen. Danke.
von
Fleur85
am 15.05.2020, 16:25
Antwort auf:
Brust zur Beruhigung bei 1 Jahre alten Kind
Liebe Fleur85,
ich würde mindestens eine 2. Meinung einholen. Denn Abzustillen, wenn du genau merkst, dass ihr beide es noch braucht, wird vermutlich nicht hilfreich sein. Frag vielleicht auch mal beim ZEPP in Bremen an...
Und vielleicht wird es wichtig sein zu schauen, warum du so leidest, wenn deine Kleine weint. Es ist gut möglich, dass du da noch eine Last aus DEINER Kindheit mit dir trägst, die jetzt unbewusst auf dein Kind übergeht. Ich habe schon so viele "Wunder" erlebt, wenn die Eltern an ihren Themen gearbeitet haben...
Lieben Gruß und fühl dich umarmt!
Kristina
von
Kristina Wrede
am 15.05.2020
Antwort auf:
Brust zur Beruhigung bei 1 Jahre alten Kind
Liebe Kristina,
Vielen Dank für deine Antwort. Ja, es ist in der Tat so, dass in meiner Kindheit Gefühle zeigen oder gar weinen verpönt war. Meine Mutter hat ihre Bedürfnisse immer hinten ran gestellt und wirkte nach außen so perfekt. Ich leide ebenso an Versagensängten und strebe Perfektionismus an. Ich habe sämtliche Ratgeber gelesen vor der Geburt meines Kindes und strebte an, bloß keinen Fehler zu machen. Dann kam es doch anders. Ich wollte nur tragen, aber mein Kind mochte anfangs ihren Kinderwagen, ich kam mir vor wie eine Rabenmütter, weil ich einen Kinderwagen schob, sie schlief anfangs in ihrem Stubenwagen und ich kam mir schlecht vor, weil ich aß, wenn sie schlief oder etwas im Haushalt machte, und sie nicht im Tragetuch hatte. So richtig stark fingen die Schwierigkeiten an, ab Woche 7, in der Zeit, wo ich mich immer unsicherer fühlte. Hatte ich es anfangs noch gut geschafft sie mit leisen singen in meinem Arm zu trösten, so musste es auf jeden Fall die Brust oder das Tuch sein, keiner in meiner Umgebung dürfte sehen, dass mein Kind sich nicht sofort bei mir beruhigt. Kann es sein, dass all diese Ängste und Unsicherheiten unser miteinander so stark belasten? Und wie gehe ich am besten damit um?
von
Fleur85
am 15.05.2020, 20:43
Antwort auf:
Brust zur Beruhigung bei 1 Jahre alten Kind
Liebe Fleur85,
danke für deine offene und ehrliche Rückmeldung, und das Vertrauen, dass du mir damit schenkst!!
Ja, ich denke schon, dass es einen Zusammenhang gibt. Am besten wäre es, wenn du eine Therapeutin finden würdest, mit der du die Themen deiner Kindheit, dein eigenes inneres Kind, anschaust und auflösen könntest.
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 16.05.2020
Antwort auf:
Brust zur Beruhigung bei 1 Jahre alten Kind
Liebe Fleur, wenn ich dein Text lese fühle ich total mit dir. Da ich selber aktuell mit dem Thema beschäftigt bin und in einem anderen Forum hier eine ähnliche Frage stellte, habe ich den Buchtip von einer Mutter bekommen. Und - ich bin so begeistert, dass ich ihn dir jetzt auch einfach weiter gebe! Es geht darum, ein Kind zu erziehen und auf seinen Weg zu begleiten ohne sich von seiner eigenen Lebensgeschichte beherrschen zu lassen. Bzw. sein Handeln, denken und fühlen besser zu verstehen. Vielleicht hilft es auch dir. Hier der Buchtip: Nestwärme, die Flügel verleiht: Halt geben und Freiheit schenken - wie wir erziehen, ohne zu erziehen
Liebe Grüße Susan
von
Susan1312
am 18.05.2020, 19:57