Breiproblem

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Breiproblem

Hallo Mein Sohn ist 7 Monate und 1 Woche alt und hat 4 Zähne. Er wurde 6 Monate voll gestillt. Dann fing ich mit Beikost an. Ich koche "eigentlich" selbst. Wie bei meiner Tochter. Aber mein Sohn verweigert alles außer Pastinaken (mit oder ohne Kartoffeln) im Gläschen. Andere Gemüsesorten sowie Selbstgekochtes nimmt er nicht. Wenn er (Pastinaken) gut isst, dann sind es max. 100g pro Mahlzeit. Ich habe verschiedene Tageszeiten versucht, vorher gestillt, vorher nicht gestillt, vor dem schlafen, nach dem schlafen... es ändert alles nix. Milchbrei oder GOB kann man total vergessen. Ich weiß langsam nicht mehr weiter. Ich habe eigentlich kein Problem damit, ihn noch so viel zu stillen, aber denke, dass er doch auch langsam mal was "richtiges" essen sollte. Was könnte ich denn noch tun, oder wird er nie wirklich was wollen außer Mumi? Fragen über Fragen. Und ich hoffe ich bin bei Euch in der Stillberatung richtig... Grüße, Tigra

Mitglied inaktiv - 18.10.2010, 11:55



Antwort auf: Breiproblem

Liebe Tigra, ich kann dich beruhigen: Es sind viele Kinder, die mit 8 Monaten kaum oder kein Interesse an Beikost haben, und solange sie gesund und munter sind und weiterhin gut gedeihen, brauchst du dir als Mutter auch keine Sorgen zu machen. Du kannst dein Kind nicht zur Beikost zwingen. So schwer es auch fällt, versuche die Geduld zu bewahren. Wichtig ist, dass aus dem Thema "Essen" kein Kampf gemacht wird. Einen solchen Kampf verlieren die Eltern sehr schnell und viele Essstörungen haben ihre Ursache in der ganz frühen Kindheit, wenn das Baby zum essen gezwungen werden sollte. Sicher ist auch für dich das Buch "Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Die Hauptsorge, die dann in Bezug auf Mangelerscheinungen erwähnt wird, ist in den meisten Fällen das Eisen. Eine finnische Studie ergab jedoch, dass bei neun Monate alten Kindern, die immer noch ausschließlich gestillt werden, ein Eisenmangel in weniger als 25 % der Fälle auftritt. Ohnehin ist der Zeitpunkt, wann ein Baby Beikost erhalten muss recht willkürlich gewählt und hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert, ohne dass es einen echten Beweis für die absolute Richtigkeit des jeweiligen Zeitpunktes gibt. Muttermilch enthält zwar weniger Eisen als zum Beispiel künstliche Säuglingsnahrung oder Kuhmilch, doch die Verfügbarkeit des Eisens in der Muttermilch ist um ein Vielfaches höher als die des in der künstlichen Säuglingsnahrung enthaltene Eisen. Hier auch noch ein Auszug aus einem Artikel von Dr. Alfredo Piscane anlässlich der 15.internationalen LLL Konferenz in Washington. "Zusammenfassend ist festzustellen, dass ein gesunder vollgestillter Säugling seinen Zeitpunkt des ersten Zufütterns selbst bestimmen kann, ohne Bedenken dadurch einem Eisenmangel ausgesetzt zu werden." Selbst bei Kindern, die sich dem ersten Geburtstag nähern, hat der Autor keine Bedenken, wenn sie einen fitten Eindruck machen. Niedriger Eisengehalt im Blut des Kindes ist nur behandlungswürdig bei gleichzeitigen anderen Krankheitsanzeichen. Seiner Meinung nach sind die festgelegten Grenzwerte (auch in der Schwangerschaft) überholungsbedürftig und wenig gesichert. Tatsächlich erhöht sich die Gefahr einer Anämie bei zu früher Beikost, wenn sie nicht sehr eisenhaltig ist, da die optimale Eisenaufnahme der Muttermilch durch Beikost behindert wird. Es wird 50% des Muttermilcheisens resorbiert, aber nur 5% bei Flaschennahrung! Zuviel Eisen erhöht evtl. eine mögliche Erkrankung wie z.B. Malaria und ist gefährlicher als ein Eisenmangel. Bei sechs Monaten ausschließlich muttermilchernährten Kindern liegt die Gefahr einer Anämie bei 4%. Bei den jetzt noch gültigen Grenzwerten ändern wir das, was sich seit einer halben Millionenjahre bewährt hat. Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 18.10.2010