Baby schläft beim Stillen immer ein + Hungeranzeichen erkennen

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Baby schläft beim Stillen immer ein + Hungeranzeichen erkennen

Hallo Biggi,  meine Tochter ist jetzt fast 8 Wochen alt und ich stille voll nach Bedarf. Sie legt korrekt an und trinkt immer recht kurz, 3-10 min., aber kräftig (manchmal verschluckt sie sich sogar). Danach schläft sie immer ein. Sie schläft dann auf mir - manchmal kürzer manchmal länger und nuckelt meistens noch an der Brust.  Wenn sie aufwacht will sie immer an die Brust, egal wie lange sie geschlafen hat. Daher ist es momentan sehr schwer für mich einen guten Zeitpunkt für einen Spaziergang oder Erledigungen zu finden.  Sollte ich sie aufwecken und animieren mehr zu trinken?  Meine zweite Frage: Was sind in ihrem Alter zuverlässige Hungeranzeichen?  Heißt es, wenn sie die Zunge raus streckt und an ihren Händen lutscht immer, dass sie Hunger hat?  Vielen Dank im voraus für deine Hilfe.  

von LaninaFebrero am 26.03.2024, 16:09



Antwort auf: Baby schläft beim Stillen immer ein + Hungeranzeichen erkennen

Liebe LaninaFebrero, das hört sich nach dem ganz normalen Trinkverhalten eines verhältnismäßig jungen Menschenkindes an. Das„Marathonstillen“ ist in diesem Alter so weit verbreitet, dass es als „normal“ angesehen werden sollte. Der Fachausdruck dafür lautet „Cluster Feeding“. So kleine Babys wollen häufig, aber vor allem in unregelmäßigen Abständen gestillt werden und fast alle Babys haben eine Tageszeit, zu der sie fast ununterbrochen an der Brust trinken (oder auch nur nuckeln) wollen. Das Marathonstillen kann für dich sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einig, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiteneinzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Finger- und auch Fußlutschen muss nicht automatisch auf ein Problem hinweisen und es ist auch nach den ersten vier Wochen kein verlässliches Hungerzeichen mehr, wenn das Kind seine Finger oder die Hand in den Mund zu stecken beginnt. Das Baby beginnt dann sich selbst und seine Umgebung wahrzunehmen und zu erforschen und der Mund ist ein ganz wichtiges Organ, wenn es um das Erforschen und Begreifen geht. Solange dein Baby gut zunimmt, besteht kein Grund zur Sorge! Trotzdem werde ich dir jetzt einmal die Hungerzeichen eines Babys aufzählen: • saugende Bewegungen • Sauggeräusche • Lecken an den Lippen • die Zunge herausstrecken • Schnelle Bewegungen der Augen • Hin und Herdrehen des Kopfes (Suchbewegungen) • Ruhelosigkeit bei Neugeborenen ist es auch ein Hungerzeichen, wenn es die Hand an den Mund führt, später ist dies jedoch, wie geschrieben kein Hungerzeichen mehr, da dann die Koordination von Auge und Hand geübt wird. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys (und keinesfalls ein Einschlafproblem). Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Babys manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Du machst also wirklich nichts verkehrt! Menschenbabys sind Traglinge, die den Kontakt zur Mutter brauchen. Es ist von der Natur nicht vorgesehen, dass sie alleine sind und auch nicht, dass sie alleine schlafen. Das widerspricht dem Bild vom süß in der Wiege schlummernden Baby, das fast alle Frauen (zumindest beim ersten Baby) haben. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn dein Kind nicht alleine schlafen will und ständigen Körperkontakt sucht. Gib dir und deinem Kind die Zeit, die ihr beide braucht, um euch an das neue Leben zu gewöhnen. Leider ist es in unserer Kultur nicht (mehr) so sehr verbreitet darauf Rücksicht zu nehmen, dass eine Frau, die gerade ein Kind geboren hat, Zeit braucht. Zeit zur Erholung, Zeit zum gemeinsamen Kennenlernen des neuen Menschleins, Zeit ums sich an die ganze Veränderung, die so ein kleiner Erdenbürger mit sich bringt zu gewöhnen. Lieben Gruß Biggi

von Biggi Welter am 26.03.2024



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