Frage: Anlegeprobleme

Liebe Frau Welter, Liebe Mitleserinnen, mein Sohn ist 15 Tage. Leider hatten wir schon einen schwierigen Stillstart. Ich war sehr uninformiert und habe ihn in den ersten beiden Tagen (auf Rat einer krankenschwester)nicht so oft angelegt, weil er wegen Gelbsucht sehr müde war. Heute weiß ich welch großer Fehler das war! Er hatte Gewicht verloren und ich habe ihn mit dem Brusternährungsset zugefüttert, heute hatte er dann sein geburtsgewicht +40g. Ich versuche derzeit die Milchproduktion zu steigern durch pumpen (keine berauschenden Mengen) und häufiges Anlegen. Das Anlegen klappt leider gar nicht. Entweder schläft er ein oder hat kurz später wieder Hunger, so dass er herzzerreisend schreit und das Abpumpen sich verzögert. Meine Hebamme sieht das Problem darin, dass er zu schnell nachlässt mit saugen. Ich bin mir aber fast sicher, dass es neben der Milchmenge ein "Problem meiner Technik" ist. Wenn ich zufällig gut anlege, saugt er nämlich super, die Brustwarze ist am Gaumen und im Anschluss nicht verformt, er trinkt 15 Minuten pro Seite und ist danach topfit. Das ist ganz selten so und ich komme einfach nicht drauf, was ich bei diesen Malen anders mache. Ich habe aber eine Brustwarze die nicht -wie in den anleitungen der meisten Stillpositionen- mittig nach vorne, sondern nach AUßEN und leicht nach OBEN zeigt. der kleine knickt sie beim Trinken zur Zunge hin ab. Wollte ich ihn in einer geraden Linie anlegen, müsste ich ihn von oben"andocken" ist mein Gefühl.Haben Sie eine Idee, was ich beim Anliegen beachten kann? Kennt jemand das Problem? Bei einer Stillberaterin habe ich erst am Dienstag einen Termin, alle anderen waren ausgebucht. Auch sie meinte ich solle ganz oft anlegen, aber das stimuliert doch so keine Milchproduktion und sätzigt nicht. Ich bin sehr verzweifelt und weiß nicht wie ich das Wochenende bewältigen soll. VIELEN Dank für jeglichen Rat!!!

von Elchkäfer am 06.12.2017, 21:17



Antwort auf: Anlegeprobleme

Liebe Elchkäfer, ich kenne dein Baby nicht, ich sehe nicht, wie es trinkt und wie es aussieht, deshalb könnte ich leider niemals sagen, wie Du weiter vorgehen kannst. Eben so wenig wie ein Arzt, dem Du am Telefon sagen „mir tut mein Rücken weh" eine Ferndiagnose stellen kann, kann eine Stillberaterin bei Saugproblemen aus der Ferne sagen „genau das ist es". Ich kann hier am PC aus dem, was mir die Frauen schildern, bestimmte Rückschlüsse ziehen und mehr oder weniger allgemeine Tipps geben, doch das ersetzt in vielen Situationen niemals die direkte Beratung durch eine Stillberaterin vor Ort. Ja, es wäre sogar fahrlässig, wenn ich behaupten würde, die Stillberatung über Internet kann alle Probleme lösen. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC. Bitte hole dir schnell Hilfe, mit kompetenter Unterstützung schaffst Du das! Bis du eine Kollegin gefunden hast, hier einige Tipps in Sachen Anlegetechnik: Beim korrekten Anlegen wartest Du, bis das Baby seinen Mund weit öffnet wie zum Gähnen. Dann wird es rasch an die Brust gezogen. Der Mund des Babys sollte mindestens zweieinhalb Zentimeter des Brustwarzenhofes bedecken. Das Kinn und die Nasenspitze des Babys berühren die Brust während der Stillmahlzeit. Die Lippen des Babys sind "aufgeschürzt" und entspannt. Die Zunge des Babys liegt unter der Brust. Schläfen und Ohren des Babys bewegen sich während des Saugens. Das Baby liegt mit der Mutter Bauch an Bauch. Es liegt auf der Seite, so dass sein ganzer Körper der Mutter zugewandt ist. Sein Kopf ruht in ihrer Ellenbeuge, sein Rücken wird von ihrem Unterarm gestützt und sie hält seinen Po oder Oberschenkel mit ihrer Hand. Ohr, Schulter und Hüfte des Babys bilden eine Linie. Der Kopf sollte gerade liegen und nicht zurückgebogen oder zur Seite gedreht sein. Eine gute Beschreibung der korrekten Anlegetechnik findest Du in dem Infoblatt "Anlegen und Stillpositionen", das du dir bei La Leche Liga herunterladen kannst: http://lalecheliga.de/images/Infoblaetter/LLL_Anlegen_und_Stillpositionen.pdf Wichtig wäre vor allem erst einmal herauszufinden, warum er sich an der Brust so schwer tut. Du fütterst mit der Flasche, korrekt, da könnte es eine Saugverwirrung sein, weil sich die erforderlichen Trinktechniken stark unterscheiden. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird. Eine Saugverwirrung ist alles andere als lustig und Stillberaterinnen wissen aus Erfahrung nur zu gut, warum sie künstlichen Saugern wie Schnuller und Flasche kritisch gegenüberstehen, denn beide bescheren uns immer wieder eine Menge „Beschäftigung". Eine Saugverwirrung ist für alle Beteiligten belastend und zerrt an den Nerven. Sie kann aber mit viel Geduld und der richtigen Anleitung überwunden werden. Auch hier wäre es gut, wenn dich jemand vor Ort unterstützen könnte. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 06.12.2017