Guten Tag
Ich hoffe Sie können mir bei meinen Fragen weiterhelfen. Ich habe schon einiges darüber gelesen und auch die Mütterberatung beigezogen. Allerdings habe ich noch nicht den für mich wirklich passenden Weg gefunden.
Mein Sohn ist knapp ein Jahr alt und wird ca. 4mal am Tag und 2-4 in der Nacht gestillt. Ich stille sehr gerne und möchte noch nicht damit aufhören. Allerdings möchte ich nur noch tagsüber und in der Nacht nicht mehr. In der Nacht ist er sehr fordernd und nur schwer auf andere Art zu beruhigen. Er wird richtig wütend wenn er nicht trinken darf. Tagsüber ist das nicht so. Einschlafen tut er mit Schnuller auf dem Arm vom Papa. Das funktioniert ohne Probleme innerhalb max. 10 Minuten. Tagsüber isst er meist bei uns mit, allerdings keine grossen Mengen. Deshalb denke ich schon, besonders beim ersten Aufwachen, dass er Hunger hat. Meine Hoffnung ist auch wenn er nachts nichts mehr trinkt, dass er dann tagsüber mehr Hunger hat. Unser Tagesablauf ist relativ geordnet. Die Essenszeiten sind immer gleich, er geht immer um 8 Uhr ins Bett und schläft bis ca. 6:30. Die 2 Tagesschläfchen variieren je nach Müdigkeit. Gestillt wird er nach den Hauptmahlzeiten und evtl. einmal am späten Nachmittag.
Jetzt zu meiner Frage: Wie kann ich das nächtliche Stillen für Ihn erträglich abgewöhnen?
Vielen Dank für Ihre Hilfe.
von
Tibet75
am 06.03.2014, 12:43
Antwort auf:
Abstillen in der Nacht
Liebe Tibet75,
es scheint so, als ob dein Kleiner einen sehr großen Bedarf an MAMA hat. Das ist gar nicht so ungewöhnlich, es ist auch nichts verkehrt daran, aber natürlich ist es wichtig, dass DU dabei nicht auf der Strecke bleibst.
Hast du gewusst dass ein junger Elefant eingeht, wenn er in den ersten 2 Lebensjahren nicht die PERMANENTE Anwesenheit seines Hauptbezugs"tieres" hat (kann auch ein Mensch sein...). Wenn ein Elefantenbaby zum Waisenkind wird bekommt es im Zoo selbstverständlich einen Pfleger zur Seite gestellt, der Tag und Nacht Hautkontakt bietet. Kein Mensch würde die Notwendigkeit dafür in Frage stellen.
Nur mit unseren eigenen Babys, die viel unreifer geboren werden, erwarten wir so viel mehr. Das ist ein Punkt, der viele Diskussionen auslöst und bei Mutter und Kind zu vielen Tränen führen kann: Das Kind soll "wach" ins Bett gelegt werden und alleine einschlafen können (was eine enorme neurologische Leistung darstellt). Wenn es aber nur an der Brust oder im Körperkontakt mit der Mutter einschlafen kann, dann verurteilen wir dies als schlechte oder gar schädliche Angewohnheit... Aber das ist es gar nicht!
Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!!
Was du probieren könntest, ist ihn tagsüber ganz viel im Tragetuch oder einer wirklich GUTEN Tragehilfe (z.B. Ergo, Manduca) zu tragen. Das hilft vielen Babys, die diesen intensiven Körperkontakt brauchen, und ermöglicht es dir, die Hände frei zu halten für andere Dinge.
Dein Sohn braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie er ist auch wenn das bedeutet, dass er nicht so schläft, wie du es dir wünschen würdest.
Die unruhigen Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! Bis dahin kannst du probieren, dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, so dass auch du tagsüber mal ein kurzes Nickerchen machen kannst.
Um das häufige Aufwachen zu verringern, kann dir vielleicht dieser "Trick" helfen: Wenn dein Kleiner an der Brust eingeschlafen ist, ziehst du deine Brustwarze sanft aus seinem Mund und drückst, wenn sie wieder nach der BW sucht, ebenso sanft sein Kinn nach oben. Bei vielen Kids wirkt das Wunder und sie schlafen plötzlich auch ohne Brust weiter/wieder ein. Und das gute daran: Es funktioniert auch, wenn die Kleinen im Schlaf wieder ans Nuckeln denken, wenn also der Mund ganz von allein wieder die Nuckelbewegungen macht und das Kind kurz darauf nach der Brust suchen würde. Einfach das Kinn sanft von unten stützen die meisten Kinder schlafen dann weiter, ohne zu stillen.
Gönne dir selbst in dieser anstrengenden Zeit so viel Ruhe wie möglich. Jetzt ist nicht die Zeit für blitzende Fußböden und spiegelnde Fenster. Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Wenn die Fenster erst in einem halben Jahr wieder geputzt werden, dann schadet das niemandem und Tiefkühlgemüse ist nicht so schlecht und muss nicht geputzt werden. Nicht alles muss gebügelt werden. Mach den Tragetest. Bügele etwas und trage es für zehn Minuten. Das nächste Mal bügelst Du es nicht und trägst es für zehn Minuten. Dann vergleichst Du: ist der Unterschied nach der kurzen Tragezeit wirklich so deutlich, dass das Bügeln sich gelohnt hat? Viel Bügelarbeit lässt sich sparen, wenn die Wäsche sorgfältig aufgehängt wurde bzw. nicht lange im Trockner liegen bleibt, wenn der Trockner fertig ist.
Es ist nicht viel mehr Arbeit, die doppelte Menge von zum Beispiel Nudelsauce zu kochen. Du kannst dann eine Hälfte einfrieren und hast damit schnell eine Mahlzeit, wenn ein Tag mal wieder sehr hektisch war.
Kurz: beschränke viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese "gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken.
Suche dir wirklich Hilfe und Unterstützung.
Überlege dir auch einmal zu einem Stillgruppentreffen zu gehen und tausch dich dort mit den anderen Müttern aus. Vielleicht hast Du sogar das Glück so wie ich vor Jahren dass Du dort Mütter oder eine Stillberaterin kennen lernst, die bereits ältere Kinder haben und Du kannst miterleben, dass es sich lohnt noch etwas durchzuhalten.
Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Die Hausarbeit lässt sich optimieren, und wenn du am Rande der Erschöpfung stehst wäre es auch eine Möglichkeit, dass dir euer Hausarzt eine Haushaltshilfe zu verschreiben, die dir dann einige Tage (die Stunden lassen sich schön auf einen längeren Zeitraum verteilen!) im Haushalt hilft.
Es tut mir leid, wenn ich keine bessere Lösung anbieten kann.
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 06.03.2014
Antwort auf:
Abstillen in der Nacht
Vielen Dank für Ihre schnelle Antwort. Ich hätte noch eine Frage dazu. Meinen Sie wenn ich Ihn ganz viel am Tag trage, dass er dann nachts nicht mehr so oft stillen will? Ich trage ihn fasst immer wenn er will und wenn nicht setze ich mich zu ihm auf den Boden und kuschel ihn an mich. Ich denke er hat sehr viel Nähe zu mir tagsüber. Er krabbelt gerne und zieht sich zum Stehen hoch oder spielt. Nachts schläft er bei uns im Zimmer neben mir und nach dem ersten Stillen bei uns im Bett. Wach ins Bett legen tun wir ihn noch nicht. Er schläft abends auf dem Arm oder im Bett mit Händchenhalten ein. Das stört uns nicht. Es würde mich freuen um eine Antwort zu diesem Punkt.
von
Tibet75
am 06.03.2014, 23:29
Antwort auf:
Abstillen in der Nacht
Liebe Tibet75,
Ihr kleiner Mann scheint ein großes Nähebedürfnis zu haben und es KANN sein, dass er etwas besser schläft, wenn Sie ihn viel tragen. Manchmal hilft aber auch das nicht und en Baby bracht Tag UND Nacht diese Nähe.....
Biggi
von
Biggi Welter
am 07.03.2014