Frage:
Kind nässt immer nur ein bisschen ein
Liebe Expertinnen,
Meine Tochter ist 4 Jahre und 3 Monate alt. Das sauber werden war schon ganz lange ein Thema. Mit Beginn der Kindergartenschließung wg. Corona, also vor gut 6 Wochen, hat sie endlich beschlossen, dass sie keine Windel mehr möchte und wir konnten ihr schöne Unterhosen kaufen. Anfangs lief es ziemlich gut, sie rief immer wenn sie mal musste und fands dann ganz lustig, wenn wir zum Klo gerast sind, damit nichts in die Hose geht. Mit der Zeit machte und macht sie auch das große Geschäft 100% zuverlässig ins Klo. Nur sagt sie mittlerweile nun nicht mehr, wenn sie bieseln muss. Auf Nachfrage sagt sie sowieso grundsätzlich immer nein. Wenn man sie auffordert und mitgeht, geht sie schon. Aber egal ob wir zusammen oder sie irgendwann alleine geht, ein bissl was geht grundsätzlich immer in die Hose. Ich frag mich nur wie sie das macht, warum sie die Blase dann nicht gleich ganz entleert . Ich weiß auch man sollte sie nicht immer fragen und auffordern, aber ich muss zugeben, ich tus dann doch ganz automatisch. Wie kann ich ihr helfen? Oder soll ich das Thema einfach komplett ihr in die Hand geben?
Und wann ist es sinnvoll mit ihr ohne Windel länger raus zu gehen? Spaziergänge oder Radfahren vor der Haustüre tun wir ohne Windel, aber sowas wie einkaufen gehen noch nicht. Momentan sind zwar auch keine öffentlichen Toiletten offen. Aber grundsätzlich macht das Thema wahrscheinlich erst Sinn wenn sie zuhause sicher sauber ist oder?
von
Diesteffi88
am 04.05.2020, 13:08
Antwort auf:
Kind nässt immer nur ein bisschen ein
Hallo Diesteffi88
Unklar für mich ist ihre Beschreibung „Ich frag mich nur wie sie das macht, warum sie die Blase dann nicht gleich ganz entleert“.
Geschieht der Verlust einiger Tropfen Urin NACH dem Pipi machen, also in dem Moment, wenn sie von der Toilette aufsteht oder auf dem Weg zur Toilette????
Bei ersterem sollte ihr Kinderarzt/ -ärztin einmal den Genitalbereich anschauen ob organisch alles in Ordnung ist.
Ansonsten ist ihre kleine Maus auf einem sehr guten Weg und es ist prima, dass es ihnen als Eltern überwiegend gut gelingt ihr die Verantwortung für Blase/ Darm zu überlassen ;-))).
Die Entwicklung zu einer eigenständigen Blasen- und Darmkontrolle sollte spätestens mit Vollendung des 5. Lebensjahres abgeschlossen sein. Sie verläuft in kleinen Etappen und es ist wunderbar, dass ihr Töchterchen Harn- sowie Stuhldrang wahrnimmt, weiß wie sie darauf reagieren sollte und dies gelingt ihr ja auch ganz hervorragend. Sie hat also noch eine ganze Weile Zeit bis Blase/ Darm und Kopf zuverlässig zusammenarbeiten können sollten.
Die nächste Etappe ist jetzt, den richtigen Zeitpunkt für den Toilettengang herauszufinden, um diese auch trocken und sauber zu erreichen. Das Tempo dieses Lernprozesses ist bei jedem Kind ganz individuell unterschiedlich. Dieser ist zudem sehr anstrengend für die Kinder und erschwerend hinzu kommt, dass der Kopf, der ja eigentlich auf Blase/ Darm aufpassen sollte, noch sooo viel andere Dinge erledigen muss. In Ablenkungssituationen nehmen sie deshalb den Drang anfangs in dieser Phase häufig gar nicht oder zu spät wahr und schwupps ist die Hose nass….so ein Pech :-(((.
Wie meine Kollegin schon schrieb ist dies gerade in Situationen, in denen die Kinder durch spannende Dinge abgelenkt sind, gar nicht so einfach :-(((. Da verschätzen sie sich noch häufig.
Begleiten sie ihre Kleine auch weiterhin so verständnis- und liebevoll, „schicken“ sie nur zu den festen Zeiten, die meine Kollegin beschrieben hat. Sie dürfen gerne hin und wieder „zwischendurch“ fragen ob sie vielleicht zur Toilette muss, ihr dann jedoch die Entscheidung überlassen ob JETZT der richtige Zeitpunkt ist, denn das ist es ja was sie lernen muss!!!! Auch fördern sie mit dieser Maßnahme ihre Wahrnehmung für Harn-, bzw. Stuhldrang, da sie selbst überlegen muss.
Die Windel für unterwegs könnten sie auslassen, wenn ihre Tochter einverstanden ist und sie das Gefühl haben, sie hat noch ein wenig Zeit mit dem Toilettengang vom Zeitpunkt des Bescheid Gebens an. Sie könnten ihr auch eine Slipeinlage ins Höschen legen um eine nasse/ feuchte Unterhose zu vermeiden.
Haben sie noch ein wenig Geduld, geben der kleinen Dame ganz entspannt und ohne Druck noch ein wenig Zeit bis Blase und Darm wunschgemäß arbeiten können.
Herzliche Grüße
Conny Ackmann
von
Conny Ackmann
am 05.05.2020
Antwort auf:
Kind nässt immer nur ein bisschen ein
Hallo. Ich hoff es ist ok für dich, wenn ich schreib, wie wir es handhaben. Motte ist im Januar 4 geworden.
Wenn ich mit ihr unterwegs bin darf sie wählen. Will sie eine, wird sie ran gemacht. Will sie keine, gehts vorher aufs Klo. Ich nehm aber immer ein oder zwei mit. Wir fahren mit dem Bus vom Dorf in die Stadt. Muss sie doch plötzlich und es ist kein Klo da oder defekt, dann kommt fix die Windel ran.
Im Auto wenn wir länger fahren (über 30 Minuten) gibts ne Windel. Sonst wie oben mit fragen.
von
lymue92
am 04.05.2020, 22:44
Antwort auf:
Kind nässt immer nur ein bisschen ein
Liebe Frau Ackermann,
Danke für Ihre ausführlichen Zeilen. Mein Text "Ich frag mich nur wie sie das macht, warum sie die Blase dann nicht gleich ganz entleert" ist auf das vor dem zur Toilette gehen bezogen. Sie hat anscheinend schon so viel Kontrolle über ihre Blase, dass sie nur ein bisschen Urin ablässt und den Rest zurück halten kann. So viel Selbstbeherrschung muss ich eigentlich schon wieder bewundern . Dass sie eben nicht gleich komplett einnässt, sondern immer nur ein bisschen. Deshalb die Frage wie wir das vermeiden können. Aber so wie ich ihre Zeilen interpretiere habe ich eigentlich nicht viele Möglichkeiten, sie muss es alleine fühlen das die Blase voll ist und zur Toilette gehen.
von
Diesteffi88
am 05.05.2020, 20:26
Antwort auf:
Kind nässt immer nur ein bisschen ein
Guten Morgen Diesteffi88
Prima, dass der Verlust weniger Tropfen Urin nach dem Pipi machen schon einmal ausgeschlossen ist :-))).
Nun zu ihrer Vermutung, dass ihre Kleine die Blase nicht richtig entleert.
Dieser Eindruck kann sicherlich entstehen, wenn man das Gefühl hat, die Ausscheidungsmenge ist zum Teil sehr gering.
Wir wissen, dass Kinder in dem Alter häufig noch eine sogenannte „unruhige Blase“ haben. Das bedeutet, der Druck baut sich oft nicht langsam auf, sondern „überfallsartig“ und das bei sehr geringen Mengen von z. T. 10 ml bis 20 ml.
Durch Blasendruckmessungen wissen wir, dieser Druck ist um ein Vielfaches höher als der Druck, den wir Erwachsenen kennen, wenn wir laaaange keine Toilette finden, z. B. auf der Autobahn ;-))).
So schnell kann der Blasenschließmuskel bei den Kleinen dann gar nicht reagieren und schwupps sind wenige Tropfen Urin in der Unterhose bevor er es schafft sich zu anzuspannen. Auch die Kinder sind so überrascht und können gar nicht so schnell mit der Beckenbodenmuskulatur gegensteuern.
Gehen sie dann im Anschluss auf die Toilette sind sie überrascht, dass sie nur wenig oder nicht selten, gar keinen Urin entleeren, weil auch nicht viel drinnen ist aber die Blase ist im Anschluss leer!!!!
Bei Babys/ Kleinkindern kann die Blase den Urin noch gar nicht speichern. Ist ein bestimmter Blaseninnendruck aufgebaut, entleert sie sich reflexartig.
Im Laufe der Entwicklung lernt der Blasenmuskel beim Füllen mehr und mehr sich zu entspannen und altersgerecht Urin zu speichern (im Alter ihrer Tochter wären das eigentlich ca. 100 ml bis 150 ml/ Entleerung).
Im Verlauf dieses Reifungsprozesses entwickelt sich diese Speicherfähigkeit dann ganz individuell unterschiedlich.
Wie meine Kollegin schon schrieb, kann man dies mit einem guten Trinkverhalten, regelmäßig über den Tag verteilt, unterstützen (7x/ Tag ca. alle 2 Stunden 100 ml bis 150 ml).
Je häufiger der Blasenmuskel die Möglichkeit hat sich zu füllen und entleeren, umso besser kann er sich entspannen. In Folge erlangt er somit eine gute Speicherfähigkeit.
Sollten sie dennoch das Gefühl haben, ihre kleine Maus kann die Blase nicht komplett entleeren, könnte der Kinderarzt/ -ärztin dies mittels eines Ultraschalls, nach einer Blasenentleerung in der Praxis, feststellen.
Sonnige Grüße aus dem Norden
Conny Ackmann
von
Conny Ackmann
am 06.05.2020