Unser Kind würde seit dem Abstillen am liebsten nur Brot essen.

Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Frage an Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

Frage: Unser Kind würde seit dem Abstillen am liebsten nur Brot essen.

Hallo, unser 11 1/2 Monate alter Sohn wurde 6 Monate voll gestillt. Die Einführung der Beikost verlief problemlos. Nachts wurde er bis vor zwei Wochen mehrmals gestillt. Bis dahin war unser Essensplan: morgens stillen, an unserem Frühstückstisch einen Babykeks, mittags Fleisch-Gemüse-Kartoffel-Brei (hat er meist widerwillig zur Hälfte gegessen) , Obst-Getreide-Brei als Zwischenmahlzeit, abends Milchgetreidebrei, zum Schlafengehen Stillen. Seit er vor zwei Wochen abgestillt wurde, trinkt er zum Bettgehen etwa 200ml Folgemilch 2, einmal nachts auch etwa 200ml Folgemilch 2, morgens um etwa 6 Uhr nochmals (wohl etwas viel oder?). Zum Frühstück isst er mit Genuss ein Butterbrot. Mittags versuchen wir es erst mit einem Mittagsmenü-Gläschen, wovon er meist nur ein paar Löffel ist, dann bekommt er als zweiten Versuch etwas von unserem Mittagessen. Das mag er eigentlich auch nicht. Den Obst-Getreide-Brei oder frisches Obst hat er auch schon mal lieber gegessen. Den Milchgetreidebrei mag er nur noch selten. Auf den Punkt gebracht: Tagsüber ist er zum Essen zu beschäftigt, nachts holt er seinen Bedarf nach. Butterbrote und Babykekse würde er aber den ganzen Tag essen. Frage: Wie schaffen wir wieder eine ausgewogene Ernährung?

Mitglied inaktiv - 11.04.2010, 19:32



Antwort auf: Unser Kind würde seit dem Abstillen am liebsten nur Brot essen.

Hallo Rolandundsteffi gib deinem Kind ruhig Butterbrot, wenn das gegessen wird. Zusätzlich kannst du einfach Speisen vom Tisch anbieten. Auch spielerisch. Ihr befindet euch gerade in einer Umbruchphase. Diese beginnt in der Regel um den 10. Lm herum. Brei wird abgelehnt und Alternativen wurden bisher kaum gefunden. Das hängt damit zusammen, dass die Phase des schnellen Wachstums zu Ende geht und künftig kleinere Essensmengen ausreichen können. Und die Kinder müssen neue Speisen erst kennenlernen, neue Geschmackseindrücke sammeln, bewerten, neue Konsistenzen akzeptieren, kauen, selber essen lernen. Zudem ist die Zeit des schnellen Wachstums vorbei und die Kinder benötigen weniger Nahrung als bisher. Kleine Mengen können ausreichen. Freue dich, wenn dein Kind etwas gegessen hat oder auch nur probiert hat. Das ist besser als nichts und dein Kind lernt dazu. Neue Esssitten und Rituale treten an Stelle althergebrachter Gewohnheiten Babys wachsen in den ersten Monaten sehr schnell. Nicht nur das Längenwachstum geht rasant, sondern die gesamte Entwicklung, auch das Anlegen von "Fettreserven" zählt dazu und äußert sich in "Hunger". Mit 10Lm etwa ist die Zeit des schnellen Wachstum allmählich vorbei und die Zunahme stagniert. Das äußert sich auch in verringertem Appetit. Das merkst du bald auch an den Kleidergrößen. Die Größen passen jetzt jeweils über einen längeren Zeitraum. Hast du sicher schon bemerkt, oder? Und weil dein Kind jetzt nicht mehr so schnell wächst und dadurch weniger Kalorien benötigt, ist auch der Appetit evtl vermindert und evtl Nahrungsdefizite machen sich nicht so schnell bemerkbar. 2 Milchportionen sind absolut okay. Schau mal auf der Packung der Folgemilch. Mach mit der Familienkost weiter: Gib gekochte Kartoffeln als Stückchen, als Kartoffelbrei als gedrückte Kartoffeln, als gestampfte Kartoffeln. Mit den anderen Speisen machst du es entsprechend genauso. Biete auch zwischendurch mal etwas an. Nicht nur die Konsistenz (Stückchen), sondern auch die Vielfalt charakterisiert die Familienkost. Und neue Geschmackserlebnisse, spielerisch erlebt, sind in diesem Alter sehr wichtig für die spätere Akzeptanz von Essen. Es müssen niemals Riesenmengen von Neuem gegessen werden. Oft reicht es auch, wenn das Kind die Bereitschaft zeigt, überhaupt zu probieren. unächst einmal solltest du dein Kind ganz allgemein an die gewohnten Familienmahlzeiten gewöhnen. Das bedeutet: Alle sitzen gemeinsam am Tisch und jeder hat einen Teller und Besteck. Und auch dein Kind darf selber essen. Wenn es sein muss, mit den Fingern. Statt ständig neuer Gerichte, kannst du besser die Breizutaten einzeln in breiähnlichen Varianten servieren. Das können einfache Nudeln mit Tomatenosse sein. Oder Reis mit Gemüse und gekochtem Schinken. Auch musst du nicht jeden Tag was neues anbieten. Du kannst auch noch Breie geben. Diese wiederum kannst du ergänzen. Mit Nudeln, mit Gemüse, mit Kartoffeln, mit Fleisch. Das Essen kann noch ganz einfach sein. Wiederholungen sind beim Kind Goldes wert. Familienkost ist eine erste größere Liberalisierung für die Ernährung beim Baby. Der Verdauungstrakt ist schon besser in der Lage sich auf neue Lebensmittel einzustellen und zu verdauen. Auch das Schlucken größerer Partikel fällt den Babys leichter. Der Reifeprozess ist vorangeschritten und die Babys neugierig. Sie wollen selber essen, wollen am Familienleben teilhaben, sollen ihr Essen erkunden und freuen sich über neue Geschmackserlebnisse. Auch als Eltern freut man sich über neue Essgewohnheiten, dass die Babys selbständiger werden und man nicht mehr so aufpassen muss. Du könnest alle Breie weglassen und stattdessen morgens und evtl abends Butterbrot geben. Nachmittags einfach Obst. Je nach dem, entweder als Stückchen gegart oder roh, oder fein gerieben bzw zerdrückt, Je nach Gefallen. Das kann auch jeweils nur Apfel sein. Befindet sich dein Kind evtl in einer Sturm-und Drangphase? Da bleibt kaum Zeit zum Essen. Alles muss beobahcte und untersucht werden. Hindernisse überwunden werden und Berge erklommen werden. Auch das Essen muss erforscht werden und neue Geschmäcker kennengelernt werden. Essen muss gekaut und schliesslich geschluckt werden. Dazu haben viele Kinder grade keine Zeit. Beides (Essen und Spielen) gehört für dein Kind zusammen. Es kann deshalb sinnvoll sein, Essen auch ausserhalb des Esstisches anzubieten. Besonders geeignet sind bspw längere Autofahrten, Spaziergänge im Kinderwagen. Da hat dein Baby evtl die nötige Ruhe und isst ein Brot oder eine Banane... Aus dieser Position betrachtet machen auch die beliebten "Spiele" wie: "es kommt ein Flugzeug angeflogen - direkt in deinen Mund" durchaus einen Sinn. Der Mund öffnet sich. Grüsse B.Neumann

von Birgit Neumann am 13.04.2010



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