Mein Sohn isst nur Brot, Nudeln, Müsli und Obst..

Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Frage an Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

Frage: Mein Sohn isst nur Brot, Nudeln, Müsli und Obst..

Hallo Frau Neumann, mein Sohn ist 27 Monate alt. Mit 8 Monaten haben wir mit der Beikost angefangen und er hat recht schnell gut gegessen. Brei und sehr bald parallel Familienkost. Doch mit etwa 15 Monaten begann er, immer wählerischer zu werden und vieles abzulehnen, das er mal gerne mochte. Etwa seit er 18 Monate alt ist, isst er morgens eine kleine Portion vollwertiges Müsli mit Obst und Milch/Joghurt und am späten Vormittag Brot und Obst. Beim Mittagessen verweigert er alles außer trockenen Nudeln (ca 2EL) und Pfannkuchen. Abends isst er wieder Brot, ohne wechselnden Belag, nur mit Butter. Bis auf Salatgurke kein Gemüse, Obst dagegen fast alles in rauhen Mengen. Morgens nach dem Aufwachen und gelegentlich auch abends stillt er noch, das ist ihm sehr wichtig und ich möchte es eigentlich nicht aufgeben, da es für viele Vitamine und Mineralstoffe die einzige Quelle ist. Er ist schlank und groß, sehr lebhaft und aufgeweckt, bewegt sich gerne und viel und hat kein Untergewicht. Meine Kinderärztin meint, er holt sich schon, was er braucht, aber ich frage mich langsam doch, was ich tun kann. Sollte ich z.B. auf eine Blutuntersuchung bestehen? Wie uns eine Ernährungsberatung helfen könnte, kann ich mir nicht vorstellen, da er ja einfach nichts probieren will (ganz egal wie hübsch und kindgerecht präsentiert übrigens). Aber dauerhaft ohne Gemüse, Fleisch, Fisch... süßes dagegen probiert er sofort und er ist total verrückt danach, obwohl ich ihm nur äußerst selten etwas gebe. Für einen Rat wäre ich sehr dankbar! Mein großer Sohn isst übrigens sehr viel abwechslungsreicher und probiert auch immer wieder neues... Liebe Grüße

von BWMama am 25.08.2018, 22:57



Antwort auf: Mein Sohn isst nur Brot, Nudeln, Müsli und Obst..

Hallo BWMama was du beschreibst ist ein völlig normales, altersentsprechendes Verhalten. (entwicklungsbedingt). Da du auch noch zusätzlich stillst, wird dein Sohn gut ernährt. Aus ernährungsphysiologischer Sicht wird dein Kind gut versorgt, aus ernährungspädagogischer Sicht gäbe es evtl Optimierungsbedarf. Dass die KiÄ mit der Entwicklung deines Sohnes zufrieden ist, das ist doch auch prima. Dein Kind isst, dein Kind wächst und gedeiht gut. Wunderbar. Ich schreibe dir zunächst einmal ein paar Fakten: In der Zeitspanne um den 18. Lm herum, beginnt eine neue Ära für ein Kind. Ein Kind ist jetzt definitiv ein Kleinkind und entdeckt die Welt jetzt immer selbstbestimmter. Ernährung für Kleinkinder beinhaltet jetzt mehr als nur die Versorgung des Kindes mit Kalorien und Nährstoffen gemäß den Empfehlungen zur Nährstoffzufuhr. Jetzt zählt auch der Spaß beim Essen, das Vermitteln unserer/eurer Esskultur = Ernährungserziehung. Für euch Eltern ist die Phase evtl eine Herausforderung, aber ihr müsst jetzt lernen den Drang nach Autonomie zu respektieren. Denn Kinder testen auch beim Essen gerne ihre Grenzen und ihre Möglichkeiten. Der Grundsatz für euch Eltern lautet darum: gesunde Kinder verhungern nicht vor vollen Tellern. Deine Aufgabe ist: Als Mama bestimmst du das (kleinkindkompatible, passende) Angebot und dein Sohn darf bestimmen wie viel er davon isst. Wenn er nur eine Speise pro Mahlzeit isst - kein Problem. Wenn er nichts essen möchte oder nur wenig, dann wird er die versäumten Kalorien bei der nächsten Mahlzeit, und/oder bei der übernächsten nachholen. Du brauchst bei Nichtgefallen keine Alternativen zu bieten - allerdings sollte das Angebot bei Tisch prinzipiell kleinkindgerecht (zubereitet) sein, d.h. das Angebot muss stimmen. Es dürfen immer Nahrungsbasics wie Brot, Nudeln, Kartoffeln, Gemüse etc angeboten werden. Es dürfen und sollten immer auch Speisen dabei sein, die dein Kind kennt und mag. Hier hast du die Speisenauswahl, zumindest meistens, selbst in der Hand. Was du nicht willst, dass dein Sohn isst oder zuviel isst, brauchst du nicht anzubieten oder kannst die Essmengen begrenzen. Bringe stets Wiederholungen und lass dein Kind seine Esserfahrungen möglichst selbständig machen. Das funktioniert durch Gemeinsamkeit bei Tisch mit gemeinsamen Mahlzeiten durch das Beobachten und Imitieren der Mitesser und durch die eigene Neugier, den Spieltrieb. Betrachte den gedeckten Esstisch als Abenteuerspielplatz für alle Sinne und lass dein Kind selbständig neues Essen entdecken. Mit ganz viel Spaß und Freude!. Viele positive erfahrbare Essmomente konntet ihr bisher auf diese Weise auch schon machen. Dein Kind ist inzwischen schon 27 Monate und mittendrin in einer Phase, die mit viel Selbstbestimmungsmomenten einhergeht. Diese Phase wird von vielen Eltern häufig als sehr anstrengend erlebt. Sicher hat Frau Ubbens hier Tipps zum Umgang in bestimmten Situationen. Was das Essen und die Ernährungserziehung betrifft: solange dein Kind isst, ist alles gut. Dein Sohn isst nicht immer das, was du dir wünschst, aber er isst - und das ist auf jeden Fall gut! Was dein Sohn jetzt braucht ist eine liebevolle, emotionale Begleitung. Je mehr positive, stressfreie, leckere, schöne Momente er mit euch am Esstisch erleben kann, je mehr neue positive und gute Esserfahrungen er jetzt machen kann, desto besser. Übers Probieren kann dein Kind neue Esserfahrungen sammeln und neue Dinge akzeptieren lernen, sich daran gewöhnen. Doch überfordere ihn damit nicht. Biete ihm Anreize bei leckeren Speisen zuzugreifen und fordere ihn aktiv zum Probieren auf. Unaufdringlich, mit Spaß und in kleinen Probiermengen. Gib deinem Kind vertraute Speisen und erweitere spielerisch das Angebot. Zum Probieren genügen oft schon minimale Mengen. Ohne Druck und Zwang schmeckt alles besser. Als Mutter kann man aber schon daran verzweifeln, wenn die lieben Kleinen nicht so essen wollen, wie man sich das wünscht. Und vor allem wenn sie nicht so essen, wie es mit den allgemeinen Ernährungsempfehlungen empfohlen wird. Aber Kinder wissen nichts von diesen Ernährungsempfehlungen und essen einfach das, was ihnen schmeckt. Kindern Essen schmackhaft zu machen, besteht darin ein gutes Essvorblid zu sein. Um dein Kind zum Essen zu animieren ist es hilfreich, wenn er immer (meistens eben) in Gesellschaft anderer Personen essen kann. Du solltest immer dafür sorgen, dass es eine Auswahl bei Tisch und auf seinem Teller gibt. Hier kann sich dein Kind aus einem leckeren Angebot bedienen. Es ist wichtig, dass dein Kind sieht, was auf dem Tisch steht, immer und immer wieder. So kann sich dein Kind bereits visuell an Neues gewöhnen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er diese bekannten Speisen irgendwann mitessen wird, ist damit stark erhöht. Lies doch einmal querbeet -in diesen Postings findest du sicher noch den ein oder anderen Handlungstipp: https://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/beitrag.htm?id=40873&suche1=tools&seite=1 https://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/beitrag.htm?id=45659&suche1=tools&seite=1 https://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/beitrag.htm?id=44920&suche1=tools&seite=1 https://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/beitrag.htm?id=44735&suche1=miaandme&seite=1 Zusammenfassung: sorge dich nicht, esst zusammen, esst abwechslungsreich und bringe stets genügend Wiederholungen. Finde Möglichkeiten, wie du deinen Sohn unauffällig dazu bringst neue Speisen zu probieren. Finde den Schlüssel für seine Neugier, die ihn dazu veranlasst zwanglos aber durch eigene Neugier oder Routine etwas neues zu probieren. Ein komischer und ungewohnter Geschmack kann für dein Kind manchmal sehr schrecklich sein. Auch ein seltsames und ungewohntes Mundgefühl kann ein Baby/Kleinkind zum Protestieren bringen. Manchmal wurde diese neue Speise dann einfach zum falschen Zeitpunkt angeboten. Probiere es also ruhig ein anderes Mal wieder, bevor du denkst, dass dein Kind etwas nicht mag. Es können mitunter bis zu 10 solcher Probiermomente nötig sein, bis euer Kind doch noch einen anfangs unbekannten Geschmackseindruck oder ein seltsames Mundgefühl akzeptiert. Manchmal reicht es, wenn dein Sohn deinen mit der Speise benetzten Finger ablutscht. Oder wenn du ihn direkt von deinem Teller etwas klauen lässt. Und manchmal reicht es auch, wenn er sieht, was und mit wie viel Genuss du (und Papa, Bruder) etwas isst. Essen lernen ist ein stetiger Prozess, der wie das Laufen lernen und das Sprechen ganz viel Übung bedarf. Die motorischen Fähigkeiten müssen verfeinert werden und auch das Essen fördert das Zusammenspiel der Muskeln und trainiert die Kraft - auch in der Kaumuskulatur. Es geht neben dem Nährwert der festen Nahrung auch um das spielerische Entdecken der verschiedenen sensorischen Eigenschaften von Lebensmitteln - wie fühlt es sich an, wie schmeckt/reicht es, wie hört es sich an und wie seiht es aus. Essen lernen funktioniert durch die Gewöhnung daran. So banal das klingt, so einfach es tatsächlich. Je häufiger Kinder mit der gleichen Nahrung konfrontiert werden, desto besser gewöhnen sie sich an diese. Der Appetit entsteht durch essen, durch riechen, durch sehen. Werde zum Marketingexperten für dein Kind. Wenn du erkennst, was und wie er an neuen und ggf weniger beliebten Speisen langfristig doch Gefallen finden konnte, dann setze dieses Werkzeug häufiger ein. Wenn dein Kind Süßes problemlos isst und probiert, dann hast du hier schon einen Schlüssel gefunden. Kombiniere bspw auf einem Vorspeisenteller Obst und Gemüse.... sieh einmal hier: https://www.rund-ums-baby.de/forenbilder/index.htm?seite=4&forum=kochen-fuer-kinder&bild=8#start Serviere diesen Möhrensalat jede Woche, jeden Tag. Nach ca 3 Tagen wird sich der Finger sicher hineinbohren und dein Sohn wird zwei Möhrenraspeln essen. Langsam und zaghaft. Aber er wird probieren und langfristig essen. Auf diese Weise, mit Kontinuität, wird sich Kind langsam und allmählich an viele neue Speisen gewöhnen. Je öfter er es sieht, riecht, schmeckt, fühlt - desto besser. Grüße Birgit Neumann

von Birgit Neumann am 27.08.2018



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