Zwei Totgeburten in einem Jahr

Dr. med. Christoph Grewe Frage an Dr. med. Christoph Grewe Frauenarzt

Frage: Zwei Totgeburten in einem Jahr

Hallo Herr Dr. Grewe, im Feb. 2019 habe ich meine Tochter aufgrund einer chronischen Plazentainsuffizienz in der 34. SSW verloren. 4 Wochen zuvor wurde außerdem eine Dünndarmstenose festgestellt. Es stellte sich heraus, dass ein Muskel nicht angelegt war und es dadurch zu einer Verengung kam. Im Jan 2020 mussten wir einen vorzeitigen Schwangerschaftsabbruch in der 24. SSW vornehmen lassen. Unser Sohn hatte einen ausgeprägten Hydocephalus internus und eine Gyrierungsstörung. Ich leide an Hashimoto, der allerdings immer gut eingestellt war. Regelmäßige Kontrolle alle 4 Wochen. Folgende Faktoren wurden ausgeschlossen: Infektionen, Diabetes, Bluthochdruck, Präklampsiescreening unauffällig, Eisenmangel, Humangenetische Untersuchung unauffällig, keine Gebärmutterfehlbildungen, Hormone, Gerinnungsdiagnostik unauffällig Was kann ich noch untersuchen lassen? Zwei Kinder mit zwei Organfehlbildungen, kann doch kein Zufall mehr sein. Könnte meine Eizellenqualität schlecht sein? Grüße

von Charlie2019 am 27.02.2020, 14:12



Antwort auf: Zwei Totgeburten in einem Jahr

Hallo, das tut mir sehr leid! Die Eizellqualität nimmt bei Frauen generell ab dem 35. LJ ab, dies passt aber nicht eindeutig als Ursache für die aufgetretenen Fehlbildungen. Die wichtigen Untersuchungen sind ebenfalls erfolgt. Als eine Option könnte man in Ihrer Situation über eine Polkörperdiagnostik nachdenken, um generelle Auffälligkeiten bei den Eizellen zu entdecken. Was wurde denn bei der genetischen Untersuchung gemacht? Sind die Kinder damals genetisch untersucht worden? Viele Grüße Christoph Grewe

von Dr. Christoph Grewe am 27.02.2020



Antwort auf: Zwei Totgeburten in einem Jahr

Lieben Dank für Ihre Antwort. Bei beiden Kindern wurde eine Fruchtwasseruntersuchung vorgenommen. Beide unauffällig. Unsere Tochter wurde zusätzlich obduziert. Außer dem fehlenden Muskel im Dünndarm, war alles unauffällig. Lediglich die Plazenta war auffällig. Der Befund lautet "ausgeprägte Trophoblastproliferate in der Plazenta, sowie endotheliale CD-15 Expression und herdförmige Zottenreifungsarretierung. Empfohlen wurde in einer Folgeschwangerschaft öfters auf Diabetes zu testen. Der OGTT war jedoch unauffällig. Bei unserem Sohn und bei uns wurde im Zuge des NGS Tests keine Auffälligkeit gefunden. Mein Mann und ich sind 33 Jahre alt. Außer meinem Hashimoto liegen keine Erkrankungen vor. Wir sind beide sportlich und achten auf eine gesunde Lebensweise.

von Charlie2019 am 27.02.2020, 18:58



Antwort auf: Zwei Totgeburten in einem Jahr

Wurde der OGTT inklusive Insulinbestimmung durchgeführt? Falls nein, evtl. wiederholen? Bei deutlichem Anstieg (über 60) nach einer Stunde ggf. großzügig Metformin probieren. Das Alter ist ja absolut ok und somit würde ich eine generell schlechte Eizellqualität ausschließen. Haben Sie oder Ihr Mann beruflich mit Gefahrstoffen zu tun? Gibt es Umweltbelastungen in der Nähe? Nehmen Sie Medikamente? Irgendwelche Supplemente? Alternative Vitaminpräparate? Nikotin? (Dies sind alles nur Spekulationen, aber in Ihrer Situation würde ich auch nach solchen forschen) Viele Grüße Christoph Grewe

von Dr. Christoph Grewe am 27.02.2020



Antwort auf: Zwei Totgeburten in einem Jahr

Guten Morgen Herr Dr. Grewe, ich finde es toll welche Aspekt Sie mir nennen. Bisher habe ich das Gefühl, dass man mich mit "Laune der Natur" abspeist. Folgende Werte ergab der OGTT 75g: BZ venös nü 79 mg/dl BZ venös 2 C 58 mg/dl BZ venös 3 C 87 mg/dl Wir arbeiten beide im Büro und sind keinen größeren Schadstoffen ausgesetzt. Wir wohnen auch etwas von der Stadt entfernt. Gehen beide 3x die Woche ins Fitnesstudio. Außer L-Thyroxin und Folio forte bzw. Eucell natal, nehme ich nichts zu mir. Supplemets nehme ich seit Kinderwunsch nicht mehr. Mein Mann nimmt Whey Pulver zu sich. Ich verzichte seit ca. 4 Jahren auf Haushaltszucker bzw. esse keine Süßspeisen und wenn, stelle ich diese selber her und süße mit Bio Kokosblütenzucker, Naturdatteln oder Bio Honig. Generell versuchen wir so gut es geht auf Bio Produkte zurückzugreifen. Wir sind auf Glasflaschen umgestiegen wegen den Weichmachern. Ich benutze so gut es geht Naturkosmetik. Ich habe im Mai 2015 mit dem rauchen aufgehört. Meine Schwangerschaften waren stets Komplikationslos. Körperlich bin ich fit auch eine Vitamin und Mineraldiagnostik war gut. Ich versuche so oft es geht an die Luft zu gehen und mache viel Zufuß. Sie sehen, ich habe mich viel damit beschäftigt... 5 Monate nach unserem Verlust unserer Tochter haben wir uns in einem Kinderwunschzentrum vorgestellt. Alles war in Ordnung. Lediglich das Spermiogramm meines Mannes wies eine Morphologie von 2% auf. Es sollte im Sep 2019 die erste IUI im Spontanzyklus stattfinden. Im Aug wurde ich jedoch spontan schwanger. Ich wurde bei beiden Schwangerschaften spontan schwanger. Könnte die noch ein Faktor sein? Liebe Grüße

von Charlie2019 am 28.02.2020, 09:16



Antwort auf: Zwei Totgeburten in einem Jahr

Hallo, ist bei dem OGTT auch der Insulinspiegel bestimmt worden? Die Zuckerwerte sind ja nicht ganz unauffällig. Ein Abfall nach einer Stunde mit anschließendem Anstieg sollte eigentlich nicht auftreten.... Das Whey Pulver würde ich in der Kinderwunschzeit definitiv weglassen. Generell vertraue ich vielen dieser "Fitness-Präparaten" nicht und wäre damit sehr zurückhaltend! Viele Grüße Christoph Grewe

von Dr. Christoph Grewe am 29.02.2020



Antwort auf: Zwei Totgeburten in einem Jahr

Hallo, nein ein Insulinspiegel wurde nicht gemessen bzw. liegt mir kein Wert vor. Wird dieser standartmäßig bei einem OGTT gemessen? Mir liegen nur die 3 Werte auf dem Aufkleber des Labors aus dem Mutterpass vor. Wird der Wert bei einem Diabetologen untersucht? Oder bei einem Endokrinologen, weil Insulin ein Hormon ist? Ich würde mir nächste Woche eine entsprechende Überweisung holen und das testen lassen. Weder meinen Frauenarzt, noch der Pränataldiagnostiker fanden die Werte in der SS auffällig bzw. wurde nur gesagt, dass alles okay sei. Mir war nämlich sehr wichtig, dass dies untersucht wird. Meine Mutter hatte bei meiner jüngeren Schwester Schwangerschaftsdiabetes, der sich später zu einem Manifesten Diabetes entwickelt hat. Danke

von Charlie2019 am 29.02.2020, 16:22



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Hallo, das Insulin kann bei jedem OGTT mitbestimmt werden, was aber leider nicht zur Routine gehört. Am besten im Voraus offen ansprechen. Wenn die Spiegel erhöht wären, könnte man über Metformin diskutieren. Viele Grüße Christoph Grewe

von Dr. Christoph Grewe am 02.03.2020



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Hallo Herr Dr. Grewe, ich habe kommende Woche einen Termin bei Diabetologen. Es wird nochmal ein OGTT gemacht und diesmal wird auch der Homa-Index bestimmt. Danke nochmal für ihre Hilfe. Viele Grüße

von Charlie2019 am 03.03.2020, 13:46



Antwort auf: Zwei Totgeburten in einem Jahr

Cave: Für den HOMA Index wird nur der basale Insulinspiegel bestimmt. Der 1- und 2-Stunden-Wert wäre aber auch interessant.

von Dr. Christoph Grewe am 03.03.2020



Antwort auf: Zwei Totgeburten in einem Jahr

Hallo Herr Dr. Grewe, laut Diabetologen ist alles in Ordnung. Was meinen Sie zu meinen Werten: HbA1c 4,9. Normw. 4 4-6,6 % BZNUE 95. Normw. < 126 mg/dl 4HbA1c 30. Normw. 20-48 mmol/mol eAG. 94 BZ3 100 Normw. < 140 mg/dl BZ2 77 VINSU 5,01 Normw. 3,21-16,32 IU/ml HOMA Index 1,2 Normw. < 2,4 Würden Sie trotzdem Metformin empfehlen? Wäre es sinnvoll eine Immunologische Untersuchung zu machen? Macht es Sinn es nochmal mit einer weiteren SS zu versuchen? Für eine Antwort wäre ich Ihnen sehr Dankbar. Mir gehen mittlerweile die Ideen aus was nicht mit mir stimmen könnte. Liebe Grüße!

von Charlie2019 am 22.03.2020, 09:24



Antwort auf: Zwei Totgeburten in einem Jahr

Hallo, wenn ich die Werte richtig verstehe, steigt auch bei diesem OGTT der BZ nach 2 Stunden weiter an? Auch sehe ich nur den nüchtern-Insulin-Spiegel. Wie sich die Insulinspiegel parallel verhalten, ist nicht ersichtlich. Einen zwingenden Grund Metformin zu nehmen, gibt es bei Ihnen nicht, man kann es aber diskutieren. Natürlich können Sie wieder versuchen, Schwanger zu werden. Ich drücke Ihnen fest die Daumen. Viele Grüße Christoph Grewe

von Dr. Christoph Grewe am 22.03.2020



Antwort auf: Zwei Totgeburten in einem Jahr

Hallo Herr Dr. Grewe, Ja, der Wert steigt wieder nach zwei Stunden. Was mit dem Insulinverhältnis gemeint ist, weiss ich leider nicht. Mir liegen nur diese Werte vor. Vielen Dank und viele Grüße!

von Charlie2019 am 23.03.2020, 16:48



Antwort auf: Zwei Totgeburten in einem Jahr

Mich hätten die Insulinwerte nach 1 und 2 Stunden interessiert. Wie hoch sie steigen und ob sie nach 2 Stunden wieder fallen. Dies ist leider nicht ersichtlich.

von Dr. Christoph Grewe am 23.03.2020



Antwort auf: Zwei Totgeburten in einem Jahr

Nüchtern 95, nach einer Stunde 77 und nach zwei Stunden 100. Eigentlich müsste dieser nach zwei wieder sinken.

von Charlie2019 am 24.03.2020, 08:52



Antwort auf: Zwei Totgeburten in einem Jahr

Genau. Und was macht das Insulin nach einer und nach zwei Stunden? Steigt es auch noch an? Und wenn ja, wie weit?

von Dr. Christoph Grewe am 24.03.2020



Antwort auf: Zwei Totgeburten in einem Jahr

Das weiss ich leider nicht. Ich habe mir nim mal ein Zuckertestgerät zugelegt. Ich habe folgende Werte getestet: nüchtern 84 3 std nach dem Essen 113 4 std. nach dem Essen 121 5 std. Nach dem Essen 109 Mein Zuckerspiegel sinkt nur sehr langsam, obwohl die Werte noch in der Norm sind. Nun weiss ich nicht wie Ausschlaggebend die Werte sind. Viele Grüße

von Charlie2019 am 25.03.2020, 15:37



Antwort auf: Zwei Totgeburten in einem Jahr

Die so gemessenen Zuckerwerte helfen leider nicht, da nicht unter Standardbedingungen gemessen. Es geht ja lediglich im die Entscheidung, ob man Ihnen Metformin geben sollte. Ich würde dies "zum Feintuning" eher großzugig geben. Der nach 2 Stunden noch steigende BZ wäre ein Argument, der Verlauf der Insulinspiegel wäre ein weiteres.

von Dr. Christoph Grewe am 26.03.2020



Antwort auf: Zwei Totgeburten in einem Jahr

Danke für die Empfehlung. Im Falle einer erneuten Schwangerschaft werde ich die Behandlung mit Metfomin bei meinem Frauenarzt ansprechen. Liebe Grüße und bleiben Sie in der gerade schwierigen Zeit gesund.

von Charlie2019 am 26.03.2020, 13:17