Kryo-Zyklus, Transferzeitpunkt

Dr. med. Friedrich Gagsteiger Frage an Dr. med. Friedrich Gagsteiger Reproduktionsmediziner

Frage: Kryo-Zyklus, Transferzeitpunkt

Guten Morgen,  ich befinde mich im natürlichen Kryo-Zyklus. Ich war an ZT 9 zum Ultraschall, ein Follikel von 14 mm war vorhanden, es wurde Blut abgenommen (aber ich habe keine Rückmeldung zu den Werten bekommen). Am Samstag, ZT 12, hatte ich morgens einen positiven Ovulationstest in der Hand. Nach Rücksprache mit der Klinik angeblich "nicht schlimm" und ich soll am Abend dieses Tages die Ovitrelle spritzen, sodass die Klinik mit einem Eisprung an ZT 14 morgens rechnet und 5 Tage später Transfer einer Blastozyste sein soll. So weit, so gut. Nur nun mache ich mir Gedanken, was wenn mein Eisprung nicht erst an ZT 14 morgens war, sondern schon an ZT 13 im Laufe des Tages (gestern). Da mein eigener LH-Anstieg ja schon 12 Stunden vor der Ovitrelle war. Vom Bauchgefühl gehe ich auch davon aus, dass der Eisprung schon gestern an ZT 13 war. Ich messe auch Basaltemperatur und konnte heute, an ZT 14, wo ja angeblich erst mein Eisprung stattfinden soll, bereits einen deutlichen Temperaturanstieg feststellen, was auch eher auf einen Eisprung an ZT 13 hindeutet. Die Klinik besteht weiter auf einen Transfer wie geplant und rechnet fest damit, dass der Eisprung 36 Stunden nach Ovitrelle wie geplant an ZT 14 ist. Mein Bauchgefühl und die Temperaturkurve sagen aber was anderes. Vermutlich wird unsere Blastozyste dann daher nicht an Eisprung +5 transferiert, sondern an Eisprung +6, weil der Eisprung vermutlich schon früher war. Kann man das trotzdem machen oder ist das Ganze schon von vornherein zum Scheitern verurteilt? Es ist unser einziger Embryo und ich möchte ihn nicht verschwenden, wenn er eh keine Chance hat. Vielen Dank im Voraus! 

von LenjaZ am 29.01.2024, 07:09



Antwort auf: Kryo-Zyklus, Transferzeitpunkt

Es ist verständlich, dass Sie besorgt sind, insbesondere da es sich um Ihren einzigen Embryo handelt. Beim natürlichen Kryo-Zyklus ist das Timing für den Embryotransfer entscheidend, da es idealerweise mit dem optimalen Zeitpunkt der Implantationsbereitschaft der Gebärmutterschleimhaut übereinstimmen sollte. Und es gibt tatsächlich Hinweise, dass ein zu früher Anstieg des Progesterons die Chance auf eine Schwangerschaft vermindert. Viele Kliniken messen am Tag der "Ovulationsinduktion" den Progesteron-Wert und verzichten bei deutlichem Anstieg auf den Transfer oder verschieben ihn bei einem Kryotransfer nach vorne. Die Situation, die Sie beschreiben, ist komplex. Hier einige Punkte, die zu bedenken sind: Ovulationstests und LH-Anstieg: Ein positiver Ovulationstest zeigt in der Regel einen LH-Anstieg an, der etwa 36-40 Stunden vor dem Eisprung beginnt. Wenn Sie also schon an ZT 12 morgens einen positiven Test im Urin hatten, wäre es normal, dass der Eisprung spätestens zwischen ZT 13 und ZT 14 stattfindet. Ihr LH-Hormon lässt sich im Urin ja erst nachweisen, wenn es durch die Nieren ausgeschieden wird. Also war es schon vorher im Blut angestiegen. Einsatz von Ovitrelle: Ovitrelle wird verwendet, um den Eisprung zu induzieren. Die Ovulation erfolgt normalerweise etwa 37 bis 40 Stunden nach der Injektion, falls vorher kein eigener LH-Anstieg war. Temperaturanstieg und Basaltemperaturkurve: Ein Temperaturanstieg kann ein Indikator für einen stattgefundenen Eisprung sein, muss es aber nicht. Wenn Sie bereits an ZT 14 einen Temperaturanstieg festgestellt haben, könnte dies darauf hindeuten, dass Ihr Eisprung tatsächlich früher stattgefunden hat, möglicherweise an ZT 13. Timing des Transfers: Im Allgemeinen wird der Embryotransfer auf einen bestimmten Zeitpunkt nach dem vermuteten Eisprung abgestimmt, um die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Implantation zu maximieren. Wenn Ihr Eisprung tatsächlich früher stattgefunden hat, könnte dies das Fenster der Implantationsbereitschaft nach vorne verschieben. Es ist wichtig, diese Bedenken mit Ihrem behandelnden Reproduktionsmediziner oder Ihrer Klinik zu besprechen. Sie können um eine erneute Bewertung des Timings bitten oder fragen, ob weitere Untersuchungen (wie eine Ultraschalluntersuchung zur Beurteilung der Gebärmutterschleimhaut) sinnvoll wären. Die medizinischen Fachkräfte können auf Basis Ihrer individuellen Situation und der verfügbaren Daten eine fundierte Entscheidung treffen. Da das Wochenende allen kostbar ist, hat man sicher nichts dagegen schon am Freitag zu transferieren. Letztendlich hängt der Erfolg eines Embryotransfers von vielen Faktoren ab, und es gibt keine Garantie. Es ist jedoch wichtig, dass Sie sich mit der Entscheidung wohl fühlen und alle Ihre Fragen und Bedenken geklärt sind, bevor Sie fortfahren. 

von Dr. Friedrich Gagsteiger am 29.01.2024



Antwort auf: Kryo-Zyklus, Transferzeitpunkt

Guten Morgen Herr Dr. med. Gagsteiger,  Ihre gestrige Antwort hat mir sehr geholfen. Vielen herzlichen Dank für Ihre ausführliche und hilfreiche Antwort. Diese hat mich auch in meinem Bauchgefühl bestärkt.  Ich habe die Klinik gestern auch kontaktiert und nachgefragt, wie wir weiter vorgehen sollen. Wir sind nun so verblieben, dass wir diesen Zyklus abbrechen und nächsten Zyklus einen neuen Versuch wagen, mit hoffentlich besserem Timing und engmaschigerer Kontrolle. Es ist mir nicht leicht gefallen, diese Entscheidung zu treffen, aber mein Bauchgefühl war tatsächlich schlecht und ich möchte mir nicht immer Vorwürfe machen, wenn es tatsächlich nicht geklappt hätte. Ich bin mir nachwievor ziemlich sicher, dass mein Eisprung bereits am Sonntag an ZT 13 war. Nach 3 Jahren Kinderwunsch, mit hunderten Ovulationstests und Temperaturmessungen kennt man seinen Körper leider sehr gut... Meine Klinik hielt nichts davon jetzt nochmal einen Ultraschall o. Ä. zu machen um den Transferzeitpunkt ggf anzupassen. Die hätten das nur planmäßig am Samstag gemacht, aber ihn nicht vorgezogen. Daher dann Abbruch.  Meinen Sie es macht Sinn, nächsten Zyklus vor Auslösen des Eisprungs dann den Progesteronwert im Blut mitbestimmen zu lassen? Also kommt es gar nicht so genau auf den Zeitpunkt des Eisprungs an, sondern darauf, wann das Progesteron beginnt zu steigen?  Da meine Temperatur bereits gestern morgen an ZT 14 erhöht war spricht das ja dafür, dass mein Körper bereits zu diesem Zeitpunkt Progesteron "ausgeschüttet"(?) hat. Zu einem Zeitpunkt wo laut Klinik noch nicht mal der Eisprung gewesen sein sollte.  Ich muss auch sagen mein Ovulationstest war sogar schon abends an ZT 11 am steigen, jedoch erst morgens an ZT 12 dick positiv.  Nochmals vielen Dank für Ihre Hilfe! 

von LenjaZ am 30.01.2024, 07:31



Antwort auf: Kryo-Zyklus, Transferzeitpunkt

Die Basaltemperatur ist die Körpertemperatur im Ruhezustand. Sie wird typischerweise direkt nach dem Aufwachen und vor dem Aufstehen gemessen. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass die Basaltemperatur durch verschiedene Faktoren wie unruhigen Schlaf, Krankheit, Stress, Reisen, Alkoholkonsum am Vorabend oder auch physische Aktivität beeinflusst werden kann. All diese Faktoren können dazu führen, dass die Temperatur ansteigt, wodurch die Daten möglicherweise verfälscht werden. Hinzu kommt, dass es wenige Faktoren gibt, die die Basaltemperatur senken können, was bedeutet, dass ein Temperaturanstieg nicht immer eindeutig auf einen Eisprung zurückzuführen ist. Daher sollten die Ergebnisse der Basaltemperaturmessung mit Vorsicht interpretiert werden und idealerweise mit anderen Methoden, wie zum Beispiel der Überwachung des Zervixschleims oder Ovulationstests, kombiniert werden. Die Bestimmung des Progesteronspiegels im Blut kann in diesem Zusammenhang eine wertvolle Ergänzung sein, da sie weniger von äußeren Faktoren beeinflusst wird und ein direkterer Indikator für den Eisprung und die anschließende Lutealphase ist. Wie bereits erwähnt, ist es aber immer wichtig, solche Maßnahmen in Absprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin zu planen. Neuere wissenschaftliche Arbeiten deuten aber darauf hin, dass in einem Kryozyklus ein "Auslösen" der Ovulation mit HCG, auch wenn der Follikel noch nicht seine ideale Größe erreicht hat, gleich gute Ergebnisse ergeben kann. Das lässt dann mehr zeitliche Flexibilität zu. Eine gute Lutealphase ist aber genauso eine wichtige Voraussetzung. Aber in Ihrem Fall hätte ich einfach den Transfer früher gemacht und alles wäre ideal gewesen.  Viel Glück!

von Dr. Friedrich Gagsteiger am 30.01.2024



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