Lieber Doc Brügel, ich war vor kurzem bei einem Vortrag von Ihnen, hier bei uns im RMK und finde Ihre Einstellung bzgl. unserer Kinder (auch schon zu Corona Zeiten) einfach klasse, weshalb ich Sie heute gerne um Rat fragen möchte. Die Ehe mit meinem Mann ist, nach einer sehr intakten Ehe, leider im Frühjahr durch eine psychischen Erkrankung seinerseits, in die Brüche gegangen. Wir haben drei Kinder, welche alle sehr unterschiedlich mit der Situation umgehen. Wir versuchen weiterhin, gemeinsam als Familie für die Kinder da zu sein, was uns mal besser und mal schlechter gelingt. Am Schwierigsten sind die Trennung (und vor allen Dingen die Stimmungsschwankungen meines Mannes, aufgrund seiner Depression) für unseren Mittleren (gerade 4 Jahre alt geworden). In der Anfangszeit reagierte er damit, dass er einmal im Monat richtig doll krank wurde, aktuell reagiert er auf die Stimmungen meines Mannes mit sehr bockigem und anstrengenden Verhalten. Hinzu kommt, dass er in solchen Phasen kaum Essen mag und so einige Eigenarten entwickelt hat. Wenn er morgens aufsteht muss er sich sofort alleine anziehen, am liebsten lange Hosen, bei JEDEM Wetter. Es ist ein Kampf, bis er dann einmal eine kurze Hose anzieht, weil es einfach zu heiß ist. Er geht dann tagsüber bis zu 4 Mal hoch, um sich wieder umzuziehen. In sein Zimmer (welches er sich mit seiner kleinen Schwester teilt), darf zur Zeit niemand gehen, weil er dort keine Unordnung haben möchte und immer nach dem Spielen alles sofort wieder Aufräumen muss. Wenn die Stimmung bei meinem Mann wieder besser ist, relativiert sich das immer alles ziemlich schnell wieder und der kleine Wirbelwind ist wieder der aufgeschlossene, fröhliche, freundliche und liebenswerte Kerl, wie wir ihn kennen. Die Situation ist für uns alle nicht leicht und ich versuche, alle Spannungen meines Mannes auszugleichen und den Kindern ganz viel Liebe und Aufmerksamkeit zu schenken. Wie Sie sich aber vielleicht vorstellen können, ist die Situation für mich, alleinerziehend mit 3 Kindern, darunter noch einem Stillkind (welches seit der Trennung non stopp nur noch an Mama hängt), Haus und "Hof" und dann noch den unberechenbaren Stimmungen meines (Ex) Mannes nicht immer einfach und so passiert es auch, dass ich mal unausgeglichen bin und unangemessen reagiere, wenn er wieder einmal nur Unsinn macht oder bockig ist und ich keinen Nerv habe, wieder eine halbe Stunde darüber zu diskutieren, dass man bei 35 Grad keine lange Hose tragen sollte. Ich weiß, dass es falsch ist, ihn dann doll zu schimpfen und es tut mir im Nachhinein auch wahnsinnig leid, zumal es ja zu keiner Verbesserung der Gesamtsituation führt. Nun aber zu meiner eigentlichen Frage. Denken Sie, dieses Verhalten meines 4 jährigen Sohnes, auf die Stimmungsschwankungen meines Mannes, sind im normalen Rahmen, nach einer Trennung und einem psychisch erkrankten Papa oder sollte ich doch Hilfe für ihn, in welcher Art auch immer, suchen, um langwierige Folgen zu vermeiden? Ihr Kollege sieht das bisher sehr gelassen, ich konnte aber auch nur kurz, im Rahmen der U9, das Thema anschneiden, da ich auch hier wieder an Ihre Worte denken musste, was in einem Kind vorgehen muss, wenn die Mutter vor ihm beim Arzt das Gespräch sucht, nach dem Motto "heute komme ich mit XY, meinem Sorgenkind“. Es gab übrigens schon einige Gelegenheiten, bei denen ich an Ihre Worte aus dem Vortrag denken musste, zuletzt an die Geschichte, dass sie heutzutage keinem Kind mehr Blut abnehmen können, ohne warten zu müssen, bis die Mutter Youtube mit „Winnie the Pooh“ geladen hat. Das hat mich bei einer ähnlichen Situation sehr bestärkt, meinem Sohn gegenüber bestimmt zu erklären, dass es beim Kinderarzt einfach Dinge gibt, die sein müssen, auch wenn sie mal weh tun, und seither haben wir auf einmal überhaupt kein Theater mehr, was vorher unvorstellbar war! Vielen herzlichen Dank für Ihre tolle Arbeit und sollten wir mal einen neuen Kinderarzt brauchen sollten (was ich nicht hoffe, weil wir sehr zufrieden sind) wären Sie unsere 1. Wahl hier im RMK 🙂.
von Easys am 25.08.2023, 08:15