Hallo Dr. Busse,
mein Sohn, 3 Jahre, hat Ergüsse in beiden Ohren. Der HNO möchte ihm die Polypen entfernen, der Kinderarzt ist davon überhaupt nicht begeistert und plädiert für Paukenröhrchen.
Können Sie mir mal objektiv die Vor- und Nachteile der beiden Methoden zusammenfassen? Bzw. wann man eher die Röhrchen einsetzt, wann eher Polypen rausnimmt?
Vielen Dank
Marion
Mitglied inaktiv - 06.03.2006, 09:54
Antwort auf:
Allgemein: Paukenröhrchen oder Polypen-OP
Liebe Marion,
bei den häufigen Infekten der Luftwege in diesem Alter reagiert meistens auch das Mittelohr mit und es bildet sich auch dort Sekret. Bei den meisten Kindern wird das in den folgenden Wochen dann wieder vom Körper abgebaut.
Nur wenn über längere Zeit ein solcher Erguss im Mittelohr bleibt und damit über längere Zeit das Hören des Kindes und seine Sprachentwicklung beeinträchtigt, muss man über eine Behandlung nachdenken. Oft sind es übergroße Polypen, die die Belüftung des Mittelohrs beeinträchtigen und über ständige Mundatmung auch Infekte begünstigen. Dann kann es sinnvoll sein, die zu entfernen. Während der Operation kann der HNO-Arzt dann den Erguss im Mittelohr absaugen und wenn sich dabei ergibt, dass er so zäh ist, dass auch nach Entfernung der Polypen keine Besserung zu erwarten ist, macht es Sinn, in der selben Operationssitzung auch Paukenröhrchen zu legen.
Alles Gute!
von
Dr. med. Andreas Busse
am 06.03.2006
Antwort auf:
Allgemein: Paukenröhrchen oder Polypen-OP
Liebe Marion,
wieso lässt du den HNO-Arzt nicht beides machen?
Bei meiner Tochter wurden kurz nach dem 3. Geburtstag sowohl Paukenröhrchen eingesetzt als auch die Polypen entfernt. Es war so, dass sie ebenfalls hinter beiden Trommelfellen Ergüsse hatte. Diese hatten aber lt. unserem HNO-Arzt nur entstehen können, weil durch die großen Polypen die Belüftung im Ohr nicht gegeben war. Das würde doch heißen, dass du deinem Sohn zwar mit den Paukenröhrchen hilfst, aber die eigentliche Ursache nicht beseitigst, wenn du die Polypen drinnen lässt.
Meine Tochter hatte damals quasi ständig Infekte und sprach sehr schlecht. Sie war nur für Eingeweihte zu verstehen und das lag daran, dass sie einfach nicht richtig hörte.
Die OP machte unser HNO-Arzt ambulant in einem angemieteten OP-Saal. Sie fand an einem Freitag statt und dauerte eine gute halbe Stunde. Unsere Tochter bekam eine Vollnarkose und wir waren dann gleich bei ihr im Aufwachraum. Sie verschlief dort noch die ersten 2 Stunden und kam dann langsam zu sich. Sie wurde dann untersucht und wir mussten noch einmal zwei Stunden warten. Dann wurde sie ein weiteres Mal untersucht und wir nach Hause entlassen.
Sie war an diesem Tag ein klein bisschen "angeschlagen" und NATÜRLICH lässt man ein Kind dann auch nicht alleine, weder tags noch nachts.
Viele raten dazu, einen solchen Eingriff lieber stationär vornehmen zu lassen. Wir wohnen nur 5 Minuten vom Krankenhaus entfernt und wären in einer nicht so gut verlaufenen Situation nach der OP schnell dort gewesen. Wenn man allerdings auf dem Land wohnt und stundenlang fahren müsste, sollte man sich das sicherheitshalber überlegen.
Am Tag nach der OP (ein Sonnabend) mussten wir vormittags noch einmal in die HNO-Praxis zu einer Kontrolle. Es war alles zur Zufriedenheit des Arztes und unsere Tochter schon wieder fidel.
Sie ist dann genau so, wie er es uns angekündigt hatte, bereits am Montag wieder in den Kindergarten gegangen, als ob nichts gewesen wäre. Ich hatte das vorher nicht geglaubt, aber es ging ihr wirklich richtig gut.
Wir mussten dann natürlich immer aufpassen, dass sie nicht beim Baden oder Schwimmen mit dem Kopf untertaucht, damit kein Wasser (und keine Keime) ins Ohr gelangen können. Dafür hatten wir kleine Stöpsel bekommen; die taugten allerdings eher für das Haarewaschen zu Hause und nicht so sehr beim Plantschen draußen im Sommer. Da muss man eben wirklich aufpassen.
Die Paukenröhrchen waren bei ihr jeweils ein knappes Jahr drin, bis sie irgendwann rausgefallen sind. Die Polypen sind bis heute (sie wird jetzt 10 Jahre) nicht nachgewachsen, was auch immer passieren kann.
Alles in allem kann ich sagen, dass es eine Freude war zu sehen, wie sich unser Kind nach der OP entwickelt hat. Wir gingen damals noch ein gutes Jahr mit ihr zur Logopädin, weil ihre Sprache mit dem jetzt so klar zur Verfügung stehendem Hörvermögen nicht gleich Schritt halten konnte.
Alles Gute und viele Grüße!
Agnetha
Mitglied inaktiv - 06.03.2006, 12:40