Sehr geehrte Frau Höfel,
meine Tochter ist jetzt 8 Wochen alt. Am 17.12.21 geboren. Die kleine Maus hat extreme Probleme zum Beispiel auf der Couch zu schlafen oder in der Wippe. Das geht immer mal ca 20minuten danach wird sie wieder wach. Sobald ich sie bei uns ins Bett lege,schläft sie zwar ein aber stehe ich auf,wird sie auch da wieder wach. Wirklich durchschlafen tut sie nur,wenn jemand neben ihr liegen bleibt. Haben sie einen Tipp für mich?
von
daspati
am 13.02.2022, 18:52
Antwort auf:
Schlaf vom Baby
Liebe daspati,
mein Tipp: tragen, tragen und tragen.
In diesem Alter leben die Kinder nur nach Ihren Bedürfnissen: Essen, kuscheln, schlafen, kuscheln und wieder von vorne. Frei von jeder Vorgabe.
Wir würden das auch gerne, können es aber nicht mehr, da wir rundum von diversen Zwängen umgeben sind (Arbeit, Geschäftszeiten etc.).
Deshalb gönnen Sie Ihrem Kind diese Zeit.
Was Ihr Neugeborenes "gelernt (erfahren)" hat: bei Mama und Papa ist Wärme, da ist vertraute Stimme, da ist vertrauter Geruch, da ist Nahrung, da ist Sicherheit - da kann ich in den Schlaf gleiten.
Mal ehrlich: was würden Sie sagen, wenn Ihr Mann sagen würde. Deine Kuschelei mit mir ist nach wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht nötig. Du musst lernen alleine (ein)zuschlafen. Sie würden Ihrem Mann einen Vogel zeigen!!!!! Ihr Kind ist aber erst 59 Tage alt!
Der Tipp kann nur heißen: tragen, tragen, tragen und da sein und gelassen bleiben! Und das Kind trösten, wenn es weint!
Wenn Sie nach New York ziehen, dann würden Sie sich zu Anfang völlig unsicher fühlen (Angst haben, heulen, sich ungerecht behandelt fühlen), wenn Sie sich nach 2 Wochen auf einmal irgendwo in der Stadt wiederfinden würden! Klar, Sie würden sich dann umschauen und gucken, ob Sie irgendetwas wiedererkennen - Ihr Kind kann das nicht, denn es kann nur einen kurzen Radius scharf sehen! Da gilt: aus dem Auge - aus dem Sinn - Verlassensein!
Und Sie würden in New York nach dem Weg fragen - Ihr Kind kann das nicht - es weiß gar nicht, was ein Weg ist!
Ihr Kind schläft auf dem Arm (in Sicherheit) oder vom Schaukeln des Kinderwagens (bekannte Bewegung) ein und wacht im Bett auf - da würde ich auch schreien! Ihr Kind ist irritiert.
Irritiert, weil es auf dem Arm einschläft, aber an einer anderen Stelle wieder aufwacht! Das Kind weiß nämlich nicht, dass Sie es dort abgelegt haben!
Wenn Sie vor dem Fernseher einschlafen und im Bett aufwachen, dann wissen Sie, dass Ihr Mann so nett war........Ihr Kind kann das nicht einordnen.
Deshalb fühlt es sich im Moment auf Ihrem Arm am wohlsten und das ist gut (und völlig normal) so!
Sicher können Sie sich noch erinnern wie es war als Sie Ihren Freund/ Ihren Mann kennengelernt haben! Da war schmusen, anschauen, knuddeln, knutschen, "zusammenkleben" angesagt - am liebsten hätte man sich doch überhaupt nicht losgelassen, oder?
Und so geht es im Moment Ihrem Kind! Ihr Kind war 9 Monate im Bauch - und da herrscht eine wahnsinnige Geräuschkulisse, da ist richtig Krach! Diesen "Krach" in Form von Herzschlag und Darmgeräuschen sucht Ihr Kind, um sich in Sicherheit zu wiegen, deshalb ist Tragen angesagt.
Hier noch ein Brief einer anderen Forums-Nutzerin
"es gibt solche Babys, meiner war auch so einer. Ich habe mir das Buch „Das 24-Stunden-Baby" von Dr. William Sears zugelegt - hier stehen so manche hilfreiche Erklärungen und auch Tipps.
Zusammenfassend kann man sagen: das Einzige was hilft sind TRAGEN und/oder STILLEN und das rund um die Uhr und es ist das Beste was Du für Dein Baby tun kannst. Keine Bange, Du verwöhnst Dein Baby damit nicht, Du erfüllst nur seine existentiellen Bedürfnisse.
(Ich habe mal den schlauen Satz gelesen ..."und glauben Sie nicht, dass Sie ihrem Baby damit irgendeine besondere Gunst erweisen. Getragen und Gestillt zu werden ist für ihn lediglich der Normalzustand."
Nachdem ich das begriffen hatte wurde mein Leben einfacher. (Auch wenn das Tragen selbst natürlich anstrengend war)
Unser Sohn wurde die ersten 3 Monate seines Leben quasi nicht mehr abgelegt, sondern er schlief und wachte nur in meinen Armen - und wenn ich zu müde wurde, übernahmen ihn andere hilfreiche Hände. Ein Freundin hat das mal folgendermaßen genannt - "Euer Sohn schläft nur auf Körpern, grins).
Nachdem er jedenfalls begriffen hatte, dass er sich felsenfest darauf verlassen kann wurde er fast schlagartig zufrieden.
Heute mit 11 Monaten ist er ein heiteres, gelassenes Baby, dass sich sicher sein kann, dass wir alles versuchen, seine Bedürfnisse zu erfüllen und damit in sich selbst ruht.
Ich kann Euch nur wünschen, dass Ihr Euren Weg findet,
LG Joshi"
Bleiben Sie gelassen und tragen Sie Ihr Kind - das gibt ihm soviel Sicherheit.
Ein gut gebundenes Kind wird im Leben immer sicher sein. Aber um dieses "gut-gebunden-sein" zu erreichen bedarf es Jahre! Jahre, in denen dem Kind immer wieder signalisiert wird: ja, ich bin da! Ja, hier bist Du sicher! Ja, komm her, egal, was Du hast!
Dann kann ein Kind sich der Welt zuwenden.
Was wir immer vergessen: unsere Kinder sind noch nicht fertig, wenn sie geboren werden. Unsere Schwangerschaft ist zu kurz! Wir müssten ca. 2 Jahre schwanger sein, damit unsere Kinder sich alleine ernähren könnten (also Essen greifen und essen), kurz nach der Geburt aufstehen und loslaufen könnten (Gefahr entrinnen) und in kürzester Zeit kommunizieren könnten."
Ihr Kind lebt nach seinen Bedürfnissen!
Wünschen wir uns das nicht alle? Nach unseren Bedürfnissen leben? Wir können das nicht mehr - rundherum Zwänge. Lassen Sie Ihrem Sohn diese Zeit der Bedürfnisorientierung.
Es ändert sich von selbst. Und nein, Sie machen nichts falsch!!!! Im Gegenteil!!!!!
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 14.02.2022